„Den Menschen Zeit schenken“

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22. September 2021
Frank Mitterer hat eine Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB Salzburg) gemacht und arbeitet in einem Haus für Senioren der Diakonie.

Nach 25 Jahren in der Pharmabranche entschied sich Frank Mitterer zu einem Berufsumstieg. "Irgendwann fragte ich mich: Was macht das alles für einen Sinn? Nach einem Jahr Auszeit, in dem ich viel Zeit zum Nachdenken hatte, entschied ich mich schließlich für den Weg in die Pflege und Betreuung", erzählt er. Meine AMS-Beraterin hat mir die verschiedenen Wege in den Pflegeberuf erklärt. Bei der Diakonie Implacement-Stiftung hat mich unter anderem angesprochen, dass man ein Stammhaus hat und dort auch abseits der Praktika arbeiten kann.

"Es war für mich wichtig, so schnell als möglich in meinem künftigen Beruf aktiv sein zu können." Beim Schnuppern im Haus für Senioren der Diakonie konnte Frank Mitterer seine Vorstellungen des Berufs mit der Realität abgleichen. Nach den Schnuppertagen wurde ihm angeboten, die Ausbildung mit dem Haus für Senioren als Stammhaus zu beginnen. Dies nahm er dankbar an. Nach zwei Jahren Ausbildung arbeitet Frank Mitterer nun weiter im Haus für Senioren.

Ein Job in der Seniorenarbeit ist für Frank Mitterer mehr als das, was häufig unter dem Begriff Pflege verstanden wird. "Ich habe mich ganz bewusst für die Ausbildung als Fach-Sozialbetreuer an einer Schule für Sozialbetreuungsberufe entschieden. Es geht darum, neben dem pflegerischen Aspekt auch etwas über die Menschen zu erfahren, die man betreut und begleitet. Genau deswegen sind Themen wie die Biographiearbeit ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit. Das macht für mich den Bereich der Langzeitpflege aus und deswegen arbeite ich gerne in einem Seniorenwohnhaus", so Frank Mitterer.

Weiß man um die Vergangenheit und die Vorlieben der Bewohner:innen, kann man beispielsweise ihre Stimmungen und ihr Verhalten besser einordnen und dementsprechend darauf reagieren. "Genau das ist dann das Soziale, das im Wort Sozialbetreuung steckt. Um dies umsetzen zu können, braucht es aber natürlich Zeit. Zeit, um bei den Menschen zu bleiben und mit Ihnen in die Tiefe zu gehen. Zeit, um herauszufinden was sie oder ihn gerade beschäftigt", erklärt er weiter.

Dass Zeit ein wesentlicher Faktor der Pflege und Betreuung ist, merkt Frank Mitterer in seinem Berufsalltag vor allem bei Menschen mit Demenz. "Wenn ich zum Beispiel eine Frau mit fortgeschrittener Demenz pflege, bei der sich die Sprache bereits zurück entwickelt hat, ist es mir ganz wichtig, immer mit ihr zu sprechen. Ich sage ihr genau, was ich tue. Dabei erlebe ich immer wieder, dass dann doch eine Rückmeldung kommt bzw. dass die Bewohnerin positiv reagiert. Menschen mit Demenz brauchen Wärme und Zuwendung. Sie spüren, wenn da jemand ist und Zeit hat für sie"“, erzählt Frank Mitterer.

"Mein Wunsch wäre, dass so viele Personalressourcen zur Verfügung stehen, um gezielt auf die individuelle Interessen und Bedarfe der Senior:innen eingehen zu können", sagt er.