Vor 30 Jahren Ausbildung "Altenarbeit" begonnen
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Während meines Zivildienstes landete ich zufällig im Haus für Senioren Wels, wo ich als gelernter Gärtner den großen Garten mitbetreuen konnte. Mich faszinierte während dieser Zeit, welche Bedeutung kleine Dinge und Gesten haben können und welchen Unterschied es macht, wenn man auf die Menschen individuell eingeht: Eine Bewohnerin hatte eine besondere Vorliebe für Rosen, also brachte ich ihr regelmäßig welche aus dem Garten aufs Zimmer. Mich hat stets die Frage beschäftigt, welche Aspekte neben der Pflege wichtig sind, um das Wohlbefinden der Menschen zu steigern
Ich begann 1992/93 mit meiner Ausbildung und wir waren damals um die 20 Schüler:innen. Wir hatten alle zwei Wochen je drei Tage Unterricht, da-zwischen hatten wir Praktika zu absolvieren. Danach führte mich mein Weg – mit einer Zwischenstation am Krankenhaus Wels-Grieskirchen – zurück ins Haus für Senioren Wels. 2004 wurde ich Pflegedienstleiter, 2008 Hausleiter.
An der Position als Hausleitung hat mich vor allem interessiert, mich stärker konzeptionell einbringen zu können. Ich bin ein großer Befürworter des Konzepts der Hausgemeinschaften und zähle es zu meinen Hauptverantwortlichkeiten, dieses bestmöglich umzusetzen. Dafür gilt es, Strukturen zu schaffen, die den Bewohner:innen Entscheidungen und Selbstbestimmung ermöglichen. Durch den Mangel an Pflegepersonal sind wir noch stärker als ohnehin bereits auf die Mitarbeitenden fokussiert: Wie können wir Teams gut strukturieren, bei Bedarf Unterstützung anbieten und Stabilität gewährleisten?
Im Diakoniewerk schätze ich das gelebte Menschenbild. Unsere Unternehmenskultur spiegelt eine Wertehaltung wider, die auch ich vertrete. Lösungsorientiertes Arbeiten, ein positives Miteinander und Wertschätzung prägen den Alltag auf allen Ebenen.
In den letzten Jahren stellt die steigende Zahl von Menschen mit Demenz eine große Herausforderung dar. Sie benötigen eine betreuungsintensive Begleitung. Trotzdem ist der Personalschlüssel seit 30 Jahren unverändert.
Man lernt in diesem Beruf viel über sein eigenes Leben, z. B. was sind Werte, die auch am Ende des Lebens noch wichtig sind. Was ich besonders schätze, sind Situationen oder Aktivitäten, wo jede:r sich als gleichwertig erlebt. Wo es egal ist, ob jemand alt oder jung ist oder welche Krankheit man hat.
Das Besondere an unserer Arbeit in der Langzeitpflege ist die Beziehung zu den Menschen. Interessenten empfehle ich, diesen Wert an Beziehungsarbeit zu erkennen und zu leben und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn schwierige Situationen auftauchen.
30 Jahre Altenarbeit in Gallneukirchen: Bildung hat eine langjährige Tradition im Diakoniewerk
Bereits 1918 befand sich im Mutterhaus der Diakonissen in Gallneukirchen eine Haushaltungsschule. Seit den 1960er-Jahren wuchs das Ausbildungsangebot des Diakoniewerks im Sozial- und Gesundheitsbereich stetig. 1976 wurde die Ausbildung in der Behindertenhilfe als „Fachschule für Sozialberufe/Behindertenarbeit“ staatlich anerkannt – damals ein großer Erfolg. 1992/93 ein weiterer Meilenstein mit Start der ersten Klasse der Fachschule für Altendienste und Pflegehilfe in Gallneukirchen: Damit reagiert das Diakoniewerk gemeinsam mit anderen Institutionen auf die akute Herausforderung, die notwendigen Bedingungen für eine qualifizierte Betreuung alter Menschen in unserer Gesellschaft zu schaffen. 2007 entstehen durch eine Reform die Schulen für Sozialbetreuungsberufe.
Mittlerweile führt das Diakoniewerk an fünf Schulstandorten in Oberösterreich und Salzburg Schulen für Sozialbetreuungsberufe mit den Ausbildungsschwerpunkten Altenarbeit, Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung und gestaltet die qualitätsvolle und professionelle Ausbildung von Menschen im Gesundheits- und Sozialbereich wesentlich mit.
Die neue Schulform Höhere Lehranstalt für Pflege und Sozialbetreuung (HLPS) geht mit Herbst 2024 in Gallneukirchen an den Start und ermöglicht Schüler:innen ab 14 Jahren den Einstieg in die Ausbildung für einen Sozialberuf. Diese Schulform schließt mit Matura ab.