Hunderte ertrinken im Mittelmeer – dasselbe Bild wie vor einem Jahr

  • Pressemitteilung
31. Mai 2016

Gemeinsame europäische Asylpolitik notwendiger denn je



„Der dramatische Anstieg der Todesopfer im Mittelmeer in den letzten Tagen ist die direkte Folge des Totalversagens der Asylpolitik der europäischen Nationalstaaten", äußert Diakonie Direktor Michael Chalupka seine Bestürzung.



„Angesichts hunderter Toter im Mittelmeer innerhalb von nur einer Woche und dem Unvermögen, in Griechenland auch nur ein ansatzweise funktionierendes Asylsystem zu etablieren, vermissen wir schmerzlich ernsthafte Bemühungen der europäischen Staatengemeinschaft, die das Sterben im Meer beenden, und das Leiden der Gestrandeten lindern," stellt Chalupka fest.



Während die Rettung der Bootsflüchtlinge aus der griechischen Ägäis vergleichsweise gut zu bewerkstelligen wäre, ist sie auf der Ausweichroute zwischen Libyen und den italienischen Inseln weitaus schwieriger.



Verteilung der Flüchtlinge aus Griechenland auf die anderen EU Länder stagniert



Die EU hatte im September zugesagt, innerhalb von zwei Jahren 63.302 Flüchtlinge aus Griechenland zu verteilen. Tatsächlich konnten in den ersten 9 Monaten (seit September 2015) insgesamt gerade einmal 900 Flüchtlinge Griechenland auf diesem Weg verlassen.



Griechenland braucht Unterstützung der EU



„Für die Flüchtlinge ist es seit Monaten praktisch unmöglich in Griechenland einen Antrag auf Asyl, Familienzusammenführung oder Umverteilung innerhalb Europas zu stellen. Aktuell versuchen 50.000 Menschen, über Skype einen Termin zu bekommen", erklärte Maria Stavropoulou, die Direktorin der griechischen Asylbehörde gegenüber der deutschen Hilfsorganisation Pro Asyl. Die griechische Asylbehörde sei vollkommen überlastet und außer Stande, die Anzahl die Schutzsuchenden überhaupt zu registrieren. Die zugesagte Unterstützung der anderen Europäischen Staaten sei nicht spürbar. (Das ganze Statement lesen Sie hier)



Um das Sterben und diese unwürdigen Zustände in Elendslagern in Europa zu beenden, sind die europäischen Staaten gefordert nun endlich massive Anstrengungen zu unternehmen. „Es kann nicht sein, dass ein europäisches Aufnahme- und Verteilsystem noch immer nicht in Gang gekommen ist", kritisiert Chalupka. Außerdem fordert die Diakonie zum wiederholten Mal legale Wege, um Flüchtlinge nicht auf die Schlepperrouten zu zwingen.



„Das neue Aufnahmesystem muss zumindest so substanziell ein, dass die Flüchtlinge sich entscheiden, auf die Aufnahme durch Europa zu warten, anstatt ihr Leben auf dem Meer zu riskieren", so Chalupka abschließend.