„Reden wir über Pflege! – gerade in Zeiten des Wahlkampfs!“
- Pressemitteilung
Diakonie präsentiert 10 Punkte für die Zukunft des Älterwerdens„Der demographische Wandel und seine Folgen für das Zusammenleben der Generationen und für Pflege und Betreuung älterer Menschen müssen im Wahlkampf breit diskutiert werden. Einzelmaßnahmen wie die begrüßenswerte Abschaffung des Pflegeregresses sind zu wenig", eröffnet Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich, die heutige Pressekonferenz zur Zukunft der Pflege.
Die Diakonie fordert deshalb eine breite Diskussion über den Umbau des Pflege- und Betreuungssystems. Generationenpolitik ist eine Querschnittsaufgabe – sie ist mehr als Sozial- und Gesundheitspolitik. Es geht genauso um Wohnen und Lebensräume, Mobilität, Bildung, Wirtschaft und (Nah-)versorgung. Ältere Menschen sind nicht nur ein Kostenfaktor, sondern wichtiger Teil der Gesellschaft.
„Deshalb sind neue Konzepte für individuelle Bedürfnisse pflegebedürftiger Menschen notwendig", betont die Diakonie, und nennt als Beispiele für neue Konzepte die folgenden:
„Es braucht Wohnräume, die Pflege alltagsnah ermöglichen und echte Wahlfreiheit für alle von Pflege Betroffenen schafft. Es ist an der Zeit, neue Perspektiven für die Pflege zu schaffen, die auch eine solidarische Absicherung des Pflegerisikos beinhalten", zählt Chalupka auf.
Ihre Überlegungen zur Zukunft der Pflege hat die Diakonie in dem heute präsentierten Paper „10 Punkte für die Zukunft des Älterwerdens" zusammengefasst. Zentrale Frage ist: Wie muss ein Miteinander beschaffen sein, so dass sich alle – jung bis alt – versorgt und integriert fühlen?
„Für uns ist es essentiell, über die Bedürfnisse unserer KlientInnen nachzudenken – jetzt und für die Zukunft. Familien verändern sich, Ansprüche und Vorstellungen genauso. Darauf müssen wir reagieren". Der Ansatz der Diakonie lautet:
Wohnen ist zentral - auch mit Demenz mitten im Leben
„Rücken wir das Wohnen wieder ins Zentrum, in den Alltag und überlegen wir, wie wir die Pflege und Betreuung zusätzlich organisieren", so Daniela Palk, Expertin für Seniorenarbeit des Diakoniewerks.
Rücken wir das Wohnen wieder ins Zentrum, in den Alltag und überlegen wir, wie wir die Pflege und Betreuung zusätzlich organisieren„Es geht um die Entwicklung von und die Arbeit in Grätzeln, Nachbarschaften oder Wohnquartieren. Vor allem auch für Menschen mit Demenz. Hier müssen sich die Rahmenbedingungen endlich so ändern, sodass Menschen mit Demenz tatsächlich die ihnen zustehende Freiheit leben können", so Palk.
Hospizbetreuung ist ein Recht
„Hospiz- und Palliativbegleitung muss ein Recht werden", fordert Petra Richter, von der Hospizbewegung in Kärnten, einen weiteren Punkt ein. „Einen Platz in einem stationären Hospiz, oder auch den Zugang zu einer mobilen Hospizbetreuung zu bekommen entspricht oftmals beinahe einer Gnade. Es sollte aber für alle selbstverständlich sein."
Deshalb fordert die Diakonie einen Rechtsanspruch für alle auf Begleitung in der letzten Lebensphase, z.B. im Zuge einer Verankerung in der Krankenversicherung. Darüber hinaus braucht es endlich klare Zuständigkeiten in der Finanzierung und eine langfristige finanzielle Sicherung der Angebote. „Die Anzahl hochaltriger Personen wird wachsen, und der Bedarf an Hospiz- und Palliativversorgung wird weiter ansteigen", betont Richter.
Umbau des Pflegesystems und Finanzierung ist nötig
Die Diakonie fasst ihre Forderungen zur Pflege so zusammen:
Ein Umbau des Pflegesystems und seiner Finanzierung sind notwendig, um zukünftig leistbare und gute Pflege möglich zu machen. Neben Geldleistungen braucht es Investitionen in ein breiteres und größeres Dienstleistungsangebot, um die Pflegelücke tatsächlich zu schließen.
Außerdem: Pflege ist produktiv
„Pflege ist außerdem produktiv", betont Chalupka. „70% der Ausgaben in der Pflege fließen via Steuern und Sozialversicherung an die öffentliche Hand zurück".
Alte und pflegebedürftige Menschen dürfen nicht weiter buchstäblich am Rand bleiben, „sie gehören in die Mitte der Gesellschaft", so die Diakonie. „Deshalb müssen wir uns dringend gesellschaftspolitisch darüber unterhalten, wie wir die Gesellschaft des langen Lebens gut gestalten wollen – und wie wir ein Altern in Würde sichern", so Michael Chalupka abschließend.