Integration heißt, seinen Beruf in Österreich wieder aufgreifen zu können

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12. Juni 2025
Kasem startet in Österreich neu, mit Zuversicht und einem klaren Ziel, nämlich wieder als KFZ-Elektriker zu arbeiten

Kasem Al Khalel hat schon viele Wege zurückgelegt – geografisch wie persönlich. Heute steht er um 6 Uhr morgens auf, um von Gallneukirchen nach Wels zu pendeln. Dort arbeitet er bei Spar, sortiert Waren ein, kontrolliert Gemüse und sorgt dafür, dass alles seine Ordnung hat. Am Nachmittag geht’s weiter nach Linz – zum Deutsch-Kurs am BFI. Sein Ziel? Die A1-Prüfung Ende April. Und: wieder als KFZ-Elektriker zu arbeiten – wie früher in Syrien.

Von der KFZ-Werkstätte in den Supermarkt – und zurück

Geboren wurde Kasem Al Khalel 1990 in Syrien. Dort war er als KFZ-Elektriker tätig. Doch das Leben führte ihn bald weiter – erst in den Kongo, wo er dreieinhalb Jahre arbeitete, dann in die Türkei, wo er sich eine neue Existenz aufbaute: Er leitete ein Restaurant, arbeitete als Chauffeur und absolvierte Ausbildungen als Maler und Elektriker.
Seit 2024 lebt er in Österreich und wird seit Oktober vom Diakoniewerk am Linzerberg begleitet. Von Dezember bis März nahm er am Projekt „Perspektive Handel“ der Caritas teil – eine Initiative, die Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung Einblicke und praktische Erfahrungen im Einzelhandel ermöglicht.


Eine tägliche Routine hilft um Fuß zu fassen

Sein Tag beginnt früh. Um sechs Uhr verlässt er Gallneukirchen, fährt mit dem Bus nach Linz und von dort mit dem Zug nach Wels. Pünktlich um acht beginnt sein Dienst bei Spar.
„Nur weil ich wirklich dankbar für die Chance war, konnte ich die Herausforderung annehmen, jeden Tag so früh aufstehen und mich auf den Weg machen“, fasst er seine Erfahrungen zusammen.
Er arbeitet im Lager, sortiert neue Produkte ein, überprüft Haltbarkeitsdaten, kümmert sich um Obst und Gemüse, und kontrolliert in der Tiefkühlabteilung beschädigte Verpackungen. Besonders das Ordnen und Finden abgelaufener Produkte sei für ihn wie ein kleines Erfolgserlebnis gewesen.


Deutsch lernen ermöglicht Zugang zu Arbeit und zu den Menschen

Das Team bei Spar habe ihn herzlich aufgenommen. „Die Kolleg:innen waren sehr nett, wir haben uns gut verstanden.“ Ihm wurde sogar mitgeteilt, dass er gerne zurückkommen könne – mit besseren Deutschkenntnissen vielleicht sogar an der Kassa.

 

Die Sprache ist für mich die größte Herausforderung – und gleichzeitig das Schönste. Denn durch sie finde man nicht nur Zugang zu Arbeit, sondern auch zu anderen Menschen.“ 

Kasem Al Khalel

Mit Englisch und Türkisch konnte er sich teilweise verständigen – doch der Fokus liegt auf Deutsch lernen, täglich und konsequent.


Integration heißt, die Karriere dort fortsetzen, wo sie im Herkunftsland begonnen hat

Kasem Al Khalel hat einen klaren Plan: Er möchte wieder in jenem Beruf arbeiten, den er einst gelernt und ausgeübt hat – als KFZ-Elektriker. Bis dahin nimmt er jede Gelegenheit wahr, um zu lernen, sich weiterzuentwickeln und in seinem neuen Lebensumfeld Wurzeln zu schlagen.
 

In einem anderen Land neu starten heißt, seine ganze Kraft mobilisieren. Das geht leichter, wenn es ein Entgegenkommen gibt, und ausreichend Angebote, die neue Sprache zu lernen. Zudem muss gesichert sein: leistbares Wohnen, Arbeitsplätze und gute Bildung für die Kinder. 

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Ihre Ansprechperson zu dieser Story

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit