Autismus: Offene Räume schaffen Struktur und geben Orientierung

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31. März 2022
Hell, überschaubar und klar strukturiert sind die im vergangenen September bezogenen Räumlichkeiten des Diakoniewerks in der Smart City Graz. Für Menschen im Autismus-Spektrum wurde hier ein neues Raumkonzept entwickelt, das spezielle Bedürfnisse berücksichtigt.

Das Leben berechenbarer zu machen ist das große Ziel in der Begleitung von Menschen im Autismus Spektrum. Ein Überangebot an Reizen sollte vermieden werden – das gilt nicht nur für zwischenmenschliche Begegnungen, sondern auch für die Räume, in denen sich die Menschen aufhalten.

Neues Raumkonzept schafft Klarheit

Genau das bieten die Räumlichkeiten der Arbeit und Assistenz Graz in der Smart City in Graz. Was in der alten Einrichtung verwinkelte, unübersichtliche Altbauräume waren, sind heute lichtdurchflutete, großzügige Bereiche mit klaren Strukturen und vielen Möglichkeiten, sich barrierefrei und selbstständig zu bewegen. Ein visuelles Leitsystem mit einem Farbkonzept dahinter unterstützt bei der Orientierung. Auch die Möbel sind möglichst schlicht, nicht verspielt, einfärbig, funktionell gehalten.

Die gesamte Einrichtung ist auf Menschen im Autismus-Spektrum ausgerichtet, nichts wurde hier dem Zufall überlassen. Eine doppelt so große Fläche wie bisher ermöglicht Rückzug und vermeidet unnötige Reize. „Die Räume sind heller, weiter, sehr neutral gehalten und strukturiert. Klare Räumlichkeiten ermöglichen eine bessere Arbeitsqualität, auch für die Begleiter:innen“, erklärt die Leiterin Claudia Höfer. 

Visuelle Unterstützung gibt Orientierung

Die Lautsprache ist bei Menschen im Autismus-Spektrum oft schlecht oder gar nicht ausgeprägt. Visuelle Unterstützung in Form kleiner Bilder (so genannte „Unterstützte Kommunikation“) gibt klare Handlungsanweisungen vor, die gut nachvollziehbar sind. Die einzelnen Schritte des Händewaschens beispielweise – vom Einseifen der Hände bis zum Abtrocknen – werden durch kleine Bilder illustriert, die neben dem Waschbecken angebracht sind. Dank dieser visuellen Unterstützung ist es möglich, die Aufgaben eines Tages schrittweise abzuarbeiten. Ablenkungen aller Art werden vermieden, der Fokus auf die Tätigkeit gelenkt. All das sorgt dafür, dass sich Menschen im Autismus Spektrum entspannen, weil der Alltag berechenbar wird.

Eine Frau deutet auf das unterste Piktogramm in einer Reihe, welche neben einem Spiegel angebracht ist.
Händewaschen mit visueller Unterstützung durch Symbole in der Arbeit und Assistenz Graz. / © Ulrike Rauch

Händewaschen: Alles nach Plan

Die 30jährige Sarah Schmölzer ist mehrfache Gewinnerin von Special-Olympics-Medaillen im Eisschnelllauf. Sie lebt mit Autismus und arbeitet in der Arbeit und Assistenz Graz an ihren lebenspraktischen Fähigkeiten. Einkaufen gehen, den Tag planen – all das will gelernt sein, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Struktur und Orientierung sind ihr wichtig, weil sie Halt geben. In vielen Alltagshandlungen sind visuelle Pläne für sie eine Unterstützung. So weiß sie ganz genau: Das passiert, das nicht - und nach dem Händewaschen erfolgt das Abtrocknen. Diese Pläne erleichtern ihr das Leben: Fokussieren, konzentrieren, dranbleiben – darum geht es eben nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag.

Das neue Raumkonzept trägt zur Steigerung des Wohlbefindens aller Menschen bei – egal ob mit oder ohne Behinderung. Der Standort in der Smart City steht für Innovation und Inklusion und wird einer zeitgemäßen Dienstleistung für Menschen mit Beeinträchtigung gerecht.

Mag. Claudia Paulus, Geschäftsführung Diakoniewerk Steiermark

 Eine passende bauliche Umgebung kann umweltbedingte Barrieren messbar abbauen. Das führt in weiterer Folge dazu, dass sich Menschen im Autismus-Spektrum Richtung sozialer Teilhabe entwickeln können.

Claudia Höfer

Ihre Ansprechperson zu dieser News

Claudia Höfer
Leitung Arbeit und Assistenz Graz