Blickwinkel Gesundheit - Verstehen. Fühlen. Erleben

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25. Mai 2025
Mit dem Themenschwerpunkt „Leben mit Demenz – Verstehen. Fühlen. Erleben.“ setzte die Veranstaltungsreihe Blickwinkel Gesundheit ein starkes Zeichen für Aufklärung, Begegnung und Prävention in der Modellregion Liezen.

Veranstaltungsreihe zum Thema Demenz

An zwei Abenden fanden sich rund 470 Besucher:innen im Öblarner Haus für Alle (ÖHA) ein, um sich über das Thema Demenz zu informieren, auszutauschen und neue Perspektiven zu gewinnen. 

„Demenz ist mehr als ein medizinisches Thema – sie verändert Beziehungen, fordert Familien und wirft Fragen auf, die wir nicht länger wegschieben dürfen. Es reicht nicht, nur medizinisch zu reagieren, wenn die Diagnose gestellt ist. Wir müssen früher ansetzen: mit Prävention, mit Aufklärung, mit Begegnung vor allem aber mit gesellschaftlicher Sensibilisierung und Enttabuisierung. Wenn eine Veranstaltung schafft, wofür oft Broschüren nicht reichen – nämlich Betroffenheit, Verständnis und auch Hoffnung zu wecken – dann ist das ein starkes Signal. In einer Region, die Verantwortung übernimmt, findet Gesundheit dort statt, wo die Menschen leben. Genau dafür schaffen wir Strukturen: damit Wissen ankommt, bevor Krankheit entsteht – und damit niemand mit einer Diagnose allein bleibt.“, so Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl.

Demenz verstehen mit allen Sinnen

Schon ab dem frühen Nachmittag war eine Wanderausstellung geöffnet, die mit anschaulichen Informationen und alltagsnahen Beispielen Einblicke in das Leben mit Demenz bot. Ziel war es, Berührungsängste abzubauen und das Verständnis für Betroffene zu fördern.

Ein besonderes Highlight des Programms war das berührende Theaterstück „Drinnen bleibt’s wia’s war“ des Öblarner Festspiel-Ensembles. Die eigens für die Region geschriebene Inszenierung zeigte eindrucksvoll die verschiedenen Stadien der Demenz und deren Auswirkungen auf das gesamte Umfeld.

Ingrid Moser, die Hauptdarstellerin, überzeugte mit einer tief berührenden und fein nuancierten Darstellung der betroffenen Person – sie ließ das Publikum eindrucksvoll miterleben, wie sich die Krankheit langsam, aber unaufhaltsam in das Leben der Betroffenen ausbreitet- besonders ihre schauspielerische Leistung in den Übergängen zwischen Orientierung, Verwirrung und Rückzug ließ niemanden unberührt.

Auch das restliche Ensemble beeindruckte durch sensibles und intensives Spiel: Mit großem Einfühlungsvermögen wurden die Emotionen, Ängste und Überforderungen innerhalb der Familie spürbar gemacht – vom ersten Unsicherheitsgefühl bis hin zu Konflikten, Hilflosigkeit und schlussendlich dem Versuch, gemeinsam mit der Erkrankung der Mutter zu leben. Die inneren Ängste, aber auch die Problemlösungskompetenz jedes einzelnen Familienmitglieds wurden überzeugend herausgearbeitet. Mit viel Feingefühl wurden dabei Methoden der Validation – also der respektvollen, empathischen Kommunikation mit Erkrankten – sowie alltagstaugliche Lösungsansätze eingebunden, die dem Publikum praktische Anregungen mitgaben. Das Stück schaffte es, sowohl die Belastung als auch die Kraft, die in Solidarität und Verständnis liegt, sichtbar zu machen.

Die medizinische Wissenschaft spricht heute davon, dass bis zu 40 Prozent des Risikos, an einer Demenz zu erkranken, durch Lebensstil und Präventionsmaßnahmen gesenkt werden können.

Dr.in Elisabeth Gruber

Frühzeitig aktiv werden

Im Vorfeld der Aufführung referierte Dr.in Elisabeth Gruber, Fachärztin für Neurologie an der Klinik Diakonissen Schladming, fundiert und verständlich über Ursachen, Symptome, Präventions- und Therapiemöglichkeiten. Sie betonte, dass Demenz nicht schicksalhaft und unausweichlich sein muss und plädierte eindringlich dafür, frühzeitig aktiv zu werden, aber auch im Alter nicht zu resignieren: Es sei „nie zu früh, aber auch nie zu spät“, mit gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung, sozialen Kontakten und kognitiver Aktivität zu beginnen. Selbst einfache Veränderungen – wie einen bunten Mittagsteller, Treppensteigen statt Liftfahren oder regelmäßige Kontrollen von Blutdruck und Blutwerten – könnten das Risiko deutlich senken. Auch die Behandlung von länger anhaltenden Stimmungstiefs oder Antriebslosigkeit sei ein wichtiger Teil der Vorbeugung.

„Tanzen ist das neue Olivenöl“, erklärte Gruber mit einem Augenzwinkern – ganz gleich, ob allein auf der Terrasse oder im Tanzkurs. Ebenso wichtig seien sinnstiftende Aktivitäten wie ein Ehrenamt oder Zeit mit den Enkelkindern. Soziale Kontakte, Neugier und geistige Aktivität seien nachweislich schützende Faktoren. „Use it or lose it – das gilt als das Motto für unsere Hirngesundheit.“

Selbst wenn erste Anzeichen wie Vergesslichkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten auftreten, müsse das nicht das Ende bedeuten. Eine neurologische Abklärung könne Klarheit schaffen und – selbst bei einer gesicherten Diagnose – gebe es heute mehr therapeutische Möglichkeiten denn je, so Gruber: „Das Leben geht weiter – und wir haben 2025 mehr Optionen als je zuvor, um Betroffene gut zu begleiten und gemeinsam neue Wege zu eröffnen.“

Aufklärung und Begegnung in der Modellregion Liezen

Die Abende boten nicht nur fundierte Information, sondern bewegten auf emotionaler Ebene. Sie regten zum Nachdenken an, förderten den Dialog in der Region und machten Mut, offen und lösungsorientiert mit dem Thema Demenz umzugehen.

Blickwinkel Gesundheit ist ein großartiges Format, um wichtige Gesundheitsthemen verständlich und lebensnah an die Bevölkerung in Liezen heranzutragen.

Susanna Krainz, Psychiatriekoordinatorin des Gesundheitsfonds Steiermark

Die Veranstaltungsreihe Blickwinkel Gesundheit ist Teil der Modellregion für Gesundheitskompetenz gefördert durch den Gesundheitsfonds Steiermark und umgesetzt vom Diakoniewerk.

Weitere Informationen unter: https://gesund-in-liezen.at/gesundheitskompetenz/