Dagmar Petrovitsch
- Story
Ein Herz für Kinder, ein Leben für die Pädagogik
Von Dagmar Petrovitsch kann man viel über Kinder und Erziehung lernen. Pädagogik ist eines ihrer Lieblingsthemen, wie es scheint, wenn man mit ihr ins Gespräch kommt. Sie hat in ihrem Büro in der Steinergasse Regale voll mit Büchern über pädagogische Konzepte und reformpädagogische Ansätze. Seit vielen Jahren ist sie in diesem Bereich tätig und kennt sich nicht nur theoretisch mit Pädagogik aus, sondern auch praktisch, seit vielen Jahren.
Sie arbeitete drei Jahre in Oberösterreich in heilpädagogischen Kindergärten und ein Jahr in einem integrativen Kindergarten in Tulln, bevor sie nach Wien kam und als Pädagogin in einem evangelischen Kindergarten in Wien Landstraße zu arbeiten begann. 1998 hat Dagmar Petrovitsch dann selbst einen Kindergarten im 16. Bezirk gegründet. Ihr Motiv damals war: „Ich möchte einen Kindergarten, in dem sich alle wohlfühlen: die Kinder, die Pädagog:innen und die Eltern“.
„Ich fordere leistbare Montessori-Pädagogik für alle!“
Sowohl als Mutter (sie hat zwei eigene Kinder) als auch als Pädagogin schätzt Dagmar Petrovitsch den Ansatz von Maria Montessori sehr. Das Schöne daran ist, dass den Kindern die Neugierde aufs Lernen nicht genommen wird. „Das Kind wird dort abgeholt, wo es gerade steht. Es darf im eigenen Tempo lernen, dann, wenn die Bereitschaft dazu da ist. Denn es gibt oft kurze, sensible Phasen, sogenannte Fenster, bei denen das Kind besonders aufnahmefähig ist. Und die werden bei Montessori beobachtet und genutzt“, erzählt Dagmar Petrovitsch.
Begreifen kommt von Angreifen
In der Montessori-Pädagogik wird größter Wert auf die Materialien gelegt. Diese sollen helfen, die Theorie zu „begreifen“. Da kommen dann zum Beispiel binomische Kuben zum Einsatz, die den Satz des Pythagoras begreifbar und somit verständlicher machen. Für Dagmar Petrovitsch sind es aber vor allem Werte wie Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und eine offene, respektvolle, kritische Haltung, die sie an Montessori sehr schätzt. Diese Werte gehen Hand in Hand mit den Grundwerten der Diakonie und bestätigen nochmal, dass sie genau am richtigen Arbeitsplatz ist, nämlich dort, wo sie als Expertin der sogenannten „vorurteilsbewussten Pädagogik“ etwas bewirken kann.
Schulen und Kindergärten mit Montessori-Pädagogik sind leider noch immer den Kindern zugänglich, deren Eltern es sich leisten können. Sie sind teurer, weil mehr Pädagog:innen für weniger Kinder da sind. Das will Dagmar Petrovitsch ändern: „Ich fordere leistbare Montessori-Pädagogik für alle!“
„Vorurteilsbewusste Pädagogik heißt, dass unsere Pädagog:innen gesellschaftliche Vorurteile bewusst reflektieren und hinterfragen. Für die uns anvertrauten Kinder bedeutet das eine Vielzahl an Gelegenheiten, in denen sie positive Erfahrungen mit Diversität machen und unterschiedliche Lebensrealitäten wertfrei kennenlernen können.“
Als pädagogische Leitung der Kindergärten und Horte der Diakonie ist sie auch für alle personellen Belange in diesem Bereich zuständig. Das erfordert viel Menschenkenntnis und ein gutes Gespür, wer für diesen Job mit Kindern geschaffen ist. Denn es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die viel Stabilität, Struktur, starke Nerven und unendlich viel Geduld braucht. „Man kann jahrelang Pädagogik studiert haben und trotzdem keine Ahnung von Kindern haben“, ist sie überzeugt. Die evangelischen Kindergärten der Diakonie sind übrigens offen für Menschen aller Konfessionen und für Menschen ohne religiöses Bekenntnis. Diversität und Offenheit sind Grundpfeiler der Diakonie.
Die Diakonie feiert heuer ihren 150. Geburstag. Im Jubiläumsjahr erzählen wir die Geschichte der Diakonie: Anhand vieler Geschichten von Menschen, die Diakonie gelebt, erlebt und geprägt haben: Gründer:innen, Mitarbeiter:innen und Klient:innen. Wir blicken zurück und schauen in die Zukunft – unter dem Motto „aufeinander zugehen“.
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