Wenn das Kind aus dem Hort fliegt

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17. April 2023
Die Heil- und Sozialpädagogische Tagesgruppe NANDU des Diakonie Zentrums Spattstraße hilft.

„Ihr Sohn ist nicht gruppenfähig und nicht führbar. Er ist so aggressiv. Wir können so nicht weitermachen. Simon muss den Hort verlassen“, so die Hortleiterin zu den Eltern des 9-jährigen Jungen. Die Eltern von Simon sind verzweifelt. Sie stehen vor der Frage, wo Simon nach der Schule betreut werden kann und gut aufgehoben ist.

Die Heil- und Sozialpädagogische Tagesgruppe NANDU in Linz bietet Platz für Kinder wie Simon. Maximal 10 Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren werden hier betreut. Die Zuweisung erfolgt über die Kinder- und Jugendhilfe, die das Angebot auch finanziert.

„Kinder und Eltern in ihrer Entwicklung zu fördern und zu stabilisieren steht im Mittelpunkt unserer Arbeit“ erzählt die Leiterin der Tagesgruppe NANDU Irina Langer. „Als Simon zu uns kam, war er schüchtern, misstrauisch und sanft, mit einem schwachen Selbstwert.“

Simon ist ein ausgezeichneter 4-gewinnt-Spieler. Wenn er jemand im Spiel mit den Erwachsenen gewinnt, freut ihn das sichtlich. Ganz anders geht es ihm häufig beim Hausübung machen. Stark abhängig von der Tagesverfassung, verläuft diese Zeit manchmal äußerst angespannt und unberechenbar. „Geht es Simon gut und hat er einen entspannten Schultag hinter sich, dann erledigt er die Hausübung flugs. War der Vormittag in der Schule aber voller Konflikte oder Missverständnisse, dann geht es Simon schlecht. Sein Selbstwert ist dann noch angekratzter und jeder Fehler im Zuge der Hausübung ist für ihn ein Grund, sich selbst noch mehr abzuwerten. „Ich bin blöd“ oder „ich kann nichts“ sind dann die Gedanken von Simon, die ihn natürlich traurig und verzweifelt machen.

Weil er sich (noch) nicht anders helfen kann, legt Simon in solchen Momenten ein aggressives Verhalten an den Tag - wohl wissend, dass dieses Verhalten gar nicht passt und obwohl er sich gar nicht so verhalten möchte. Das macht ihn noch wütender auf sich selbst und schon ist er in einer dynamischen Abwärtsspirale, die er nicht mehr stoppen kann.

Die Tagesgruppe NANDU ist ein soziales Lern- und Übungsfeld. Die kleine Gruppe ermöglicht uns, individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes einzugehen. Die klaren Vereinbarungen und der strukturierte Ablauf schaffen Vertrauen und geben den Kindern Orientierung, Sicherheit und Halt. Dieser geschützte Raum ermöglicht den Kindern neue Erfahrungen. Für jedes Kind wird ein entsprechender Therapieplan erstellt. Das Betreuungspaket umfasst Psychotherapie, Logopädie und Ergotherapie.

Irina Langer

„Unser sozialpädagogischer Einsatz besteht im Aufrechterhalten der Beziehung zu Simon –  auch und gerade in Situationen, in denen er wütend agiert. Wir sind da und vermitteln ihm trotz allem unsere wohlwollende Nähe. Wir nehmen Simon als den Buben wahr, der er eigentlich sein möchte: sanft, manchmal ein Schelm, doch immer auf der Suche nach Zugehörigkeit und Verständnis. Dieser Prozess braucht Zeit, die Simon in der Tagesgruppe NANDU bekommen hat. Diese Entwicklung konnte nur gemeinsam mit der Familie von Simon gelingen. Seine Eltern waren von Anfang an mit im Boot, um Simon gemeinsam aus dieser schwierigen Dynamik herauszuhelfen.“  

In Reflexions- und Beratungsgesprächen sowie bei Hausbesuchen wurden die Eltern sensibilisiert und in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt. Gemeinsam wurden Möglichkeiten der Alltagsgestaltung erarbeitet und so konnte das gegenseitige Verständnis wachsen. Bald kann Simon wieder in einen Regelhort wechseln. Eltern und Kind gehen gestärkt aus dieser Zeit hervor und haben gelernt, wie Beziehungen gelingen. „Den Weg gemeinsam gehen“ lautet das Motto in der Tagesgruppe NANDU.

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Mag. Irina Langer
Leitung Heil- und Sozialpädagogische Tagesgruppe Nandu