Abschied nach 40 Jahren: Artur Kercmar geht in den Ruhestand
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Ein Leben zwischen Sprachen, Grenzen und Kulturen
Geboren 1962 in Slowenien, wächst Artur Kercmar mehrsprachig auf: Slowenisch, Deutsch, Ungarisch. Als evangelischer Christ erlebt er früh, was es heißt, „anders“ zu sein: im ehemaligen Jugoslawien und in Österreich erfährt er aufgrund seiner Religion bzw seiner Herkunft und Sprache Ablehnung und zugleich entwickelt er die Fähigkeit, Brücken zwischen Menschen zu bauen.
„Da bist du ja! Wie schön, dich zu sehen!“ Kolleg:innen kommen vorbei, umarmen ihn herzlich, bleiben für ein paar Worte stehen. Man spürt sofort: Artur Kercmar ist mehr als ein Kollege. Er ist eine Vertrauensperson, ein Brückenbauer, ein Mensch, der Spuren hinterlässt.
„Jede und jeder Einzelne war mir wichtig“, sagt er leise, wenn er an die vielen Bewohner:innen denkt, die er über all die Jahre gepflegt und begleitet hat. Ein Satz, der hängen bleibt, weil er zeigt, wie viel Haltung, Respekt und Menschlichkeit in seiner Arbeit steckt. Man spürt: Für ihn war Pflege nie nur Versorgung, sondern immer auch Beziehung.
Sein Vater, ein evangelischer Pfarrer und Seelsorger im Krankenhaus und Pflegeheim, nimmt ihn früh mit in seine Arbeit. Erste Begegnungen mit älteren, kranken Menschen prägen ihn. Parallel übernimmt er kleinere Hilfstätigkeiten im Alltag: Er geht für ältere Menschen einkaufen oder hilft mit einfachen Handgriffen. Dabei erlebt er, wie viel ein wenig Zeit und Unterstützung bewirken können und wie tief die Dankbarkeit sein kann, wenn man gesehen und ernst genommen wird.
Eigentlich wollte Artur medizinisch-technischer Assistent werden, doch schon während der Ausbildung wird ihm klar: Es fehlt ihm der Kontakt zum Menschen. Er entdeckt das Haus am Ruckerlberg in Graz – und bekommt dort eine Chance. Die Einrichtung wurde bis 1982 noch von Diakonissen geführt. Damals war es noch unüblich - vielerorts sogar ausgeschlossen, dass Männer in der Pflege arbeiten. Und doch wird ihm eine Tür geöffnet. Die damalige Leiterin, Frau Eckstein, sagt schlicht: „Wir probieren’s mal.“ Ein einfacher Satz und doch der Beginn eines entscheidenden Weges. Noch vor Ende der Probezeit sagt sie ihm: „Sie bleiben.“
Nur mit Geräten zu arbeiten - das ist nicht meins. Ich brauche die Begegnung mit Menschen.
Mit Haltung statt Routine: Pflege, die berührt
Artur beginnt als diakonischer Helfer, wird später Altenfachbetreuer – und ist damals der erste Mann im Team im Haus am Ruckerlberg. Gerade ältere Damen fanden es ungewohnt, von einem Mann gepflegt zu werden. Doch Artur hat erlebt: „Vertrauen entsteht durch Nähe, nicht durch Rollenbilder.“ Eine Haltung, die nicht nur seine Arbeit geprägt hat, sondern auch das Miteinander im Team. Kolleg:innen erzählen, wie er neuen Mitarbeitenden Orientierung gab, und da half oft auch seine Mehrsprachigkeit.
Verwurzelt im Glauben – und in der Natur
Neben der Arbeit fand Artur Kraft in der Natur: In Mureck betreibt er eine kleine Landwirtschaft – einen Ort der Ruhe, der Ausgleich bot. Besonders nach einer schweren Erkrankung im Jahr 2024 wurde diese Balance noch wichtiger. Heute ist er dankbar für jeden Schritt, den er wieder selbstständig gehen kann. Dinge wie Autofahren oder Einkaufen sind keine Selbstverständlichkeit mehr. „Meine Kraft kommt aus dem Glauben, aus der Familie – und aus der Freude am Leben. Ich liebe das Leben. Und ich liebe die Menschen," ist Artur überzeugt.
Artur Kercmar war über viele Jahre hinweg eine tragende Säule unseres Hauses - fachlich kompetent, menschlich nahbar und im besten Sinn diakonisch. Er hat Generationen von Kolleg:innen und Bewohner:innen unterstützt und gestärkt. Er hinterlässt nicht nur eine Lücke im Dienstplan sondern im Herzen des Hauses.