Diakonie eröffnet neue Spezialklinik für Essstörungen in Kärnten

  • Pressemitteilung
09. Oktober 2017
Diakonie bietet ein spezialisiertes Behandlungskonzept für Magersucht und Bulimie / 7500 Mädchen und Burschen akut betroffen

„Rund 200.000 Menschen in Österreich erkranken mindestens einmal in ihrem Leben an einer Essstörung“, macht die Diakonie im Vorfeld des Tags der psychischen Gesundheit aufmerksam und eröffnet heute ein spezielles therapeutisches Angebot für Betroffene. 7.500 junge Österreicherinnen und Österreicher unter 20 Jahren leiden akut an einer Essstörung. Über 90% davon sind Mädchen.

Leben meistern, Wertschätzung erfahren

„Der Kult um Schönheit und Körper stellt einen idealen Nährboden für die Entwicklung von Essstörungen dar“, so Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie Österrecih und selbst Psychologe. „Essstörungen sind keinesfalls Ernährungsprobleme, sondern ernstzunehmende psychische Erkrankungen. Das problematische Essverhalten ist ein Ausdruck dafür, dass belastende und herausfordernde Situationen nicht zu bewältigen sind. „Mein Leben meistern zu können, Anerkennung und Wertschätzung zu erleben, mich selbst als wertvoll zu erfahren – all das brauchen wir persönlich wie gesellschaftlich als Gegengift“

Im Krankenhaus Waiern der Diakonie in Kärnten wird deshalb heute eine Spezialklinik für Essstörungen eröffnet. In der neuen Klinik mit dem Namen „Sarepta“ werden jeweils zwölf Patientinnen und Patienten aus ganz Österreich über einen Zeitraum von sechs Wochen stationär aufgenommen, danach folgt eine sechsmonatige ambulante Nachbetreuung. „Wir freuen uns, dieses innovative Behandlungskonzept in unserem Haus anbieten zu können“, sagt Hubert Stotter, Rektor der Kärntner Diakonie de La Tour. „Mit dem Krankenhaus in Treffen und den Ambulanzen in Villach, Spittal und Wolfsberg verfügen wir über langjährige Expertise im Bereich der Suchterkrankungen. Die Sarepta-Klinik in Waiern wird diesen Kompetenzbereich der Diakonie vertiefen und erweitern.“

Magersucht ist eine schwere Krankheit

„Aufgrund der hohen Mortalitätsrate von bis zu 15 Prozent brauchen von Magersucht betroffene Menschen dringend eine Möglichkeit der stationären Behandlung,“ betont Dr. Gustav Raimann, Ärztlicher Leiter der neuen Diakonie-Klinik. „Neben psychiatrischer und internistischer Diagnostik fließen unter anderen Therapieformen auch die moderne Verhaltenstherapie sowie Elemente aus der Familien- und Gestalttherapie in das Behandlungskonzept ein“, erläutert Raimann. „Übungen zum Selbstwert und zur Identität nehmen den größten Raum in der Gruppentherapie ein. Autonomie und Abhängigkeit, Kontrolle und Stärke, Familienstrukturen, Abgrenzung von den Erwartungen anderer und Wahrnehmung eigener Bedürfnisse bilden den daran anschließenden Themen-Komplex. Frau-Sein heute, Schönheits- und Schlankheitsideal, Perfektionismus, Selbst- und Körperakzeptanz nehmen wir zum Ende der Therapie hinzu“.

Wohngruppen für ein „genussvolles“ Leben

Das Diakonie Zentrum Spattstraße in Linz bietet seit einigen Jahren zwei einzigartige Wohngruppen speziell für Jugendliche ab 12 Jahren und für junge Erwachsene bis ca. 30 Jahren mit Essstörungen. "Für die meisten unserer Bewohnerinnen wäre der Sprung von einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus zurück ins normale Alltagsleben zu groß. Bulimie und Anorexie sind heimtückisch. Du glaubst, du hast die Krankheit im Griff, und plötzlich braucht es nicht viel, und die Krankheit hat wieder dich im Griff", erzählt Andrea Boxhofer von der Diakonie Spattstrasse. Vorrangige Ziele sind ein positives Selbstbild zu entwickeln, genussvolles Essen wieder zu erlernen und ein gesundes Gewicht zu erreichen. Die Bearbeitung von Ursachen und Auslösern der Essstörung ist Teil der Therapie. Während die jungen Menschen in der Wohngruppe leben, können sie eine Schule besuchen, einer Ausbildung nachgehen oder einen Beruf ausüben.

Ihre Ansprechperson zu dieser Pressemitteilung

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit