„Das Besondere entdecken“

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10. Januar 2022
In der Kinder-WG sunshine ist jeder Tag ein Abenteuer.

Für Freizeitprojekte haben die Kinder in der WG sunshine der Diakonie in Kärnten normalerweise wenig Zeit - zumindest unter der Woche. Da muss Hausausgabe gemacht, gespielt, gekocht, gegessen und aufgeräumt werden. Bei zehn Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren bleibt dazwischen wenig freie Zeit. Und an den Wochenenden stehen sonst eher Ausflüge wie Schwimmen oder ein Besuch in der Trampolin-Halle auf dem Programm.

Aber wenn die Schule coronabedingt geschlossen ist, wird das plötzlich anders. "Wir haben jetzt mehr Zeit!", sagt Christin Velik, eine der PädagogInnen der WG sunshine. "Trotz aller Herausforderungen, die diese Situation bringt, ist es für das Miteinander in der Gruppe sehr bereichernd und stärkt die Gemeinschaft", erzählt sie. "Denn wir im Team sind ebenfalls ein buntgemischter Haufen, genauso, wie die Kinder - und nun kommen all unsere Talente und Interessen in den Vordergrund."

So entstanden zum Beispiel Motorik-Parcours, Wettrennen, ein Straßenkreiden-Graffiti, das sich über zwei große Betonmauern zieht, selbst gebastelte Webrahmen, Balanka-Turniere, diverse Bastelarbeiten und vieles mehr. Und weil der Frühling da ist und die Sonne scheint - und die Verlockung, fernzusehen oder Computer zu spielen, doch immer wieder groß ist -, hat sich Christin Velik dazu entschlossen, mit den Kindern den Garten zu erkunden.

Brennnesselspinat, Wildkräuteromelette, Löwenzahnhonig... "Das meiste ergibt sich von selbst - oder aus einer Frage der Kinder", sagt Velik. So wird aus der Frage: "Was machen wir mit den vielen Erdbeeren?" selbstgemachte Erdbeermarmelade. Aus "Was kann man eigentlich aus Brennnesseln machen?" entsteht "Brennnesselspinat. Und aus "Wenn man aus Löwenzahl Honig machen kann - funktioniert das dann auch mit Gänseblümchen?" werden Gänseblümchenhonig und Gänseblümchentee.

"Probieren wir's mal aus!" - mit dieser Antwort füllt Christin Velik jetzt viele Stunden. Sie weckt Erfindergeist und lenkt von Ängsten ab. Und sie ermutigt zum Hinschauen und Wertschätzen. Sie regt dazu an, "das Besondere zu entdecken."

"Unkraut" kann man essen!

"Was wir oft als 'Unkraut' bezeichnen, kann zu wunderbaren Gerichten, Getränken und Heilmitteln werden", sagt Velik. Sie selbst hat viel von ihrer Großmutter gelernt. "Ich bin schon als Kind mit dem Pflanzenbestimmungsbuch in den Wald gegangen", erinnert sie sich. Dann beschäftigte sie sich lange nicht mit dem Thema. "Der Alltag hat es verdeckt." Jetzt sieht sie wieder genauer hin - und macht auch einen Kräuterpädagogik-Lehrgang. "Es ist wichtig, dass man sich auskennt. Im Zweifelsfall, also wenn man sich unsicher ist, sollte man von Pflanzen die Finger lassen. Oder, noch besser, an einer der vielen Kräuterwanderungen teilnehmen."

Als nächstes stehen ein Hochbeet, Kräuterlimonade und Kräutersalz auf dem Programm. Der Vorrat an Löwenzahnhonig ist vorerst gefüllt. Und zum Pflücken gibt es jetzt auch nicht mehr allzu viel. "In der Früh war der Garten noch ganz gelb, am Abend dann nur mehr grün!", sagt Velik lachend. Übrigens: "Gänseblümchenhonig schmeckt nicht so intensiv wie Löwenzahnhonig, finde ich", sagt Christin Velik, "Wobei der Erfinder des Gänseblümchenhonigs in unserer WG findet, dass beides gut ist." Einen klaren Nachteil habe der Gänseblümchen- gegenüber dem Löwenzahnhonig aber, erklärt Velik: "Man pflückt deutlich länger!"

Löwenzahnhonig selber machen

Zutaten:

  • ca. 200 Löwenzahnblüten
  • 1l Wasser
  • 1 Bio-Zitrone
  • 1kg Zucker

Zubereitung:

Die gelben Blütenblätter aus den grünen Blütenkörben zupfen (etwas Grün ist kein Problem, aber bei zu viel wird der "Honig" bitter). Die Zitrone in Scheiben schneiden, mit dem Wasser und den Blütenblättern aufkochen lassen. Die Flüssigkeit 24 Stunden an einem schattigen Ort stehen lassen und durch ein Tuch abseihen. Gut ausdrücken. DIe gelbe Flüssigkeit mit dem Zucker ohne Deckel zum Köcheln bringen, bis sie eine sirupartige Konsistenz bekommt (nach ca. 2 bis 3 Stunden). Abfüllen und abkühlen lassen - fertig!

Tipp: Je länger der Sirup kocht, umso dicker wird er (Achtung: er kann auch zu dickflüssig werden). Wenn man anstelle des Zuckers gelierzucker verwendet, bekommt man Löwenzahngelee (Zubereitung mit der Flüssigkeit nach Packungsanleitung).

Noch ein Tipp: Wer einen sommerlichen Durstlöscher machen möchte, kann auch 600g Zucker karamellisieren, das Löwenzahnwasser dazugeißen, rühren, bis alles aufgelöst ist und - noch heiß - in saubere Flaschen abfüllen. Frisch aufgießen und mit Mineralwasser genießen!