Arbeitsmarktintegration jetzt ermöglichen! - Diakonie Integrationspaket heute präsentiert

  • Pressemitteilung
27. Mai 2025
Integration ab dem ersten Tag: Bürokratie-Hürden abbauen, Kompetenzcheck, individueller Integrationsplan, Brückenphase Wohnen, Ausbildungspflicht Jugendliche

Noch bevor die Regierung am Mittwoch einen Ministerratsvortrag zu Maßnahmen im Bereich Integration einbringt, legt die Diakonie heute ein konkretes praxisorientiertes Integrationspaket vor. Ziel ist es, den Arbeitsmarktzugang als Schlüssel zur Integration zu verstehen und rasch und nachhaltig zu verbessern – auch als wirksame Antwort auf den zunehmenden Arbeitskräftemangel.

„Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist aktuell durch unnötige Hürden blockiert. Es braucht endlich klare Regeln, weniger Bürokratie und mehr Unterstützung für Menschen, die arbeiten wollen – und auch gebraucht werden“, betont Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.

„Nach einem Kompetenzcheck wird ein individueller Plan für jede Person erstellt und von einem:r Integrationscoach während des gesamten Integrationsprozesses begleitet“, so das Integrationspaket der Diakone. „Der Kompetenzcheck hilft auch dabei, Klarheit zu haben über Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, und um dann dazu passende, zielgerichtete Kursmaßnahmen anbieten zu können. Die Verpflichtung, den Zugang zu Bildung und Ausbildung über eine Ausbildungspflicht sicherzustellen, muss auch für geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene während des Asylverfahrens gelten. Ein großes Integrationsproblem ist leistbares Wohnen. In einer Brückenphase könnten Ansparmodelle, Kautionsfonds und Übergangsregelungen geschaffen werden, um einen Übergang aus der Grundversorgung in ein eigenständiges Wohnen nach der Asylanerkennung zu ermöglichen. Ein Startwohnungsprogramm, wie es früher bereits vom Bund existiert hat, würde die Integrationsbemühungen unterstützen.“

Integration ab dem ersten Tag – für alle

„Damit das Prinzip im Regierungsprogramm „Integration vom ersten Tag an“ mit Leben erfüllt wird, muss Integration tatsächlich bereits bei Asylwerber:innen im Grundversorgungsquartier beginnen – und zwar für alle“, so Moser. „Jeder soll sofort mit Kursen beginnen können. Die bisherige Einschränkung, dass Deutschkurse nur nach „Maßgabe der Möglichkeiten“ zu Verfügung stehen, ist kontraproduktiv und unklug“.

Zentrale Punkte des Diakonie-Integrationspaketes:

  • Bildung und Ausbildung ab dem ersten Tag ermöglichen: Zugang zu Ausbildung, Sprachkursen und Qualifizierungsmaßnahmen unabhängig von Bleibewahrscheinlichkeit oder Herkunft.
    Asylwerber:innen sollen sofort mit Kursen beginnen können, ohne Einschränkungen.
  • Kompetenzen frühzeitig erheben: Schon während das Asylverfahrens soll bei Asylwerber:innen ein Kompetenzcheck erfolgen, um Klarheit zu haben über Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, und um dann dazu passende, zielgerichtete Kursmaßnahmen anbieten zu können.
  • Individuelle Integrationsbegleitung stärken: Nach einem Kompetenzcheck wird ein individuelles Curriculum für jede Person wird erstellt und von einem:r Integrationscoach während des gesamten Integrationsprozesses begleitet. Idealerweise erfolgt die Durchführung unter Federführung des AMS, kann jedoch an kompetente Partner aus dem Sozialbereich ausgelagert werden.
  • Arbeitsmarktzugang entbürokratisieren: Abschaffung der Beschäftigungsbewilligungspflicht und der restriktiven Zuverdienstgrenzen in der Grundversorgung. Öffnung des Arbeitsmarktes für alle legal Aufenthaltsberechtigten.
  • Rechtsanspruch auf Integrationsleistungen: So wie es heute selbstverständlich ist, dass es einen Rechtsanspruch auf Grundversorgung gibt, muss es auch selbstverständlich werden, dass ein solcher Rechtsanspruch auf Integrationsleistungen besteht. Kernelement des Rechtsanspruchs muss eine individuelle Beratung und Begleitung während des gesamten Integrationsprozesses sein.
  • Inlandsantragstellung: Möglichkeit, eine Rot-Weiß-Rot-Karte im Inland zu beantragen – unabhängig vom Schutzstatus. Damit kann das Arbeitskräftepotential von Menschen genutzt werden, die Qualifikationen mitgebracht, oder hier erworben haben. Das Aufenthaltsrecht bei Erfüllung der RWR-Kriterien darf nicht länger von der Schutzgewährung abhängig gemacht werden. Wer die Voraussetzungen erfüllt, sollte einen Inlandsantrag auf Erteilung einer RWR-Karte plus stellen dürfen.
  • Ausbildungspflicht: Die Verpflichtung den Zugang zu Bildung und Ausbildung über eine Ausbildungspflicht sicherzustellen, muss auch für geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene während des Asylverfahrens gelten.
  • Brückenphase: Ansparmodelle, Kautionsfonds und Übergangsregelungen müssen geschaffen werden, um einen Übergang aus der Grundversorgung in ein eigenständiges Wohnen nach der Asylanerkennung zu ermöglichen.
  • Startwohnungsprogramm: In Hinkunft muss durch Bund und Länder wieder leistbarer Integrationswohnraum zur Verfügung gestellt werden. Trotz der Einführung einer „Brückenphase“ werden es nicht alle Schutzberechtigten schaffen, vier Monate nach der Asylanerkennung vollständig selbstständig in selbst angemieteten Wohnungen zu leben. Deshalb muss ein österreichweites Startwohnungsprogramm für Integrationswohnraum wiederaufgelegt werden. Auch der Bund muss hier seiner Verantwortung gerecht werden.
  • Nostrifizierung vereinfachen: Die Anerkennung ausländischer Qualifikationen ist derzeit oft langwierig, kompliziert und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Das blockiert dringend benötigten Fachkräften ihren Weg in den Arbeitsmarkt. Besonders im Medizin-, Pflege-, Technik- und Handwerksbereich verfügen viele Zugewanderte über qualifizierte Ausbildungen, die jedoch ohne Nostrifizierung nicht genutzt werden dürfen. Es braucht daher transparente, unbürokratischere und deutlich schnellere Verfahren, die vorhandene Kompetenzen rasch anerkennen und den Einstieg in qualifizierte Beschäftigung ermöglichen. Jede Verzögerung kostet Integrationserfolg – und wertvolles Potenzial.

Integration nicht weiter verzögern!

„Unser Integrationspaket ist ein Angebot an die Politik, Integration nicht weiter zu verzögern – sondern aktiv zu gestalten“, betont Moser. Wer arbeitet, darf nicht ins finanzielle Risiko stürzen – eine sozial abgesicherte Brücke in den Arbeitsmarkt ist unerlässlich. Wenn Integration gelingt, stärkt sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt, baut Vorurteile ab und entlastet langfristig das Sozialsystem. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um diese Potenziale zu heben – mutig, klar und gemeinsam“, so Moser abschließend

Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist aktuell durch unnötige Hürden blockiert. Es braucht endlich klare Regeln, weniger Bürokratie und mehr Unterstützung für Menschen, die arbeiten wollen – und auch gebraucht werden.

Maria Katharina Moser, Diakonie Direktorin

Ihre Ansprechperson zu dieser Pressemitteilung

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit