Corona-Krise: Testungen und Schutzbekleidung für Pflegekräfte dringend benötigt

  • Pressemitteilung
02. April 2020
Caritas, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe richten Hilferuf an Bund und Länder

Caritas, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe richten Hilferuf an Bund und Länder„Unser Pflegepersonal hat nach wie vor nicht ausreichend Schutzbekleidung zur Verfügung. Wir appellieren, Pflege und Betreuung bei der Ausstattung mit Schutzbekleidung prioritär zu behandeln." Mit diesem Hilferuf  richten sich die großen Träger von Pflege-Einrichtungen Caritas, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe an Bund und Länder.



Prävention im Bereich der Langzeitpflege sei von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Infektionsrate, erklärt Maria Katharina Moser, Direktorin der Österreich: „Wenn wir die Ausbreitung von Covid 19 eindämmen wollen, müssen wir sowohl in stationären Einrichtungen als auch in der mobilen Pflege dringend effektive und ausreichende Maßnahmen setzen. Länder wie Singapur, Südkorea, aber auch China, die erfolgreich waren bei der Eindämmung, haben die Langzeitpflege besonders bedacht und mit Schutzbekleidung ausgestattet." Schutzbekleidung sei das Um und Auf, aber auch für den Pflegebereich gelte: „Testen, testen, testen".



„Bleibt eine Infektion unerkannt, ist zu befürchten, dass sich rasch 50-80% der BewohnerInnen in einer Pflegeeinrichtung infizieren", so Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin von Hilfswerk Österreich. So müssten beispielsweise Personen, die vom Krankenhaus zurück ins Pflegeheim kommen, unbedingt vorher getestet werden. Aber auch, wenn in einer Einrichtung ein positiv getesteter Fall auftritt, müssten allen MitarbeiterInnen sowie pflege- und betreuungsbedürftigen Menschen regelmäßige Testungen zur Verfügung stehen." Auch im Bereich der 24-Stunden-Betreuung wären laut Anselm Tests sinnvoller als zweiwöchige Quarantänen, die viele BetreuerInnen abschrecken.



Die Pflege-Organisationen verweisen darauf, dass die Maßnahmen im Pflegebereich wesentlich dafür seien, dass das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht, denn: „Wir haben es nicht nur mit einer Hochrisikogruppe zu tun, auch das Risiko, ein Krankenhausbett oder Intensivbehandlung zu brauchen, ist bei alten pflegebedürftigen Personen 100 bis 1000mal höher als bei jungen gesunden Personen", so die vier Geschäftsführungen unisono. - In Österreich werden 95.000 Menschen in Pflegeheimen versorgt, 153.000 nehmen mobile Dienste und 25.000 24h-Betreuung in Anspruch.



Bundeseinheitliche Richtlinien für den Umgang mit Erkrankten gefordert



Für den Fall, dass eine pflegebedürftige Person Corona-positiv ist bzw. erkrankt, wünschen sich die Pflege-Organisationen bundeseinheitliche Richtlinien. „Der Pflegebereich liegt in der Verantwortung der Länder, und deren Vorgaben sind teils sehr unterschiedlich, teils gibt es keine klaren Vorgaben. Das führt bei den Verantwortlichen in unseren Einrichtungen und bei unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu großer Verunsicherung in dieser ohnedies sehr verunsichernden und belastenden Situation", schildert Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, die aktuelle Lage.



Stabilität des Sozialbereichs trotz aktueller Unsicherheit sicherstellen



Sorgen bereitet den vier Organisationen auch die Finanzierung und damit die Stabilität des Sozialbereichs. Wegen der Reduzierung direkter Kontakte haben viele Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Kinder, Jugendliche, Familien, aber auch Menschen im Alter geschlossen oder bieten reduziert – etwa über Telefon – Beratung und Unterstützung. Auch die Leistungen mobiler Dienste sind eingeschränkt. „Die Finanzierung dieser Angebote ist nicht gesichert", moniert Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich. „Wir appellieren an die Länder, die Förderung wie vor der Krise aufrecht zu erhalten. Das wäre die einfachste und volkswirtschaftlich sinnvollste Maßnahme. Wenn wir mobile Dienste, soziale Hilfen und Kinderbetreuung jetzt nicht stützen, stehen keine Kapazitäten mehr zur Verfügung, wenn wir das gesellschaftliche Leben wieder hochfahren."



Soziale Dienste seien systemrelevant für die Prävention gesundheitlicher Risiken und sozialer Folgeprobleme. Sie bräuchten finanzielle Stabilität, um den Versorgungsauftrag für die Verletzlichsten in der Bevölkerung aufrechterhalten zu können, sind sich die Pflege-Träger einig.