Europäischer Protesttag 5. Mai: Kommunikation ist ein Grundbedürfnis! Mit Assistierenden Technologien bekommen Menschen ihre Stimme zurück.

  • Pressemitteilung
03. Mai 2022
Finanzierung der Hilfsmittel für Betroffene in Ö weiterhin schwierig, bürokratische Hürden enorm. VERBUND hilft seit 12 Jahren mit Empowerment Fund

Etwa 63.000 Personen in Österreich sind in ihrer Kommunikation eingeschränkt und verwenden daher Hilfsmittel, etwa eine Augensteuerung für den PC, ein Tablet oder eine Mundmaus. Doch die Versorgung mit Hilfsmitteln in Österreich ist kompliziert, unübersichtlich und langwierig. Die Finanzierung für Betroffene ist mangelhaft und intransparent.

„Österreich sollte sich in Sachen Hilfsmittel und Unterstützte Kommunikation an Deutschland orientieren“, empfiehlt Diakonie Direktorin Maria Katharina Moser. Dort gibt es – anders als in Österreich – laut Sozialgesetzbuch einen Anspruch auf assistierende Technologien und Kommunikationsgeräte.

Eine Betroffene erzählt

Welchen Unterschied das richtige Hilfsmittel im Leben machen kann, berichtet Frau H. Sie ist an einer fortschreitenden und unheilbaren Form der Dystonie erkrankt, die mit Lähmungen einhergeht, und nutzt für ihre Kommunikation „Tobii“, ein Gerät zur Augensteuerung: „Meine Lebensfreude kam wieder zurück. Die Möglichkeit mit meinen Mitmenschen zu kommunizieren, ob per Mail oder im direkten Kontakt, ist sehr viel Wert. Ich lasse mich nicht unterkriegen und dazu leistet dieses Kommunikationsmittel einen großen Beitrag.“ 

Kommunikation ist ein Grundbedürfnis und der wichtigste Baustein zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft. „Tag für Tag begleiten wir Menschen am Weg zum richtigen Hilfsmittel. Am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen wollen wir einmal mehr darauf aufmerksam machen: Die Lücke in der Versorgung mit digitalen Hilfen zur Kommunikation muss geschlossen werden. Die Technologien zur Kommunikation gibt es, sie müssen nur zugänglich gemacht werden“, so Moser.

Meine Lebensfreude kam wieder zurück. Die Möglichkeit mit meinen Mitmenschen zu kommunizieren, ob per Mail oder im direkten Kontakt, ist sehr viel Wert. Ich lasse mich nicht unterkriegen und dazu leistet dieses Kommunikationsmittel einen großen Beitrag.

Eine Betroffene Frau

Kosten sind überschaubar

Die Befürchtung, dass ein Rechtsanspruch auf Hilfsmittel eine Kostenexplosion für die Kassen darstellt, bewahrheitet sich in Deutschland nicht: Die Ausgaben für Unterstützte Kommunikation liegen dort im Promill-Bereich, genau gesagt machen sie 0,01% der Gesamtgesundheitsausgaben aus.

„Allen Menschen muss es möglich sein miteinander zu kommunizieren. Die technischen Hilfsmittel dafür sind für unser Gesundheitssystem leistbar. Sie für alle Betroffenen zur Verfügung zu stellen, würde keine Budgets sprengen. Für jede einzelne betroffene Person und ihre Angehörigen würde es aber einen großen Unterschied machen“, unterstreicht die Diakonie Direktorin.

Verbund & Diakonie: Gemeinsamer Einsatz für die Versorgung mit Hilfsmitteln zur Kommunikation

Seit 12 Jahren bietet die Diakonie mit „LIFEtool“ Menschen mit Behinderung Beratung zu Assistierenden Technologien und Unterstützter Kommunikation sowie zu ihrer Finanzierung.

Unterstützt wird das Beratungsnetzwerk von VERBUND, mit dessen Hilfe auch ein Soforthilfefond für Betroffene eingerichtet werden konnte. Gemeinsam fordern VERBUND und Diakonie den Rechtsanspruch auf Assistierende Technologien.

„Ziel der Diakonie auch in der Kooperation mit VERBUND ist weiterhin, in Österreich endlich das umzusetzen, was in Deutschland schon gelebte Praxis ist: einen geregelten Verfahrensablauf und einen Anspruch auf Kommunikationshilfen“, unterstreicht auch Michael Strugl, stellvertretender Vorstandsvorsitzender VERBUND.

Der lange Weg bis zum Hilfsmittel

In Österreich ist auch der Weg bis zum passenden Hilfsmittel langwierig und kompliziert. „Die bürokratischen Hürden für Betroffene sind enorm. Wir fordern zentrale Anlaufstellen für Menschen, die Hilfsmittel benötigen! Der Akt muss wandern, nicht der Mensch“, so die Diakonie Direktorin. Auch hier zeigt der Blick nach Deutschland, dass es auch einfacher sein kann.

Ein weiteres Problem ist, dass es zumeist sehr lange bis zu einer Entscheidung dauert, ob und in welcher Höhe Kosten für ein Hilfsmittel übernommen werden. „Damit kann die Entscheidung für die Betroffenen und ihre Angehörigen buchstäblich zu spät erfolgen, z.B. bei Krankheiten, bei denen die Symptome rasch zunehmen. Und, wir alle wissen: Jeder Tag, an dem Kommunikation nicht gelingt ist ein Tag zu viel“, so Moser abschließend.

Ihre Ansprechperson zu dieser Pressemitteilung

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit