UN-Autismus Tag: „Ist das Gelb, das ich sehe, auch das Gelb, das Du siehst?“

  • Pressemitteilung
28. März 2018
Diakonie unterstützt und stärkt Kinder im Autismus Spektrum: Inklusive Schule, Frühförderung, Wohnen, Beratungsstellen.

Diakonie unterstützt und stärkt Kinder im Autismus Spektrum: Inklusive Schule, Frühförderung, Wohnen, Beratungsstellen.„Die Welt verstehen lernen" das ist das Motto für uns alle im Vorfeld des UN-Tags zur Unterstützung von Menschen mit Autismus. Wir fragen: Was siehst Du? Was hörst Du? Wie sehen wir die Welt? Registrieren andere Menschen dieselben Dinge wie ich? Ist das Gelb, das ich sehe, auch das Gelb, das Du siehst?" - „Wir gehen davon aus, dass wir die Welt so wahrnehmen, wie es die meisten Menschen tun", so Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie. Aber was, wenn gerade ich zu jenen Menschen gehöre, die anders sehen, spüren, riechen oder hören? Wenn ich zwar Einzelteile sehe, nicht aber das Gesamte? Wenn ich zwar gut schreiben kann aber nicht sprechen? Wenn ich einen freundlichen Blick sehe, aber nicht als solchen deuten kann?



Viele Menschen im Autismus Spektrum sind Vorurteilen und Stigmatisierung ausgesetzt. „Dieser Tag ist ein Weckruf für Respekt und Achtsamkeit gegenüber einfachen Bildern und falschen Diagnosen", so Schenk, selbst Psychologe. „Die Welt verstehen lernen, gilt in alle Richtungen: an Medizin, Politik, Schule oder Medien. Dasein, unterstützen, stärken, das sind die drei wirksamsten Mittel, um den Bedürfnissen von Menschen mit Autismus zu begegnen", betont Schenk. Schätzungen sprechen von 80.000 Betroffenen in Österreich.



Florian: Engagierte LehrerInnen, Ressourcen, Unterstützung, Haltung der Direktion



„Ich bin 15 Jahre alt, gehe in die 5. Klasse in der Schule der Diakonie", erzählt Florian. „Ich habe die Diagnose Asperger. Heute sagt man Kinder und Jugendliche sind im Autismus Spektrum. Ich gehe ins Gymnasium, obwohl ich mir schwer tue mit Empathie in gewissem Maße. Also das mich Einfühlen in andere. Bei Leuten die ich lange und gut kenne geht es, bei fremden Menschen geht das nicht gut. In Situationen, die mich überfordern, geht es nicht so gut. Gespräche mit Gleichaltrigen waren früher sehr schwierig. Interesse an „Erwachsenen-Themen" wie Geschichte, Politik, Wirtschaft waren bei mir schon in jungen Jahren ausgeprägt", berichtet Florian.



„Jetzt habe ich viele unterschiedliche LehrerInnen, die mich kennenlernten und versuchten den Unterricht besser zu strukturieren und auf meine Bedürfnisse einzugehen. Ich komme mit fast allen Lehrern gut aus. Ich habe seit vielen Jahren ganz viel Unterstützung bekommen. Zum Beispiel durch die Autistenhilfe, Ressourcen durch den Stadtschulrat, motivierte und engagierte LehrerInnen, die sich weiterbilden, immer neue Sichtweisen und Unterstützungshilfe suchen, und ihren Unterricht versuchen zu optimieren.



Die Direktion ist bei der Inklusion sehr offen eingestellt und ohne Diakonie wäre es nicht möglich", sagt Florian: „Jetzt bin ich gewählter Schulsprecher meiner Schule und kämpfe weiter, denn ich sehe seit 5 Jahren in der Schule, was für mich, aber auch für die anderen in meiner Klasse möglich ist, wenn wir täglich im Unterricht zusätzliche Unterstützung haben."



Schule: Gemeinsames Lernen für Kinder mit Behinderungen



Bereits seit dem ersten Jahr ihres Bestehens im Jahr 2010 hat die Diakonie im Gymnasium in Wien Donaustadt, das in der Unterstufe als Wiener Mittelschule geführt wird, Erfahrung mit der Inklusion von autistischen Kindern gemacht. Bei der Erarbeitung des neuen Raumkonzepts flossen Erkenntnisse des modernen Schulbaus ein, in dem der Raum als "dritter Pädagoge" eine wesentliche Rolle in der pädagogischen Arbeit zugewiesen bekommt. Die Einteilung in Cluster, in denen jeweils vier Klassenräume mit einem Gemeinschaftsraum verbunden sind, macht altersübergreifendes und inklusives Arbeiten möglich, und erzeugt ein Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit innerhalb eines großen Schulhauses. Für Phasen der Freiarbeit und für projektorientiertes Arbeiten bieten sich die zahlreichen Lerninseln im Haus an.



Unterschiedlich und einzigartig



„AutistInnen brauchen ein Gegenüber, das sensibel dafür ist, dass sie ihre Umwelt anders wahrnehmen und soziale Prozesse und Begegnungen anders verarbeiten", sagt Christiane Dobernig von der Diakonie de la Tour. „Kinder und Jugendliche im Autismus-Spektrum sind alle unterschiedlich und einzigartig. Sobald man dies verstanden hat, ist bereits ein großer Schritt getan", so Dobernig. In den Projekten der Diakonie de La Tour in Kärnten leben und arbeiten Menschen im Autismus Spektrum (AS). Der Alltag ist speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt. So erfolgt beispielsweise die Assistenz in einer eigens eingerichteten Tageswerkstatt nach dem TEACCHKonzept, einem Modell, das kommunikative Kompetenz und soziales Verhalten fördert.



Aktion „Was hörst Du?"



AKTION »Was hörst du?« lautet dieses Jahr die Frage, mit der wir Passanten heute in Klagenfurt auffordern, die eigene Wahrnehmung genauer zu betrachten, erzählt Christiane Dobernig. Vor Ort erhalten Besucherinnen und Besucher mittels Kopfhörern einen Einblick in die Geräuschkulisse, die viele Menschen im Autismus Spektrum umgibt.



Alle Angebote der Diakonie zum Thema Autismus sind hier gesammelt