Diakonie startet Winterkampagne: Hoffnung braucht ein Ja!

  • Pressemitteilung
09. November 2016
Angst nehmen, Hoffnung geben – Spaltung verhindern, Mut machen, #Hoffungsträger werden

Angst nehmen, Hoffnung geben – Spaltung verhindern, Mut machen, #Hoffungsträger werden„In der Diakonie erleben wir durch unsere soziale Arbeit täglich, dass aus Angst, Neid, Missgunst und Misstrauen kein gelungenes Leben zu gewinnen ist und sind der Überzeugung, dass damit auf Dauer auch kein Staat zu machen ist", so der Direktor der Diakonie Michael Chalupka zum Auftakt der diesjährigen Adventkampagne der Diakonie.



Die Arbeit der Diakonie besteht darin, Angst zu nehmen und Hoffnung zu geben; der Abwertung von Menschen entgegen zu treten und ihre Würde zu bewahren. Neid als unproduktives Gefühl, das auch den Neider ins Unglück führt zu entlarven und Solidarität, oder wie wir sagen Nächstenliebe zur Entfaltung zu bringen. Hoffnung ist es, die wieder Zukunft möglich macht. Wir brauchen Hoffnungsträger. Deswegen: Hoffnung braucht ein Ja!

Hoffnung ist es, die wieder Zukunft möglich macht. Wir brauchen Hoffnungsträger. Deswegen: Hoffnung braucht ein Ja!Angst, Neid, Wut und Misstrauen sind die Schlüsselbegriffe, die die derzeitigen öffentlichen Debatten regieren und mit denen sich, so scheint es, Wahlsiege erringen lassen; Diese wiederum führen zur weiteren Legitimation einer Politik der Spaltung und Diffamierung ganzer gesellschaftlicher Gruppen. Alles scheint erlaubt, wenn sich daraus ein kurzfristiger Vorteil ergibt.



Zur Mindestsicherungsdebatte



Wir brauchen eine gesellschaftliche Kraftanstrengung, die den Zusammenhalt in der Vordergrund stellt und nicht den Neid und das gegenseitige Ausspielen von ohnehin benachteiligten Gruppe in der Gesellschaft. Die Debatte um die Mindestsicherung zeigt, wie durch das Schüren einer Neiddebatte derzeit in die Gesellschaft ein Keil getrieben wird, um parteipolitische Einzelinteressen durchzusetzen.



Es geht bei der Diskussion um die Mindestsicherung nicht mehr um die Existenzsicherung und um die Nöte der Menschen, die von Armut bedroht sind, sondern um die Konstruktion eines künstlichen Gegensatzes zwischen jenen Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten, und jenen, die Mindestsicherung beziehen. Die Realität sieht anders aus, handelt es sich doch bei beiden Gruppen sehr oft um dieselben Personen. Sie sind gezwungen aus schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen in die Mindestsicherung wechseln und dort wiederum verpflichtet jede auch noch so schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen.



„Wir brauchen ein System der Mindestsicherung, das einerseits Menschen Sicherheit gibt, die nicht arbeitsfähig sind, und zum Anderen die Möglichkeit bietet, möglichst rasch und dauerhaft in den Arbeitsmarkt wechseln zu können. Nur so kann es den Menschen, die es dringend brauchen, Sicherheit und Hoffnung gegeben werden.



„Die derzeitige Blockade einer bundesweit einheitlichen Mindestsicherung und die Versuche, Menschen, die ohnehin in Armut leben, noch schlechter zu stellen, helfen niemand. Niemandem der einen schlechten Lohn erhält, oder auf die Ausgleichszulage angewiesen ist, geht es besser, wenn es anderen noch schlechter geht als ihm. Eine Politik, die mit negativen Gefühlen spielt, hilft am Ende niemandem, so Chalupka. „Hoffnung braucht hingegen immer ein Ja."

Zur Integrationsdebatte



„Diffamierung und Misstrauen fördern den sozialen Zusammenhalt nicht. Solange Menschen, die in Österreich Zuflucht gefunden haben, unterstellt wird sie seien nicht bereit Deutsch zu lernen, wollten sich nicht an unsere Regeln halten und sich in einer imaginierten Hängematte ausruhen, gibt man der Integration keine Chance", betont Chalupka.



Doch Integration ist alternativlos für beide Seiten. Denn die Menschen, die wir in Österreich aufgenommen haben, suchen hier ihre Zukunft, möchte es beitragen und sich und die ihren selbst erhalten.



