Abstand halten und zusammenrücken

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30. März 2020
Wie die Diakonie Hilfesuchende und freiwillige Helfer:innen zusammenbringt.

Bis vor wenigen Tagen standen Manuela Heindler und Conny Doblhammer an der Rezeption des Hotels Waldheimat in Gallneukirchen. Das Hotel ist nun vorübergehend geschlossen – wie so vieles in Zeiten von Corona. Manuela und Conny arbeiten jetzt von zu Hause aus: Sie heben ab, wenn man bei der #guteNachbarschaft-Servicehotline des Diakoniewerks in Oberösterreich anruft.

Was ist die #guteNachbarschaft?

Conny Doblhammer: Das Projekt #guteNachbarschaft bringt Hilfesuchende und freiwillige Helfer in der Corona-Krise zusammen. Uns gibt es in ganz Oberösterreich, aber auch schon in Niederösterreich und in der Steiermark. Und auch in Wien und Salzburg gibt es ähnliche Projekte der Diakonie.

Mit wie vielen Menschen haben Sie heute schon telefoniert?

Manuela Heindler: (lacht) Heute Vormittag waren es nur wenige Anrufe – aber das variiert stark. Insgesamt haben wir aber bereits um die 300 Helferinnen und Helfer.

Conny Doblhammer: Und wenn wir die Freiwilligen unseres Netzwerks ins Salzburg dazuzählen, sind es mehr als 1.000 HelferInnen!

Jemand will helfen und ruft an – wie läuft so ein Telefonat ab?

Manuela Heindler: Menschen, die helfen wollen, kontaktieren uns am besten über das Online-Formular. Hier werden einige Grundinformationen über den Helfer/die Helferin abgefragt. Man kreuzt an, welche Tätigkeiten gerne übernommen werden – zum Beispiel einkaufen gehen oder ähnliche Besorgungen erledigen, mit dem Hund gassi gehen usw.

Conny Doblhammer: Wir fragen auch, ob jemand ein Auto hat oder nicht. Wichtig ist außerdem, dass man nicht zur Risikogruppe gehört und gesund ist.

Und wenn jemand anruft, der Hilfe benötigt?

Manuela Heindler: Dann hören wir zuallererst einmal zu. Wir hören zu, wie es dem Menschen geht und wobei er oder sie Hilfe braucht. Wenn es sich um Tätigkeiten handelt, die eine freiwillige Helferin oder ein freiwilliger Helfer übernehmen kann, stellen wir zwischen AnruferIn und HelferIn eine Verbindung her.

Conny Doblhammer: Manchmal handelt es sich auch um eine spezielle Herausforderung, bei der professionelle Hilfe gefragt ist – hier sorgen wir dafür, dass das Anliegen schnell an die richtige Stelle kommt und versuchen so bestmöglich zu helfen.

Was sind die typischen Tätigkeiten, bei denen geholfen wird?

Conny Doblhammer: Hauptsächlich geht es um das Erledigen von Einkäufen von Lebensmitteln, ums Abholen von Medikamenten aus der Apotheke oder darum, etwas zur Post bringen.

Wie läuft die Hilfe hier konkret ab?

Manuela Heindler: Am besten, ich erkläre das an einem Beispiel: Maria braucht Lebensmittel aus einem Supermarkt. Sie ruft uns an. Wir sehen in unserem #guteNachbarschaft-Netzwerk, dass Thomas ganz in der Nähe von Maria wohnt und bei der Online-Registrierung angegeben hat, dass er gern Einkäufe erledigen kann. Wir rufen Thomas an und fragen, ob es für ihn heute passt und leiten das an ihn weiter. Er meldet sich bei Maria und sie machen sich einen Zeitpunkt aus. Maria hinterlegt für Thomas ein Kuvert mit dem Einkaufszettel und etwas Geld für den Einkauf. Thomas zeigt Maria seinen "Ausweis", nimmt das Kuvert und kauft die Lebensmittel ein, gibt Wechselgeld und Kassenbon ins Kuvert und gibt alles dann vor die Wohnungstür von Maria.

Conny Doblhammer: Wir stellen auch "Ausweise" aus, damit unsere freiwilligen Helferinnen und Helfer klar als solche erkennbar sind.

Und bei all dem gibt es keinen körperlichen Kontakt…

Conny Doblhammer: Genau, das ist ganz wichtig!

Manuela Heindler: Der Sicherheitsabstand kann so ganz leicht eingehalten werden.

Gibt es auch außergewöhnliche Anrufe?

Manuela Heindler: Jeder Anruf ist für uns gleich wichtig! Manche Anrufer bitten regelmäßig darum, dass jemand mit ihrem Hund gassi geht. Andere rufen vor allem an, um einfach zu reden.

Conny Doblhammer: Ich glaube, das wird in den kommenden Tagen häufiger werden. Deswegen ist es wichtig, dass wir auch Menschen in unserem #guteNachbarschaft-Netzwerk haben, die gerne mit anderen Menschen telefonieren.

Manuela Heindler: Einsamkeit wird sicher noch mehr zum Thema und es ist gut und wichtig, dass wir auch in diesem Bereich vermitteln können. Es gibt auch Anrufe, die sehr nahe gehen: Wenn ein Kind anruft und um Hilfe bittet, weil die ganze Familie krank ist.

Conny Doblhammer: Oder wenn die Schwester eines 80-jährigen Mannes anruft und nicht weiterweiß, weil sie ihren Bruder, der Demenz hat, nicht mehr besuchen kann. Auch für solche Menschen sind wir die erste Anlaufstelle. Hier helfen wir dann mit professionellen Ansprechpartnern der Diakonie weiter.

Das klingt nach einer herausfordernden Tätigkeit...

Conny Doblahmmer: Ja, manchmal ist es das schon – aber es ist auch eine schöne Aufgabe. Wir hören so oft, wie sich Menschen freuen über ein paar nette Worte, wie sie dankbar sind, dass sie Hilfe bekommen und sich bei uns bedanken, dass es uns gibt.

Manuela Heindler: Ich bin wirklich dankbar, dass ich in dieser herausfordernden Zeit "Licht sein" kann und durch dieses Projekt ein bisschen helfen kann. Gerade jetzt, wo wir viel Abstand halten müssen, ist es schön zu sehen, wie wir gleichzeitig auch ein stückweit zusammenrücken.

Conny Doblhammer: Aber wir freuen uns beide schon wieder darauf, wenn wir das Hotel Waldheimat wieder eröffnen dürfen! (lacht)

Zwei Frauen servieren Kuchen im Gastgarten des Häferl der Diakonie.
© Nadja Meister

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