Inklusive Stadtführung in Salzburg
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Klassischer Schnürlregen begleitet Michael Sebald und Sabine Thaler bei ihrem Stadtspaziergang durch den Dombezirk der Salzburger Altstadt. Für die Stadt nichts Besonderes, die einstündige Führung hingegen ist das schon. Beide Guides leben mit dem Down-Syndrom und werden im Alltag von Fachkräften des Diakoniewerks unterstützt.
Sabine Thaler lebt im Stützpunktwohnen des Diakoniewerks und ist passionierte Künstlerin. Einmal die Woche malt sie in einem Atelier der Lebenshilfe in Salzburg.
Michael Sebald arbeitet im Kulinarium Salzburg und in der Panoramabar des Diakoniewerks in Lehen – einem inklusiven Café über der Stadtbibliothek, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten. „Das ist mein absoluter Traumjob“, sagt er über das Servieren mit spürbarem Stolz.
Spürbare Begeisterung für die Stadt Salzburg
Das Duo zeigt der Gruppe an diesem Nachmittag den Salzburger Dombezirk durch ihren persönlichen und besonderen Blick. Startpunkt ist der Innenhof der Alten Universität. Von dort geht es vorbei am großen Festspielhaus und den „Gurken des Herrn Wurm“, wie Michael Sebald humorvoll anmerkt, zum Franziskanerorden und schließlich über den Domplatz zum Innenhof der Alten Residenz.
Was man beiden Guides anmerkt: Sie eint eine tiefe Verbundenheit und Liebe zu dieser Stadt, die sich über die Führung hinweg auch auf die Gäste überträgt. „Für mich ist nicht Weihnachten, wenn wir nicht am Petersfriedhof waren. Und wenn dann am Schluss die Glocken des Doms klingen, dann bekomme ich Gänsehaut“, schwärmt Michael Sebald. Sabine Thaler führt die Gruppe zusätzlich durch den Kreuzgang des Franziskanerordens, indem aktuell einige ihrer Bilder ausgestellt werden.
Weitere inklusive Stadtführungen durch die Altstadt geplant
Die Idee zu dieser inklusiven Stadtführung kam von Peter Ebner, dem Behindertenbeauftragten der Stadt Salzburg. Bereits am 21. März, dem Welt-Downsyndrom-Tag, fand die erste Tour über das Team Vielfalt der Stadt Salzburg statt – und wurde rasch zum Erfolg. „Menschen mit Down-Syndrom haben es besonders schwer am Arbeitsmarkt. Wir möchten hier einen Begegnungsraum schaffen, in dem sie ihre Welt zeigen können. Sie haben so vieles, was sie anderen geben können – das ist sehr bereichernd für alle“, erklärt Ebner die Idee.
Was ursprünglich als einmalige Aktion gedacht war, fand schnell großen Anklang. Statt der geplanten 20 Gäste nahmen bei der ersten Führung im März knapp 60 Personen teil. Auch die letzte Führung im Mai für eine Gruppe von Inklusionsbeauftragten der österreichischen Universitäten fand großen Anklang. Inzwischen ist die dritte Runde bereits geplant: Im Juni wird eine 7. Klasse der Ursulinen teilnehmen – im Rahmen eines sogenannten Kompassionsprojektes.
Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen „tut auch dem Stadtbild gut“
Begleitet werden Michael Sebald und Sabine Thaler bei der Vorbereitung von Brigitte Sebald, Michaels Mutter und erfahrene Fremdenführerin in Salzburg. Sie hat die beiden bei der inhaltlichen Gestaltung und bei den Proben unterstützt. Für sie ist klar: „Es ist nicht nur schön zu sehen, wie viel Freude Michael und Sabine das bereitet – es tut auch unserem Stadtbild gut, wenn Menschen mit Down-Syndrom sichtbarer werden. Und zwar sichtbar im Kontext ihrer Stärken. Wir alle können davon profitieren.“
Michael Sebald und Sabine Thaler haben jedenfalls Lust auf mehr. Und Salzburg darf gespannt sein, was als Nächstes kommt.