Es ist nicht Egoismus, wenn es um die Mitarbeitenden in Pflege und Betreuung geht, sondern Selbstfürsorge.
Es ist nicht Egoismus, wenn es um Würde, Rechte, Anerkennung der Profession geht, sondern Verantwortung für die soziale Kultur und die Zukunft.
Alternativ: Rette sich, wer kann?
Durch die permanente Überlastung reduzieren Fachkräfte Stunden, erkranken für längere Zeit, gehen in Frührente oder wechseln in andere Branchen. Die Mangellage schaukelt sich hoch. Der Pflegeberuf wird von Jahr zu Jahr unattraktiver.
Corona hat die Problemlage noch einmal deutlich verschärft.
Personalmangel und generell hohe Arbeitsbelastung – ein Hauptgrund für eine große Berufsunzufriedenheit. Ein großer Teil der Beschäftigten denkt über den Ausstieg aus seinem Beruf nach. Tendenz: Steigend.
Zahlreiche Studien belegen die Zusammenhänge zwischen zu geringer Personalausstattung, Versorgungsqualität und Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte. Besonders problematisch wirkt sich die Verknappung der Fachkräfte aktuell im Generationenwandel aus: Gerade junge Fachkräfte fühlen sich unzumutbar überfordert. Deutlich werden zunehmend ethische Belastungen. Pflegende leiden darunter, dass sie ihr Arbeitspensum nur durch Abstriche bei der Pflegequalität bewältigen können. Mehr als drei Viertel der Befragten beklagen negative Auswirkungen auf das Privatleben. Der Teufelskreis der schlechten Personalausstattung bleibt nicht ohne Folgen. Negative Kreislaufeffekte verstärken den Personalnotstand in der Pflege.
Wenn sich die Personalausstattung nicht verbessert, wird es nicht gelingen, das Bestandspersonal zu halten. So verwundert es nicht, dass die Verweildauer im Beruf in der Altenpflege mit 8,4 Jahren äußerst niedrig ist. Jetzt weist das Verhältnis von Berufsaustritten und Wiedereintritten ab einem Alter von 35 Jahren bei examinierten Altenpflegekräften einen negativen Saldo aus. Und: Der Mangel an Pflegefachkräften von heute verschärft sich morgen noch mehr durch die demografische Entwicklung in der Zukunft.
Zur Person:
Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin, Altenpflegerin, Weiterbildung zur Lehrerin für Pflegegeberufe
Abschluss als Diplom-Sozialwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Politik, Organisation und Außerschulische Sozialisation an der Universität Duisburg Essen
Weiterqualifizierung Diplom-Organisationsberaterin und Lösungsorientierter Coach, Ausbildung in System- und Familienaufstellungen
Seit 2000 Inhaberin und Leitung der Karla Kämmer Beratungsgesellschaft in Essen, einem Beraternetzwerk mit 25 interdisziplinären Freiberufler*innen mit Schwerpunkt Internationales Gesundheits- und Sozialwesen
Weitere Aktivitäten: Buchautorin, Hochschuldozentin, Rednerin, Teilnahme an Forschungsprojekten
www.kaemmer-beratung.de