Inklusiv in der Schule heißt, alle lernen gemeinsam

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18. August 2025
Durch das inklusive Miteinander in der Schule der Diakonie in Klagenfurt lernen Kinder früh, Unterschiede zu akzeptieren und einander zu unterstützen.

In der Schule geht es um gegenseitigen Respekt, Rücksichtnahme und Unterstützung. Ryan geht in die 5. Klasse der de la Tour Schule in Klagenfurt und sagt: „Wenn bei uns jemand Hilfe braucht, dann helfen wir einfach - das ist ja ganz normal.“ 
Die Diakonie ist überzeugt: Wenn Kinder mit und ohne Behinderungen, hochbegabte Kinder und Kindern mit Lernschwierigkeiten gemeinsam lernen, stärkt das alle Kinder. Das gemeinsame Lernen schafft eine Atmosphäre der Wertschätzung und des Zusammenhalts.
Bereits beim Wechsel von der Volks- in die Mittelschule (hier heißt es: von der Primaria zur Sekundaria) wird dieses Prinzip gelebt: Jeder und jede Schulanfänger:in bekommt ein älteres Kind als „Buddy“ zur Seite gestellt. Die Buddies erklären, was am Anfang neu ist, und stehen dem Neuling hilfsbereit zur Seite. Und das nicht nur beim Schulstart, sondern oft über das gesamte Schuljahr hinweg. Das verbindet die Kinder, unabhängig von Alter oder Klassenstufe.

„Wenn bei uns jemand Hilfe braucht, dann helfen wir einfach - das ist ja ganz normal.“

Ryan, Schüler der de La Tour Schule Klagenfurt
Gemeinsam lernen stärkt alle Kinder

Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und ein achtsames Miteinander werden damit schon von Anfang an fest im Schulalltag verankert. Es ist ganz selbstverständlich, dass manche Kinder aufgrund einer Lernschwäche oder kognitiven Behinderung vielleicht mehr Unterstützung benötigen als andere. 

Jeder lernt in seiner Geschwindigkeit

Dem Vorurteil, der Unterricht werde dadurch verlangsamt oder der Klassenverband benachteiligt, begegne Sonderpädagogin Katharina Hofstätter mit klaren Worten: 

"Unsere Klassen sind oft sehr vielfältig, Kinder mit Förderbedarf ebenso wie hochbegabte Kinder lernen nicht nur zusammen, sondern auch voneinander. Man lernt, aufeinander Rücksicht zu nehmen, dem Gegenüber Zeit zu geben, zu verstehen, dass wir alle verschieden sind und aufeinander schauen müssen, alles Eigenschaften, die für ein gelingendes Zusammenleben so wichtig sind.“ 
 

Katharina Hofstätter, Sonderpädagogin der de La Tour Schule Klagenfurt
Die inklusive Lern-Umgebung ist für alle gut

Besonders auffällig sei, so Hofstätter, dass auch hochbegabte Schüler:innen von einer inklusiven Klassengemeinschaft profitieren: „Hochbegabte stehen oft unter enormem Druck, noch schneller, noch besser zu sein. In einer inklusiven Umgebung erkennen sie, dass Vielfalt ein Gewinn ist - dass man sich manchmal etwas zurücknehmen kann oder andere ermutigt. Das nimmt ihnen gleichzeitig auch ein Stück weit den Druck und stärkt zugleich ihr Selbstvertrauen.“ 

Gemeinsam über Erfolge freuen stärkt die Gemeinschaft

Kinder mit Lernschwierigkeiten wiederum schöpfen Motivation aus der Klassengemeinschaft. Sie werden durch die Gruppe zum aktiven Mitmachen angeregt. Und über Erfolge würde sich die ganze Klasse gemeinsam freuen. „Ich erinnere mich an ein Mädchen, das sprachlich große Hürden hatte. Als sie dann nach drei Jahren vor der ganzen Klasse eine Präsentation halten konnte, haben sich alle ehrlich mitgefreut und ihr herzlich applaudiert.“

Inklusives Lernen in sogenannten Lernbüros

Damit dieses soziale Lernen gelingen kann, braucht es auch das Engagement der Lehrpersonen. „In meiner Klasse haben wir in den ersten beiden Jahren viel Zeit in  Themen wie Empathie und respektvolle Kommunikation investiert“, sagt Hofstätter.
Generell komme das reformpädagogische Konzept dem sozialen Lernen sehr entgegen, erklärt die Pädagogin. „In unseren „Lernbüros“ (Erklärung weiter unten) arbeiten Schüler:innen unterschiedlicher Schulstufen zusammen. Verschiedene Lernniveaus und -geschwindigkeiten sind da normal und es ist selbstverständlich, dass jemand, der ein Thema gut beherrscht, anderen hilft. Das bringt nicht nur dem Gegenüber etwas, sondern auch dem Erklärenden, weil der Stoff damit ja auch nochmal vertieft und wiederholt wird.“
Zudem begleiten immer mehrere Pädagog:innen den Unterricht parallel, seien es Sonderpädagog:innen wie Katharina Hofstätter oder Native Speaker, die den Schulstoff auf Englisch mit den Kindern und Jugendlichen erarbeiten. 
„Wir haben in unserer Schule das Privileg, dass wir mehr Zeit investieren können. Hier kennt jeder jeden, und das respektvolle Miteinander ist ganz wichtig“, erklärt sie. 

Was sind eigentlich Lernbüros?

Lernbüros sind eine Methode des selbstorganisierten Lernens, die oft in reformpädagogischen Schulen zum Einsatz kommt. Im Lernbüro sitzen Schüler:innen unterschiedlicher Schulstufen in den jeweiligen Fächern zusammen. Sie bekommen Aufgabenstellungen, die sie in einer selbst gewählten Reihenfolge und in einem vorgegebenen Zeitfenster erledigen müssen. Lehrkräfte sind zur Unterstützung da. 
So lernen die Jugendlichen die Inhalte, und gleichzeitig die wichtige Selbstorganisation. Und sie lernen, einander nach individuellen Stärken gegenseitig zu unterstützen. 

Drei Kinder mit und ohne Behinderungen lachen in die Kamera. Sie sitzen auf Tischen und halten Übungsblätter hoch.
© Nadja Meister

Inklusive Bildung!

Die Schule ist wie unsere Gesellschaft. Nur in „klein“ 😉. Menschen sind unterschiedlich. Kinder sind unterschiedlich. Jeder Mensch hat Stärken, jeder Mensch kann und will etwas beitragen. Wenn Kinder miteinander lernen, lernen sie voneinander, und alle profitieren.

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Ihre Ansprechperson zu dieser Story

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit