Diakonie: was es für ein gutes Leben mit Demenz braucht

  • Pressemitteilung
15. April 2019
Pflegende Angehörige unterstützen – Demenzstrategie umsetzen

Pflegende Angehörige unterstützen – Demenzstrategie umsetzen130.000 Menschen in Österreich leben mit Demenz. 2050 werden es Prognosen zufolge doppelt so viele sein. „Schon heute betreuen und pflegen 950.000 Menschen in Österreich ihre Angehörigen zuhause. Das heißt, sie sind der größte Pflegedienst im Land", so Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich. „Allerdings haben mehr als die Hälfte der pflegenden Angehörigen keine formelle Unterstützung durch mobile Dienste, Kurzzeitpflege oder Tageszentren", unterstreicht Moser.

Speziell wenn zur häuslichen Pflege das Thema Demenz dazukommt, fühlen sich Angehörige besonders herausgefordert.  Demenz ist in unserer Gesellschaft besetzt von Angst und Scham, wird zumeist verknüpft mit „Persönlichkeitsverlust", „Schatten ihres früheren Selbst". Diese Scham und  Angst führen oft zu Rückzug.



Der „Masterplan Pflege" der Bundesregierung setzt trotz dieser Belastungen verstärkt auf Angehörige, und sieht keine Finanzierung für den Ausbau professioneller Unterstützung vor.  „Das ist kein Zukunftsmodell zur Lösung der Pflegefrage, zumal die Hälfte der pflegenden Angehörigen schon über 60 Jahre alt, und ihre Kraft nicht grenzenlos ist", so Moser.



Nicht Pflege, sondern soziale Betreuung im Vordergrund



Für Angehörige steht meist weniger die klassische Pflege als die soziale Betreuung im Vordergrund. „Dazu gehört auch, mit Herausforderung zurecht zu kommen wie Aggressivität, Depression, Angst, Agitation und Tendenzen, sich auf den Weg zu machen", erklärt Heike Schönbacher, Pflegedienstleiterin in einem Seniorenheim der Diakonie in Graz.



Andrea Fried hat ihren Vater begleitet. Er ist nach mehreren Jahren, die er mit Demenz gelebt hat, verstorben. Sie hat während der Zeit auch eine Ausbildung zur Validations-Anwenderin nach Naomi Feil  gemacht. „Nachdem klar war, dass es zuhause nicht mehr geht, waren einige Dinge für meinen Vater sehr wichtig. Zum Beispiel, dass wir das Zimmer mit seinen gewohnten Dingen ausstatten konnten, und er es als „seinen Raum" wiedererkennen konnte. Auch, dass er liebevoll gesucht wurde, als er sich einmal selbständig gemacht hat. Besonders schön war auch, dass sich die Menschen in der Diakonie-Einrichtung nicht an starren Zeitplänen orientieren müssen. Sie dürfen nach eigenem Rhythmus schlafen und essen. Auch der sehr wertschätzende Umgang der Pflege- und Betreuungspersonen war sehr hilfreich. Sie haben alle Grundkenntnisse der Validation, und nehmen sich schon von daher immer Zeit für Gespräche und Berührungen. Zuhören und Präsenz sind für die Menschen in dieser Phase ja extrem wichtig", erzählt Frau Fried.



Hilfe suchen – Hilfe bekommen



„Es ist wichtig so früh wie möglich medizinisch abklären zu lassen, ob eine Demenz vorliegt. Denn Klarheit schafft Möglichkeiten. Man kann sich gezielt informieren, was auf einen zukommt, wunderliche Vorkommnisse zuordnen und man kann rechtzeitig die entsprechende Unterstützung suchen", betont Heike Schönbacher, Demenz- und Pflegeexpertin.



Aus Sicht der Diakonie sind folgende Unterstützungs-Möglichkeiten vor allem für Angehörige wichtig:





Der Ausbau niederschwelliger Informations- und Beratungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, besonders in der Zeit rund um die Diagnose,

Leistbare stundenweise Betreuung für zu Hause, österreichweit und öffentlich gefördert,

Leistbare Tageszentren, die nicht nur die Belastung für Angehörige spürbar senken, sondern auch wichtig sind für die Lebensqualität von Menschen mit Demenz.





„Diese und noch viel mehr gute und wichtige Maßnahmen finden sich in der so genannten „Demenzstrategie", die 2015 von der letzten Bundesregierung beschlossen wurde. Es ist also klar, was es braucht. Nun fordern wir die politischen Verantwortlichen auf: Jetzt finanzieren und umsetzen", so die Diakonie Direktorin.

Demenzkampagne der Diakonie



Mit der aktuellen Kampagne „Für ein gutes Leben mit Demenz" will die Diakonie dem negativen Bild von Demenz als Krankheit etwas entgegensetzen. Es geht darum, „dass unsere Gesellschaft „demenzfähig" wird, und die Demenz gesellschaftsfähig", so Moser.



Auf der Infoseite  www.demenz.diakonie.at  können sich Menschen Informationen und Hilfe holen.