Familiennachzug: Ohne meine Familie ging es mir sehr schlecht in Österreich

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20. Juni 2025
Lara konnte ihren Mann und ihre vier Kinder nach Österreich holen.

Ich bin Radiologin, und war in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, in der Krebsforschung tätig. Außerdem habe ich im Sudan als Expertin für die internationalen Atomenergiebehörde gearbeitet, und war in dieser Rolle schon davor zwei Mal bei Radiolog:innen-Kongressen in Österreich: 2018 und 2019.

Ich war schon immer ein politischer Mensch, und war während der Revolution ab 2018 gegen die Regierung als Kritikerin politisch aktiv. Gemeinsam mit einer großen Gruppe von Wissenschafter:innen. Wir haben immer kritisiert, dass viele Menschen die notwendigen Medikamente nicht bekommen. Viele Krebspatienten sind einfach gestorben, obwohl man sie hätte behandeln können. Aber das war der Regierung nicht wichtig.

Und wir haben es geschafft: Die Regierung wurde gestürzt, und eine neue Regierung wurde gewählten. - Leider hat später das Militär gegen diese neue Regierung geputscht, und alle, die gegen die alte Regierung waren, waren nun in Gefahr.

Oktober 2022: Antrag auf Schutzgewährung wegen politischer Verfolgung im Heimatland

Ich kam dann genau in dieser Zeit wieder für einen Kongress nach Österreich, und wurde gewarnt: Während ich auf Reisen war, hat die Polizei zuhause nach mir gesucht. Sie haben meinen Kindern Angst gemacht. Alle meine Kolleg:innen wurden damals festgenommen, und sitzen jetzt im Sudan im Gefängnis. Ich hatte Glück. Ich blieb in Österreich und suchte um Asyl an. Das war im Oktober 2022.

Nur: ich hatte das ja nicht geplant! Ich dachte, ich komme für eine Woche nach Österreich und habe mich von meinen Kindern nicht wirklich verabschiedet.

Dezember 2023: Asylgewährung und Antrag auf Familienzusammenführung

Auf die positive Antwort in meinem Asylverfahren musste ich über ein Jahr warten, bis es im Dezember 2023 endlich so weit war: Ich hatte Asyl, und konnte endlich auch den Antrag auf Familienzusammenführung stellen.

In der Zwischenzeit musste mein Mann mit den vier Kindern aus dem Sudan ins Nachbarland flüchten. Unser Haus, wo wir früher gewohnt hatten, ein Mehrfamilienhaus mitten in der Hauptstadt, wurde weggebombt. Die ganze Stadt ist mittlerweile verlassen. 

Das Warten auf meine Kinder war die schwerste Zeit in meinem Leben

Insgesamt musste ich zwei Jahre warten, bis meine Kinder und mein Mann im Dezember 2024 endlich nach Österreich kommen konnten. Diese Zeit war die schwierigste Zeit in meinem Leben. Ich hatte ständig Angst um meine Kinder, wir hatten ganz wenig Kontakt.

Ich kenne viele, die jetzt täglich um ihre Kinder in der Ferne weinen

Und ich weiß, wir hatten noch Glück, dass sie überhaupt nach Österreich nachkommen konnten. Ich kenne viele Menschen, die täglich weinen, weil sie nicht wissen, ob ihre Kinder jemals nachkommen werden.

Manche wollen in ihr Land zurückreisen, obwohl dort große Gefahren auf sie warten. Ich verstehe das. Ich bin fast verrückt geworden hier, ohne meine Kinder. Gottseidank sind wir jetzt alle hier in Sicherheit, und können uns ein neues Leben aufbauen.