Saera wandert auf der Treppe des Lebens
- Story
Saera ist ein sehr intelligentes Kind. Sie versteht mehr vom Leben als der eine oder andere Erwachsene, erzählen die Pädagoginnen in der Tagesbetreuung in Dumbrăveni, einer ehemalig armenischen Stadt im Landkreis Sibiu in Rumänien. Saera ist 8 Jahre alt und gehört der Volksgruppe der Roma an.
Seit 2018 wird Saera in der Tagesbetreuung begleitet. Sie soll dort eine Chance auf Bildung erfahren und damit einen Weg aus der Armutsspirale finden. Denn Saeras Leben ist keinesfalls einfach. Ihre Mutter ist psychisch krank, ihr Vater arbeitet im Ausland. Gemeinsam mit ihrer Mutter, einer Tante, dem Großvater und vielen Cousins lebt sie in einem kleinen Haus am Rande der Stadt, in einer der Armensiedlungen der Roma. Saera ist eine „Verlassene“. Ihre Mutter ließ sie schon mehrmals bei ihren Verwandten zurück. Diese traumatischen Erlebnisse haben ihr Verhalten geprägt. Von ihrem Vater spricht Saera kaum. Er versucht seine Vaterrolle mit materiellen Dingen wettzumachen, die Tante kauft um sein Geld Kleidung und Schuhe. Kontakt haben die beiden nicht.
Eine Kämpferin
Auch Saera besucht die Schule. Oftmals verschläft sie, weil sie keiner aufweckt oder weil am Vorabend zuhause Partystimmung war oder jemand in der Großfamilie zulange fernsah. Trotz aller Hindernisse kann Saera gut lesen und schreiben. „Wenn man in ihre Augen blickt, kann man spüren, dass sie mehr versteht als wir denken. Sie erlebt tiefere Dinge als viele erwachsene Menschen“, zeigt sich Eva Gyerko, sie leitet die Tagesbetreuung, überzeugt und ergänzt: „Saera hat einen sehr starken Willen, dennoch wie bei allen Kindern schwankt er. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, sie auf der „Treppe des Lebens“ hinaufsteigen zu lassen. Sie soll keinesfalls auf einer Stufe halt machen, weil sie Angst hat, weiter zu gehen. Wir sind da, um sie zu begleiten, später ein anderes Leben führen zu können.“
Die Tagesbetreuung in Dumbrăveni wurde im Juli 2015 gemeinsam mit Partnern aus Österreich gegründet und unterstützt sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche vorwiegend aus der Volksgruppe der Roma. Mehr als 25 Kinder werden dort von den Pädagoginnen begleitet– oftmals kein leichtes Unterfangen aufgrund der schwierigen familiären Herkunft der Kinder. Die Tagesbetreuung wird mit vereinten finanziellen Mitteln getragen, um Kindern in Rumänien eine Zukunft zu eröffnen.