Agenda Asyl: Minderjährige Asylsuchende werden im Stich gelassen!

  • Pressemitteilung
04. Februar 2015

Viele Jugendliche bleiben unterbetreut in Bundesstellen hängen



Das Asyl-Netzwerk Agenda Asyl kritisiert die mangelnde Bereitschaft, Betreuungsplätze für die besonders schutzbedürftige Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF) zu schaffen. Dadurch würden viele Jugendliche unterbetreut in den Bundesstellen monatelang hängen bleiben. Das mindere ihre Startchancen und führe auch immer wieder zu psychischen Problemen. Eine adäquate Betreuung von Anfang an ist dringend geboten, so die VertreterInnen von Agenda Asyl.



Zu wenige Betreuungsplätze für Jugendliche



Derzeit befinden sich 742 unbegleitete minderjährige AsylwerberInnen in den verschiedenen Bundesbetreuungsstellen des Innenministeriums. Davon befinden sich rund 400 Jugendliche in Traiskirchen, rund 200 im Ausweichquartier in Wien Erdberg, weitere 100 in der Betreuungsstelle Mitte in Wien sowie 30 in der Erstaufnahmestelle West in Thalham. In den letzten Monaten ist die Anzahl von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden stark angestiegen. Für diese Kinder und Jugendlichen werden verhältnismäßig wenig neue Plätze in den Bundesländern geschaffen. In den nächsten Wochen wird es zwar rund 300 neue Grundversorgungsplätze für UMF in den Ländern geben, ist Christian Schörkhuber von der Volkshilfe überzeugt. Sollte der starke Neuzugang an minderjährigen Flüchtlingen jedoch aufrecht bleiben, brauche es wesentlich mehr Ressourcen. Es sind nicht nur zusätzliche Unterbringungsplätze nötig, sondern die Betreuungsplätze müssten den Standards der Kinder- und Jugendhilfe entsprechen, betont Schörkhuber.



Schleppende Verfahren



Ein Großteil der Jugendlichen ist bereits zum Asylverfahren zugelassen und müsste nicht weiter in der Bundesbetreuung verweilen. „Die fehlenden Plätze und die schleppende Tätigkeit des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl führt hier zu einem Missstand, der auf dem Rücken von Kindern ausgetragen wird" kritisiert Anny Knapp, Obfrau der asylkoordination österreich



Flüchtlingskinder weniger wert?



Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge erhalten Betreuungsorganisationen einen  Tagsatz zwischen 39 € und 77 € abhängig vom Betreuungsbedarf. Andrea Eraslan-Weninger, Geschäftsführerin des Integrationshauses betont, dass „Flüchtlingsorganisationen, die asylsuchende Kinder und Jugendliche unterbringen, die Leistung zu einem Tagsatz bewerkstelligen müssen, der nicht einmal der Hälfte des Tagsatzes der Kinder- und Jugendhilfe entspricht. Die Tagsätze in der Grundversorgung müssten ganz dringend den Tagsätzen in der Kinder – und Jugendhilfe angepasst werden." In der Österreichischen Kinder- und Jugendhilfe beginnen die Tagsätze bei 120 €. „Das ist mit den verfassungsrechtlich verankerten Kinderrechten nicht vereinbar" sagt Katharina Glawischnig von der asylkoordination österreich. Jugendliche Flüchtlinge haben ab dem ersten Tag ihres Aufenthalts Anspruch auf eine ihren Bedürfnissen und ihrer Entwicklung abgestimmte Betreuung. Das gilt sowohl für die Betreuung des Bundes wie für Quartiere des Landes.



Katastrophales Betreuungsverhältnis



In der Bundesbetreuung kommen momentan auf eine/n BetreuerIn mehr als 100 Jugendliche. Christoph Riedl vom Diakonie Flüchtlingsdienst meint dazu: „Diese Betreuungsverhältnis ist vollkommen inakzeptabel. In der Grundversorgungsvereinbarung ist für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein Betreuungsverhältnis zwischen 1:10 und 1:20 vorgesehen." Dazu kommt, dass wie in der Eu-Aufnahmerichtlinie vorgesehen, das Betreuerspersonal für unbegleitete Minderjährige im Hinblick auf die Bedürfnisse der Minderjährigen adäquat ausgebildet sein muß, eine Bestimmung, die in Österreich nicht ausreichend umgesetzt ist. Nicht verwunderlich ist es daher, dass Jugendliche, die mehrere Monate in der Bundesbetreuung aufhältig waren, vermehrt mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Eine adäquate Betreuung von Anfang an ist daher dringend geboten.