Christine Hubka
- Story
Die engagierte Pfarrerin öffnete die Türen der Kirche für geflüchtete und obdachlose Menschen in Traiskirchen, in Folge entwickelte sich daraus der Diakonie Flüchtlingsdienst.
Christine Hubka studierte Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien, arbeite als Religionslehrerin und absolvierte eine zweijährige kirchliche Ausbildung, die sie mit der Ordination zur Pfarrerin der evangelischen Kirche in Österreich abschloss.
Am 1. Jänner 1983 wurde sie Pfarrerin in Traiskirchen. Ab diesem Moment standen Flüchtlinge vor ihrer Tür, denn die Evangelische Pfarrgemeinde A.B. u H.B. Traiskirchen lag in der Nähe der Flüchtlingsunterkunft. Damals war Traiskirchen eine Massenunterkunft. Christine Hubka war das erste freundliche Gesicht, das die geflüchteten Menschen trafen und sie baten sie, ihnen zu helfen.
Eines Tages, als viele Familien, Kinder und alte Menschen auf der Straße schliefen, weil kein Platz mehr im Lager war, sah die Pfarrerin während eines starken Gewitters die Not und öffnete kurz entschlossen die Pforten der Kirche. Von da an übernachteten täglich an die 90 Menschen in der Kirche, wo sie ein Matratzenlager eingerichtet hatte. Die Pfarrgemeinde reagierte größtenteils positiv und es kamen mehr Menschen als sonst in die Gottesdienste. Das Traurige an der Sache war: Es wurden mehrere Bombendrohungen ausgesprochen.
Pionierarbeit & Start für die Flüchtlingsberatung
Nach einigen Jahren machte die Pfarrgemeinde in einem Brief an die Kirchenleitung auf die Notsituation aufmerksam. In Folge finanzierte die Kirche die Anstellung einer Juristin und so begann Frau Dr. Hennefeld 1989 ihre Arbeit. Das war der Beginn der Flüchtlingsberatung. Bald gab es viele, die ehrenamtlich mitarbeiteten. Als Dolmetscher:innen und in der Administration. Über die Jahre wurde aus der Pionier- und Chaosphase eine strukturierte, professionelle Beratungsarbeit.
Die Beratung bekam eigene Räumlichkeiten. Zehn Jahre lang war Christine Hubka in Traiskirchen tätig. Für die Gründung des Evangelischen Flüchtlingsdienstes erhielt sie gemeinsam mit Gertrude Hennefeld 1993 den Menschenrechtspreis der Bruno-Kreisky-Stiftung. Im Nachhinein bedauert die Pfarrerin, dass sie nicht sofort Strukturen eingefordert hat. Doch sie ist ebenso froh und erleichtert darüber, dass die Beratung in die Professionalität übergegangen ist. Seit ihrer Pensionierung ist Christine Hubka seit zwölf Jahren als ehrenamtliche Gefängnisseelsorgerin in der Justizanstalt Wien-Josefstadt tätig. Heute begleitet sie Familien von Inhaftierten und Strafentlassene.
Die Diakonie feiert heuer ihren 150. Geburstag. Im Jubiläumsjahr erzählen wir die Geschichte der Diakonie: Anhand vieler Geschichten von Menschen, die Diakonie gelebt, erlebt und geprägt haben: Gründer:innen, Mitarbeiter:innen und Klient:innen. Wir blicken zurück und schauen in die Zukunft – unter dem Motto „aufeinander zugehen“.
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