„Mir macht es nichts aus, ein Chromosom mehr zu haben!“

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18. März 2022
Unter den verschiedenen Einrichtungen des Diakoniewerks in Gallneukirchen fällt die umtriebige und aufgeweckte Theatergruppe Malaria der Kunstwerkstatt des Diakoniewerks auf. Anlässlich des Welt-Down-Syndrom Tags haben wir zwei Künstler:innen gefragt: was ist euch wichtig – gerade heute zu betonen?

Nachgefragt bei Ruth Oberhuber und Florian Gerstl ...

Beide arbeiten in der Kunstwerkstatt des Diakoniewerks in Gallneukirchen.

„Theater Malaria“ - Am Vormittag findet man die Künstler:innen, beide mit Down-Syndrom geboren, im „Theater Malaria“. Auf Eigeninitiative von künstlerisch tätigen Menschen mit Behinderungen im Diakoniewerk entstanden, setzt sich die Gruppe heute aus einem elfköpfigen Ensemble, externen Gastschauspieler:innen sowie einem künstlerischen Team aus der Tanz-, Theater- und Behindertenpädagogik zusammen. Ruth Oberhuber und Florian Gerstl haben neben ihrem schauspielerischen Talent auch ein literarisches.

„Macherei“ - Nachmittags arbeiten Ruth Oberhuber und Florian Gerstl in der „Macherei“ der Kunstwerkstatt und sind dort verantwortlich für die Wartung und Betreuung des Onlineshops mit den Erzeugnissen aus den Werkstätten des Diakoniewerks. Sie betreuen dort die gesamte logistische Abwicklung des Shops, wie die Bearbeitung der eingehenden Bestellungen, die Verpackung der Waren und den Versand sowie die Verwaltung des Lagerbestands. 

Ruth Oberhuber geht gerne Nordic Walken und Shoppen und liest gerne. Nicht zu viel fernsehen – das ist ihr wichtig; im Fernsehen tritt sie aber gerne auf. Sie wird oft für Lesungen angefragt und hat vor zwei Jahren bei der Preisverleihung für den Literaturpreis "Ohrenschmaus" den Abend moderiert. Dazu gehört viel Mut, den sie definitiv hat. Sie bezeichnet sich sogar selber „als mutige Löwin“.

Es macht mir nichts aus, ein Chromosom mehr zu haben. Wichtig sind mir, dass niemand bevorzugt wird. Und dass ich für andere wichtig bin. Und dass wichtige Sachen nicht unwichtig werden.

Ruth Oberhuber

Florian liebt Ausflüge, mag Menschen, seine Freundin Elisabeth Stachl und Partys mit seinen Kolleg:innen. Er liest gerne Speisekarten und das Fernsehprogramm. Gerne hätte er eine eigene Wohnung und ein Auto. Der Erfolg als Schauspieler auf der Bühne und sein grafisches und literarisches Talent haben sein Selbstbewusstsein als Künstler gestärkt. Florian hat 2021 ein eigenes Büchlein mit dem Titel „Flieg ….“ herausgebracht.

Zum Büchlein "Flieg ..." Florian Gerstl will uns mit seinen Bildern einen kleinen Ausschnitt über das Leben eines Schmetterlings zeigen. Er macht sich Gedanken über ihn, wie er entsteht, lebt und wem oder was er begegnet. Überraschend und originell sind seine Bildeinfälle. Die Bilder wechseln vom Figuralen bis hin zur Abstraktion. Dazwischen streut er eine Skizze von der Flugbahn des Schmetterlings und endet mit einem bunten Aquarellbild. Die Zeichnungen in diesem Buch dienen ihm als Sprache, als Verständigung mit anderen Menschen. Er benutzt die Bilder als Zeichen. Sie sind Ideogramme, die für Worte, Begriffe stehen, um seine Erzählung für andere verständlich zu machen. Das Büchlein kann für EUR 9 bestellt werden.

Büchlein bestellen

Wir brauchen keinen besonderen Tag. Wir sind, wie wir sind. Mehr nicht.

Florian Gerstl

"Theater Malaria" - neues Stück!

Save The Date: Am 21. Juni 2022 präsentiert das Theater Malaria der Kunstwerkstatt ihr neues Stück „Ich war’s nicht“ im Rahmen des internationalen inklusiven Kulturfestivals „sicht:wechsel“ im Ursulinenhof Linz. Weitere Termine: 23., 24., 25. und 26. Juni.

Eine Frau im Rollstuhl am Arbeitsplatz in der EDV-Werkstätte Hagenberg.
Am Arbeitsplatz in der EDV-Werkstätte Hagenberg. / © Lukas Plank
Behinderung und Inklusion

In Kindergarten und Schule, beim Wohnen und am Arbeitsplatz, in Sport und Kunst – die Diakonie lebt und fördert Inklusion. Weil Menschen mit Behinderungen ein Recht auf Teilhabe an der Gesellschaft haben. Und weil Verschiedenheit alle bereichert. Normal ist, verschieden zu sein!

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