Sicherer und erster Bildungsort: Kindergarten

  • Pressemitteilung
20. April 2023
Bildungspolitische Maßnahmen sind am effizientesten im Kindergarten anzusetzen

Am 21. April ist internationaler Tag des Kindergartens. Die vier größten privaten Kindergartenträger*innen Wiens – Diakonie Bildung, Kinderfreunde Wien, KIWI - Kinder in Wien und St. Nikolausstiftung – nehmen dies zum Anlass, auf die hohe Bedeutung der pädagogischen Arbeit in elementarpädagogischen Einrichtungen hinzuweisen. Darüber hinaus spielt der Kindergarten mit haltgebender Tagesstruktur für viele Kinder auch eine bedeutende Rolle als sicherer Ort. Damit das so bleiben kann, müssen sofort drei bildungspolitische Schritte gesetzt werden: Weniger Kinder pro Pädagog*in, kleinere Gruppen und eine große Ausbildungsoffensive.

Etliche Qualitätsstudien beweisen, dass sich hohe Bildungsqualität im Kindergarten kurz- und langfristig auf alle Fähigkeiten und Kompetenzen eines Kindes positiv auswirkt: vom Aufbau sicherer Beziehungen, über sprachliche und mathematische Fähigkeiten, bis zu Lernfähigkeit sowie motorischen, kognitiven und sozialen Kompetenzen. Und das ganz unabhängig vom Elternhaus und damit von sozioökonomischen Voraussetzungen.

Ein sicherer Lernort

Darüber hinaus sind Kleinkindergruppen, der Kindergarten sowie der Hort sichere Orte für Kinder: So sind Kinderschutzkonzepte und die Vermittlung der Kinderrechte, bildungspartnerschaftliche Elternarbeit sowie ein hierarchisches Kontrollsystem durch eigene Bereichsleitungen oder Inspektor*innen bei den großen Träger*innen Diakonie Bildung, Kinderfreunde Wien, KIWI – Kinder in Wien und St. Nikolausstiftung Standard.

In einer guten und anregenden Lernumgebung können Pädagog*innen auf die Interessen sowie Lern- und Entwicklungsfelder jedes einzelnen Kindes eingehen. Aktuell ist es allerdings so, dass auf eine*n fundiert ausgebildete*n Pädagog*in im klassischen Kindergarten 25 drei- bis sechsjährige Kinder kommen. Man muss kein Rechengenie sein, um zu wissen, dass dieser Fachkraft-Kind-Schlüssel für die Entwicklung des Kindes nicht das Beste ist. Von dieser Thematik sind Familiengruppen und Kleinkindergruppen ebenso betroffen.

Das Recht auf eine gute Bildung von Anfang an haben alle Kinder gleichermaßen. In der Realität vieler Kinder, die in Österreich leben, ist das durch uneinheitliche Standards aber anders. Auch der eklatante Pädagog*innenmangel gefährdet die oben genannte Rolle des Kindergartens.

Stufenplan gegen Pädagog*innenmangel

Die Geschäftsführungen der privaten Träger*innen warnen: „Viele ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen gehen nach der Ausbildung nicht in den Beruf, Pädagoginnen und Pädagogen mit Berufserfahrung wechseln in andere Berufe, weil sie das Erlernte in der Praxis nicht umsetzen können. Diesem Umstand muss dringend – auf mehreren Ebenen – entgegengewirkt werden.“ Sie fordern drei zeitlich definierte bildungspolitische Maßnahmen:

  • Die Anzahl der Kinder pro Pädagog*in – egal in welcher Gruppenform – muss gesenkt werden. Zudem bedarf es der Unterstützung von Fachkräften anderer Bereiche wie Logopäd*innen, Ergotherapeut*innen, Psycholog*innen oder inklusiven Elementarpädagog*innen durch die öffentliche Hand.
  • Jedem Kind muss ein guter und verlässlicher Platz in einer elementarpädagogischen Einrichtung österreichweit zur Verfügung stehen, dafür müssen Gruppen geschaffen werden.
  • Mit einer Ausbildungsoffensive müssen verstärkt Elementarpädagog*innen ausgebildet werden, die auch im Beruf bleiben (etwa, weil die Entscheidung für die Ausbildung nicht schon mit 14 Jahren getroffen werden muss).

Ein klar definierter Stufenplan mit verbindlichem Zeitlimit, zu dem sich Landes- und Bundespolitiker*innen bekennen, wäre ein klares und wichtiges Signal für die Elementarbildung und würde die Pädagog*innen im Beruf halten und viele wieder in den Beruf zurückbringen.

Amortisierung der eingesetzten Mittel

Die dafür aufzubringenden Mittel würden sich mittelfristig amortisieren. Denn gute Kindergärten sind eine wirksame Maßnahme gegen Kinderarmut. Sie stärken Kinder und helfen, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen.

Tatsächlich ist der mindestens drei – idealerweise vier Jahre – dauernde Besuch einer qualitativen elementaren Bildungseinrichtung der Schlüssel zu einem erfolgreichen Schuleinstieg und einer guten Bildungskarriere. Benachteiligte Kinder profitieren besonders von elementarer Bildung mit guter Qualität und einer Mischung des sozioökonomischen Hintergrunds. (Quelle: Sylva et al., 2004) Von unzähligen Studien bestätigt, bedeutet das: Bildungspolitische Maßnahmen sind am effizientesten im Kindergarten anzusetzen.

Gleichzeitig bringen Investitionen in elementarpädagogische Bildungsqualität Gesellschaft und Politik ein Vielfaches zurück. Für die Altersgruppe der 3-6-Jährigen gilt ein so genannter Return on Investment von 7:1, das bedeutet: Jeder Euro, der jetzt investiert wird, kommt siebenfach zurück! (Quelle: Schweinhart 2005, Belfield 2006)

Denn ein qualitativ hochwertiger Kindergarten ist ein bildungspolitischer Tausendsassa.

Rückfragen:
Diakonie Bildung
Karin Brandstötter
T: 0664 827 34 83
karin.brandstoetter@diakonie.at