Schulbeginn – alles neu, alles aufregend
- Kommentar
Lernt mein Kind genug in der Inklusionsklasse?
Immer wieder kommt es vor, dass Eltern von ihrer Sorge berichten, wenn ihr Kind ohne Behinderungen in eine Inklusionsklasse kommt, also eine Klasse, in der Kinder mit und ohne Behinderungen zusammen lernen. Dann tauchen Fragen auf: lernt mein Kind dort genug, geht mein Kind dort nicht unter, findet mein Kind Freund:innen, …
Inklusion – starke Kinder, großer Zusammenhalt
Die Sorgen vor dem Unbekannten sind nachvollziehbar, aber unbegründet, denn das Gegenteil ist der Fall. Ein inklusives Setting ist bereichernd, und zwar für alle. Darüber sind sich auch die Expert:innen einig und es gibt Evidenz:
Größere quantitative Studien bestätigen, dass die Lernerfolge von nicht behinderten Schüler:innen in inklusiven Settings gleich oder manchmal sogar besser sind, als in nicht inklusiven Klassen. Schließlich leben wir im Jahr 2023 in einer diversifizierten Gesellschaft. Die Art und Weise, wie Schüler:innen lernen sollen, und auch die Inhalte, werden dem nicht gerecht. Empirische Befunde zeigen auch, dass inklusive Bildung für soziales Lernen sehr zuträglich ist, Kinder sollen hier eine spezifische Form der Solidarität sowie einen ermächtigenden Umgang mit Diversität erlernen. (Quelle)
Gelebte Inklusion fördert eine positive Schulkultur, gut begleitet wird Mobbing reduziert und die sozialen Kompetenzen aller Kinder werden gefördert – was spricht also dagegen? Eigentlich nichts, eigentlich sollte jede Klasse inklusiv sein und alle Kinder sollten mit und voneinander lernen können.
Warum das derzeit nicht der Fall ist, liegt an fehlenden Ressourcen und daran, dass weiterhin stark an Sonderschulen festgehalten wird. Dabei ist es wichtig, umzudenken: Jedes Kind – ob mit oder ohne Behinderung – ist einzigartig, und es braucht eine gemeinsame Schule, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Kinder professionell und mit Herz eingeht und verbindet statt trennt.
Inklusion – überzeugte Eltern, selbstbewusste Kinder
Jene Eltern, deren Kinder Berührungspunkte mit inklusiven Bildungssettings haben, befürworten ein inklusives Setting eher als Eltern ohne Berührungspunkte. Auch das spricht für die positiven Erfahrungen aller Beteiligten:
Eltern mit Inklusionsbegegnungen bzw. mit Inklusionserfahrungen halten das inklusive Lernen zudem häufiger für eine bessere Vorbereitung auf das Berufsleben. Und sie nehmen häufiger eine Selbstwertsteigerung ihres Kindes wahr, als es andere Mütter und Väter tun. (Quelle)
Die Sorgen der Eltern sollen gehört werden. Es ist aber auch wichtig, diesen Sorgen realistisch zu begegnen, denn sie sind – so die Evidenz und die Erfahrung – unbegründet, denn überall dort, wo ein angstfreies und gut begleitetes Miteinander in Vielfalt passieren kann, kann voneinander gelernt werden. Wir müssen unseren Kindern und Pädagog:innen vertrauen und weiterhin die besten Rahmenbedingungen für inklusive Bildung einfordern.

Inklusive Bildung!
Die Schule ist wie unsere Gesellschaft. Nur in „klein“ 😉. Menschen sind unterschiedlich. Kinder sind unterschiedlich. Jeder Mensch hat Stärken, jeder Mensch kann und will etwas beitragen. Wenn Kinder miteinander lernen, lernen sie voneinander, und alle profitieren.
Autor:innen
Andrea Werdenigg MA
Grundlagen & AdvocacySozialexpertin Menschen mit Behinderungen, Inklusion und Bildung