Philipinen nach dem Taifun - Kleine Insel, große Zerstörung

  • Story
21. Mai 2014
Herbert F. Lancanan ist Lehrer auf der kleinen Insel Jinamoc, die nur 5 Minuten mit dem Boot von Samar entfernt liegt. Dort leben rund 340 Familien, von denen ausnahmslos alle sehr stark von den Zerstörungen im November 2013 durch Taifun Haiyan betroffen wurden.

Auf der kleinen Insel Jinamoc leben rund 340 Familien. Alle sind sehr stark von den Zerstörungen durch Taifun Haiyan betroffen. - 274 Häuser wurden komplett zerstört, 67 Häuser wurden abgedeckt bzw. großteils zerstört. Auch Herbert und seine Eltern und Geschwister leben noch immer in einem der Zelte, die ihnen von UNHCR zur Verfügung gestellt wurden, und die man sonst nur von den Bildern von Flüchtlingslagern kennt.

Es ist sehr heiß in dem Zelt. Wir können untertags nicht drin verweilen. Aber wir dürfen uns nicht beklagen. Bald nach dem Sturm sind hier wirklich viele Hilfsorganisationen gelandet, die uns helfen, wo sie können. Und bald werden wir ein Haus bekommen. Ein besseres, als wir vorher hatten.

Herbert

, freut sich Herbert. - Und tatsächlich: In Jinamoc Island konnte ein großes Grundstück gefunden und das Baurecht auf die Gemeinde übertragen werden. Hier werden in den nächsten Monaten feste Häuser für die obdachlosen Familien errichtet.

Herbert F. Lancanan ist Lehrer auf der kleinen Insel Jinamoc. Nach dem Taifun unterrichtet er jetzt in einem provisorischen Schulgebäude. / © Diakonie

„Der Grund, warum der Häuserbau hier auf den Philippinen schneller voranschreiten kann als in anderen Katastrophengebieten, ist der, dass die unterstützenden Organisationen hier mit einem traditionellen System der gegenseitigen Unterstützung rechnen können“ erklärt Markus Koth, der in Leyte und Samar für die Diakonie Katastrophenhilfe den Bau von Häusern koordiniert. „Das System, das ,Bayanihan‘ genannt wird, funktioniert so, dass die Dorfbewohner sich jetzt zu Baugruppen zusammen schließen, denen wir dann immer einen gelernten Maurer und einen Holzarbeiter beistellen, und die dann gemeinsam ein Haus nach dem anderen in Gemeinschaftsarbeit fertigstellen.“

Herbert Lacanan führt mich auf unserem Weg durch das Dorf und über die Insel auch zu der Schule, wo er bis November unterrichtet hat. Sie steht nicht mehr. Nur ein Trümmerhaufen ist übrig geblieben. „Momentan sind Sommerferien“, sagt Herbert, der schon darauf vorbereitet ist, seine SchülerInnen im Juni weiter in dem provisorischen Schulgebäude zu unterrichten. „Gut dass wir hier nach dem Sturm schnell ein Dach errichten konnten, sodass wir mit den Schulstunden für die Kinder wenigstens ein bisschen normalität aufrecht erhalten konnten“, sagt Herbert. „Für die Kinder, von denen viele auch ihre Eltern oder Geschwister verloren haben, war das sehr wichtig“, betont der junge Mann, der selber auch schwer traumatisiert ist von den eigenen Erlebnissen mit dem Sturm. „Man kann sich nicht vorstellen, wie es hier nach dem Sturm ausgesehen hat. Retten konnten sich nur die, die auch schwimmen konnten. Ich selber habe mich an einem Strommasten fest geklammert und der Wind hätte mich fast mitgerissen“, erinnert er sich.

Aber am schwersten haben es jetzt vor allem Frauen mit Kindern, die ihre Männer verloren haben. Woher sollen Sie Einkünfte bekommen, wenn niemand mehr fischen gehen kann?

Herbert

Einige dieser Frauen haben sich Anfang des Jahres zu einer Women´s Organization zusammen geschlossen, die ich mit Herbert ebenfalls unterwegs bei der Arbeit antreffe. Gemeinsam werden sie einen Gemüsegarten anlegen. Sie sind gerade dabei, die Kompostgrube auszuheben. „Für den Garten bekommen wir technische Unterstützung und Beratung. Es wird vielleicht noch ein halbes Jahr dauern, dann können wir Gemüse ernten und verkaufen. Damit werden wir hoffentlich das Geld verdienen, das wir brauchen, um unsere Kinder in die Schule zu schicken“, hofft Maria Arlene Cabata, die selber 10 Kinder hat. Zum Glück hat ihr Mann eine Beschäftigung als Fährmann. Es war er, wie ich erfahre, der uns mit dem Boot auf die Insel gebracht hat.

Jinamoc Island ist dabei, sich von seiner Apokalypse zu erholen. Es wird noch viele Jahre dauern, bis auch die Bananenbäume und die Kokospalmen wieder Früchte abwerfen. Aber mit dem Bau von Häusern, der Reparatur der Fischerboote und den Gemüsegärten konnte ein guter Anfang gemacht werden. „Gewiss werden unsere Leute bald ihr Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen können“, betont Herbert. Denn das ist es, was sie sich am meisten wünschen: nicht mehr von Hilfe abhängig zu sein.

Herbert und Roberta bei ihrem Besuch im Mai 2014 - sie stehen auf einem Bauland, wo neue, sturmsichere Häuser gebaut werden sollen. / © Diakonie

So hilft die Diakonie

Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt Menschen weltweit, die Opfer von Naturkatastrophen, Krieg und Vertreibung geworden sind und diese Notlage nicht aus eigener Kraft bewältigen können. Die Diakonie Katastrophenhilfe hilft unabhängig von Religion, Hautfarbe und Nationalität.

Hier erfahren Sie alle Details