Begleitung, die verändert: Wenn der Wocheneinkauf zum Meilenstein wird
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„Menschlichkeit ist die Grundlage unseres Tuns – egal ob in meiner Funktion als Leitung oder in der täglichen Arbeit einer Assistentin oder eines Assistenten. Der Mensch steht bei unserer Arbeit im Mittelpunkt“, erklärt Michaela Struber. Seit 2024 verantwortet die gebürtige Salzburgerin bei der Diakonie de La Tour den Bereich der Mobilen Assistenzleistungen, die unter anderem mobile sozialpsychiatrische Betreuung umfassen. Finanziert vom Land Steiermark, richtet sich das Angebot an Menschen mit psychiatrischen Diagnosen – vom akuten Krisenzustand bis hin zu langjährig chronifizierten Erkrankungen.
Schritt für Schritt zum selbstbestimmten Leben
„Wir kommen direkt zu den Menschen nach Hause“, beschreibt Struber das Konzept der mobilen Arbeit. Es gehe nicht nur um konkrete Unterstützung, sondern auch um soziale Begleitung, um ein Gegenüber, das zuhört. Eindrucksvoll schildert sie den Fall einer Kundin mit sozialer Phobie, die durch wöchentliche Trainings beim Lebensmitteleinkauf Schritt für Schritt den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben gefunden hat. „So klein es auch klingen mag – für Menschen mit psychischer Erkrankung ist ein selbstständiger Einkauf ein riesiger Meilenstein“, betont sie. „Heute reist diese Frau durch Europa und steht voll im Leben.“
Bereits 2021 schloss sich Struber, die in Klagenfurt das Studium „Bildungs- und Erziehungswissenschaften“ abgeschlossen hat, der Diakonie de La Tour in der Steiermark als Assistentin der psychosozialen Betreuung an. Seit ihrer Übernahme der Teamleitung im Jahr 2024 hat sich ihre Arbeit verändert – doch das Wesentliche bleibt gleich: „Es zählt immer der Mensch, mit seinen Herausforderungen, Bedürfnissen und Ressourcen. Ob Kund:innen oder Kolleg:innen – ich versuche einfach da zu sein und zuzuhören.“
„Mentale Gesundheit kann jeden von uns betreffen“
Neben ihrem verantwortungsvollen Beruf studiert Michaela Struber berufsbegleitend „Soziale Arbeit“ an der FH Joanneum in Graz und baut gerade ein Haus. Wie sie dabei nicht aus der Balance gerät? Mit Reflexion, Ehrlichkeit und einem starken persönlichen Netzwerk: „Ich versuche gut auf meine Warnsignale zu hören – wann wird der Stress zu viel, was tut mir gut? Und ich weiß, dass ich nicht auf Social Media finde, was ich wirklich brauche.“ Sport, echte Beziehungen und ihre Tiere – allen voran ihr Australian Shepherd Emil – sind ihre persönlichen Kraftquellen. „Tiere sind ehrlich. Sie geben unmittelbares Feedback. Und sie erinnern mich daran, im Moment zu sein.“
Trotz der wachsenden öffentlichen Diskussion rund um mentale Gesundheit sieht Struber noch viel Nachholbedarf: „Innerhalb unserer Fach-Bubble gibt es große Offenheit, aber in der breiten Gesellschaft herrschen noch viele Tabus. Viele wissen nicht einmal, dass es unser Angebot gibt. Es gilt, die vorhandenen Stigmata aufzuarbeiten, denn das Thema kann uns alle irgendwann betreffen.“ Ihre Forderung: mehr Prävention, mehr Sichtbarkeit, mehr Unterstützung.
Die neue Podcast-Folge „Menschlichkeit zum Mitnehmen“ mit Michaela Struber ist ab sofort auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar. Ein Gespräch über Nähe, Verantwortung – und die Kraft, die entsteht, wenn man Menschen wirklich sieht.