Diakonie: 207.000 Menschen mit Behinderungen sind armutsgefährdet
- Pressemitteilung
82.000 Menschen mit Behinderungen (10%) leben unter erheblicher sozialer Deprivation und Ausgrenzung, 207.000 sind armutsgefährdet. Angesichts dieser hohen Zahlen fordert die Diakonie Verbesserungen in der Sozialhilfe und Existenzsicherung sowie bei Barrierefreiheit und Bildung.
Menschen mit Behinderungen können in der Sozialhilfe gezwungen werden, ihre Eltern auf finanziellen Unterhalt zu klagen – auch, wenn sie längst volljährig sind. „Erwachsene Menschen mit Behinderungen ihr Leben lang als Kinder zu behandeln und sozial nicht abzusichern, ist nicht nur beschämend, sondern widerspricht klar der UN-Behindertenrechtskonvention“, fordert Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser das Ende dieses Missstands in der Sozialhilfe. 77.000 Menschen mit Behinderungen können zurzeit ihre Wohnung nicht warm halten, 160.000 müssen in engen, überbelegten Wohnungen leben, 161.000 sind mit Zahlungen im Rückstand (Statistik Austria). „Kein Wunder, sie haben aufgrund ihrer Behinderungen zahlreiche Mehrausgaben von Hilfsmitteln, Mobilitätskosten, Wohnadaptierungen bis Medikamenten zu tätigen“, so Moser.
Gute Bildung, gute Schulen
Die heute veröffentlichten Daten der Statistik Austria weisen auch auf den wichtigen Faktor gute Bildung hin. Der soziale Status der Eltern hat nach wie vor einen großen Einfluss auf den Bildungserfolg der Kinder, auch von Kindern mit Behinderungen. Die Gründe dafür sind vielfältig und hängen zusammen: Schulen an benachteiligten Standorten sind oft schlecht ausgestattet, was sich auf die Bildungschancen der Kinder auswirkt, die in überbelegten Wohnungen leben und keinen ruhigen Platz zum Lernen haben, was wiederum mit einer Halbtagsschulordnung und einem einkalkulierten Nachhilfesystem zusammenfällt, das auf wenig Einkommen trifft bzw. bei geringer Bildung der Eltern auf weniger Möglichkeiten, die Kinder beim Lernen zu unterstützen. Dazu kommen negative Vorurteile: Wem nichts zugetraut wird bzw. von wem erwartet wird, dass er oder sie ohnedies nichts schafft, der oder die bringt schlechtere Leistungen.