Diakonie: 24-Stunden-Betreuerinnen müssen Zugang zum Härtefall-Fonds bekommen
- Pressemitteilung
Frauen, die unsere alten Menschen betreuen, fair behandelnMit großem Aufwand wird derzeit versucht, PersonenbetreuerInnen aus Rumänien, der Slowakei und aus Ungarn in Sonderzügen zurück nach Österreich zu bringen. „Doch so groß der Aufwand ist, den man nun betreibt, um die Frauen wieder ins Land zu holen und das System wieder zum Laufen zu bringen, so klein ist auf der anderen Seite die Bereitschaft, die Leistung der PersonenbetreuerInnen auch angemessen wertzuschätzen und sie fair zu behandeln", konstatiert Diakonie Direktorin Maria Katharina Moser.
„Gerade jetzt, während der Pandemie muss diese Personengruppe aber unterstützt werden, da ihnen durch die Einreisebeschränkungen ihre Grundlage zum Leben genommen wird", betont Mathias Kalb, Leiter der 24h.Betreuung der Diakonie in Oberösterreich.
„Es sind mehrere Momente, an denen die Frauen, die unsere alten Menschen betreuen, derzeit Diskriminierungen erfahren", so Diakonie Direktorin Moser.
Einerseits wird all jenen PersonenbetreuerInnen der Zugang zum Härtefall-Fonds durch bürokratische Hürden de facto verwehrt, die in den letzten Wochen aufgrund der Reisebeschränkungen nicht nach Österreich kommen konnten. „Sie haben ein Anrecht auf Kompensation ihrer Verdienstentgänge, so wie alle selbständig Beschäftigten, die hier sind, und denen ihr Einkommen weggebrochen ist", so Moser. „Hier wurden jedoch Kriterien erstellt, wie die Pflicht eines österreichischen Kontos, einer Steuernummer, die ihnen den Zugang zu dieser Unterstützung verunmöglichen", so die Diakonie Direktorin. Diese unfaire Behandlung ist in einer Linie mit der Indexierung der Familienbeihilfe, die 24-Stunden-Betreuerinnen besonders trifft und deren Aufhebung die Diakonie seit langem fordert.
"Wie so viele andere Ein-Personen-Unternehmen in Österreich und ganz Europa, stehen wegen der Corona Pandemie auch von uns 24-Stunden-PersonenbetreuerInnen viele vor dem finanziellen Ruin. Obwohl wir unsere Sozialabgaben in Österreich zahlen, werden wir jetzt systematisch von Hilfszahlungen aus dem Härtefallfonds ausgeschlossen. Das ist eine unglaubliche Ungerechtigkeit!", kritisiert Roxana Radulescu. Sie ist selbst seit 12 Jahren 24-Stunden-Personenbetreuerin in Österreich, pendelt regelmäßig zwischen Rumänien und Österreich.
Die Diakonie unterstützt den offenen Brief der Organisation DREPT (Gerechtigkeit in der Pflege und Personenbetreuung) an Wirtschaftsministerin Schramböck und Finanzminister Blümel und fordert die unbürokratische Öffnung des Härtefallfonds für diese Personengruppe.
Testungen und Quarantäne
Weiters müssen PersonenbetreuerInnen, die keinen negativen COV2 Test nachweisen können, nach ihrer Wiedereinreise in Österreich in staatliche Quarantäne. „Die hygienischen Zustände in den staatlichen Quarantäne-Einrichtungen sind jedoch menschenunwürdig und nicht zu vertreten", betont Mathias Kalb, der mit vielen Personenbetreuerinnen persönlich in Kontakt ist. Zudem fordert Kalb Tests durchzuführen. Die Kapazitäten seien vorhanden.
„Ein positiver Nebeneffekt der Corona-Krise könnte sein, über den Wert der Arbeit gerade in den besonders schlecht bezahlten und dennoch für die Gesellschaft so wichtigen Betreuungsberufen nachzudenken. Vom Applaus alleine werden sie ihre Familien nämlich nicht über die Runden bringen", betont Diakonie Direktorin Maria Katharina Moser abschließend.
Details, Zahlen und Fakten
Rund 63.000 PersonenbetreuerInnen sind seit 2008 in Österreich legal tätig und unterstützen rund 25.000 alte Menschen in Österreich. Es ist eine sehr schwere und psychisch belastende Tätigkeit, die diese Betreuerinnen, fast ausschließlich Frauen, in der Regel in Form von zwei Wochen andauernden 24-Stunden-Diensten leisten.