„Eine Abwertung der Menschen, die auf der Flucht bei uns gelandet sind, bewirkt das Gegenteil von Integration", so der Diakonie Direktor. Integration könne erreicht werden, in dem „Begegnung ermöglicht wird, und den Menschen Chancen und Perspektiven für Ausbildung und Beruf eröffnet werden". Und wörtlich sagt Chalupka: „Integration wird unmöglich, wenn Menschen ausschließlich Sanktionen angedroht werden ohne die entsprechenden Angebote bereitzustellen, und sie vor materielles Elend gestellt werden."



Wollen wir das Zusammenleben gelingen kann, braucht es eine positive Herangehensweise, die dem Gegenüber nicht die schlechtesten Absichten unterstellt. Hoffnung braucht immer ein Ja.



Zur Bildungsdebatte



Der Satz: „Die Kinder sind unsere Hoffnung!" – bleibt ein leerer Satz, wenn diese Hoffnung sich nur bei den Kindern materialisieren kann, die aus materiell gut abgesicherten, bildungsnahen Familien stammen. Armut aber vererbt wird.



Das Bildungssystem in Österreich trennt die Kinder zu früh. Je früher die Trennung, desto weniger spielt der Leistungseffekt eine Rolle, sondern desto stärker wirkt der soziale Hintergrund bei der Bildungsentscheidung. Schulen in ärmeren Vierteln mit Arbeitslosigkeit oder niedrigerem Status wirken sich ungünstig auf die Bildungschancen der Kinder aus. Das weiß auch die Bildungspolitik seit langem, doch Schritte in die richtige Richtung werden sehr langsam und zögerlich gesetzt, doch immerhin sind sie erkennbar. Die Ausbildungspflicht bis 18 und der Ausbau der Ganztagsbetreuung sind Schritte in die richtige Richtung.



Deswegen beginnt der Diakonie-Adventkalender, in welchem Vorschläge zusammengefasst sind, die Hoffnung konkret werden lassen, auch mit der Bildungspolitik:



1. Dezember:  Es braucht einen Aktionsplan, der die Schnittstellen zwischen Schule, sozialer Arbeit und Ausbildung verbindet. Außerdem soll die Schulsozialarbeit flächendeckend ausgebaut werden.



2. Dezember: Jugendliche mit schwieriger Lebensgeschichte brauchen Begleitung über das 18. Lebensjahr hinaus. Wir wissen aus anderen europäischen Ländern, dass diese Begleitung stark präventiv wirkt und Abstürzen vorbeugt.



3. Dezember: Schulen in sozial benachteiligten Bezirken sollen besonders gut ausgestattet werden, damit sie keine Kinder zurücklassen und für alle attraktiv bleiben. Europäische Beispiele zeigen – es funktioniert!



Positives Beispiel: Inklusive FIT Schule der Diakonie



Bei der heutigen PK wurde das innovative Modell der IFIT-Schule von der Leiterin und einer Schülerin selbst vorgestellt. 



Daniela Trappl, Schülerin der IFIT Schule und in Teilausbildung zur Kindergartenassistentin, wird uns ab kommender Woche persönlich auf den Kampagnenplakaten der Diakonie begegnen.



Sie erzählt von sich: „Bevor ich in die IFIT Schule gekommen bin, war ich nicht so selbstbewusst. Ich hatte wirklich blöde Erlebnisse vorher. Ich wurde gemobbt, und dann hab ich mir gedacht: „Gut, dann sag ich nix mehr", und hab von da an immer meinen Mund gehalten. - Aber seit ich in der IFIT Schule bin, und besonders seit ich Praxis im Kindergarten mache, bin ich immer ermuntert worden. Ich weiß jetzt: „Ich kann viel, und ich schaffe das!", so Daniela Trappl.



Und Ines Egle, Leiterin der IFIT Schule erklärt: „Unsere Schule richtet sich an Jugendliche, die die Schulpflicht erfüllt haben, aber an der Schnittstelle Schule-weiterführende Ausbildung bzw. Schule-Beruf auf Hürden stoßen. - In der I-FIT-Schule geht es darum, genau hinzuschauen auf die Einzelnen, und in einem vertrauensvollen und wertschätzenden Rahmen gemeinsam mit den SchülerInnen daran zu arbeiten, Kompetenzen und Talente wieder „freizulegen", auszubauen und zu fördern."