Die Lutherschule - Best Practice in Sachen Umweltschutz
- Story
Lernen im Zeichen der Natur
Dass die Evangelische Volksschule Währing, auch Lutherschule genannt, nicht eine Schule wie jede andere ist, erkennt man bereits an kleinen Details auf ihrer Schul-Website. Die Wörter Umwelt und Klima liest man besonders oft, diverse Logos, die für Umweltschutz und Nachhaltigkeit stehen, findet man gehäuft auf der Website und unter der Rubrik „Kontakt/Anfahrtsweg“ ist der Fahrrad-Routenplaner zu finden.
Eine Schule, die sich laut ihrem Image, ganz offensichtlich für die Umwelt stark macht. Bei einem Besuch vor Ort merken wir rasch, dass dies keine leeren Green-Washing-Formulierungen sind, sondern dass hier der Umweltgedanke tatsächlich gelebt wird, bin hinein in jedes einzelne Klassenzimmer.
Die Schüler:innen lernen projekt- und handlungsorientiert zu arbeiten. Das beginnt bei der täglichen Mülltrennung und Recycling, geht über Energiesparen im Schulgebäude bis hin zu konkreten Lerninhalten betreffend Umwelt- und Tierschutz im Unterricht.
Hier wächst Wissen!
Sehr praxisnah gestaltet sich vor allem der Sachunterricht. Der Lehrstoff wird gleich anhand des hauseigenen Gartens erklärt und die Kids bepflanzen selbst das Gemüsebeet. Bei der Gelegenheit wird auch der Vorgang des Kompostierens erklärt und mit Hilfe der „Lutherschul-Würmer“ anschaulich demonstriert. Wir schauen Lehrer über die Schulter, der seinen Schüler:innen voller Stolz die sogenannte Wurmkiste erklärt. Darin werden die organischen Küchenabfälle von den Würmern zu wertvollem Humus und Flüssigdünger (Wurmtee) weiterverarbeitet. Fasziniert von diesem genialen Kreislauf betrachten die Schüler:innen die kleinen Lebewesen, die bei der Transformation zu Dünger Großes leisten.
Auch bei den jährlichen „Umweltzeichen-Ateliertagen“, die heuer unter dem Motto „Schluss mit Plastikmüll! Recyceln statt wegwerfen!“ standen, hat sich die Lutherschule einiges zum Thema Umweltschutz einfallen lassen: verschiedene Stationen im Schulgebäude luden zum Mitmachen und Experimentieren ein.
Was uns bei unserem Schulbesuch auch auffällt sind die vielen Wasserflaschen: jeder hat seine eigene Trinkflasche. Die Lutherschule ist nämlich eine sogenannte Wasserschule, an der nur Wasser oder ungesüßter Tee getrunken wird. Zum einen gut für die Gesundheit, andererseits gut für die Umwelt! In der großen Pause führen uns die Kinder aufgeregt in den Speisesaal. „Was wird es heute zum Essen geben?“, fragen sich die Schüler:innen gegenseitig.
Auf jeden Fall etwas Gesundes und wenig Fleisch. Hier legt man Wert darauf, dass nur Zutaten verarbeitet werden, die saisonal, regional und in Bioqualität vorkommen. Und das ist noch lang nicht alles, eine Bioobst- und Gemüsekiste ladet zum spontanen Zugreifen und Reinbeißen („Gesunde Jause to Go“) ein und regelmäßige Ernährungsworkshops schärfen das kindliche Bewusstsein für gesundes und nachhaltiges Essen. Die Kinder wuseln durch die Gänge und ergattern sich noch schnell einen Bio-Apfel, bevor es in den Pausenhof geht zum Spielen und Toben.
Angenehmes, stabiles Klima
Klima wird an der Lutherschule besonders ernst genommen, in doppelter Hinsicht. Einerseits wird der Fokus auf das Klima unseres Planeten gelegt und andererseits bemüht man sich hier und ein respektvolles, zwischenmenschliches Klima sowie ein angenehmes Arbeitsklima, das von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist. Das spürt man auch als Gast an der Schule. Allein schon durch die überschaubare Größe (vier reguläre Klassen und zwei Mehrstufenklassen) herrscht ein sehr familiäres Klima. Jeder grüßt sich im Stiegenhaus und man kennt sich auch außerhalb der eigenen Klassengemeinschaft.
„Lorbeeren“ für das grüne Engagement
Das jahrelange Bemühen (seit über 10 Jahren ist die Lutherschule in Sachen Umweltschutz aktiv) hat sich gelohnt. Die Währinger Schule wurde im November 2023 sogar mit der „Klima:aktiv mobil Auszeichnung“ honoriert und erhielt von der Grünen-Politikerin Leonore Gewessler eine Auszeichnung für Kompetenz in Sachen Klimaschutz. Wir werfen noch einen kurzen Blick ins Klassenzimmer, bevor die Kinder wieder nach Hause entlassen werden. Als ich eintrete, höre ich eine Lehrerin die Kinder fragen: „Und, was waren Eure Highlights in diesem Semester?“
Man könnte meinen, dass die Kinder jetzt durcheinander rufen würden, doch soziale Kompetenz wurde hier offenbar gelernt. Ein Mädchen zeigt auf und meldet sich zu Wort: „Der Lehrausgang zur Müllverbrennungs-Anlage in der Spittelau war so toll und interessant!“, schwärmt sie. Und ein Bub aus der 3. Klasse sagt stolz: „Unsere Klasse hat bei der Mist-Meisterschaft gewonnen!“. Ein weiteres Kind erinnert sich: „Wir haben Müll gesammelt! Das war sogar richtig lustig! Was wir da alles entdeckt haben!“. Und die Lehrerin erinnert an den Brief, den die Kinder an die Bildungsdirektion geschrieben haben, indem sie ihre Gedanken zum Thema Umweltschutz dargelegt und Forderungen gestellt haben. Bis jetzt leider noch ohne Antwort. Die Lutherschule wartet weiter, doch in der Zwischenzeit sind sie aktiv und tüfteln bereits an neuen Umweltprojekten.
Österreichisches Umweltzeichen
Das Österreichische Umweltzeichen zertifiziert Schulen und Pädagogische Hochschulen, denen Bildungsqualität besonders am Herzen liegt. Diese Schulen legen Wert auf hohes Umweltengagement und eine nachhaltige und soziale Schulentwicklung. Biologische, regionale Ernährung und Gesundheitsförderung sind weitere wichtige Kernthemen der Umweltzeichen-Schulen.