Vom Schüler zum Lehrer - das Freiwillige Sozialjahr als Wegbereiter

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16. Mai 2022
Der 18-jährige Felix hat die Rollen getauscht. Auf einen Schlag ist er durch sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Diakonie Bildung vom Schüler zum Lehrer geworden. Anstatt auf den Zivildienst zu warten, hat er sich für das FSJ an seiner ehemaligen Schule, dem Evangelischen Realgymnasium Donaustadt, beworben und ist dort jetzt als pädagogischer Assistent tätig.

Felix assistiert Lehrkräfte vor allem bei inklusiven Schulklassen, das heißt bei Klassen, in denen auch Kinder mit einer Behinderung oder Lernschwäche sind, oder einfach welche mit einem höheren Bedarf an Aufmerksamkeit. „Ich gehe meistens mit den Schülern raus aus der Klasse und mache dasselbe aus dem Buch, was die Schüler im Klassenraum machen, nur eben langsamer, konzentrierter und eingehender. Die Kinder können mir Fragen stellen und haben ihre Ruhe, ohne abgelenkt zu werden.“ Als „Team Teacher“ ist Felix auch zur Unterstützung der professionellen Sonderpädagog:innen im Klassenzimmer im Einsatz. Durch sein FSJ hat Felix heute auf jeden Fall ein anderes Bild vom Lehrerdasein.

Ich war schon vor dem FSJ sehr am Lehrerjob interessiert. Also war mir bewusst, wie viel Lehrer zu tun haben und wie stressig der Beruf ist. Aber als ich in die Rolle geschlüpft bin, habe ich es erst wirklich gefühlt und verstanden. Es ist nicht schlimm und macht trotzdem Spaß, aber es ist anstrengend. Aber es ist sehr schön. Jedenfalls habe ich einen wahnsinnigen Respekt für Lehrer, dafür, wie geduldig sie mit Schüler:innen umgehen, wie sie alles managen, wie sie alles tun, ohne die Nerven wegzuschmeißen. Ich kann mich erinnern, vor allem am Anfang vom FSJ waren die vielen Menschen und Anforderungen sehr überwältigend für mich.

Ich bin hier sozusagen als Aushilfe im Einsatz, um in den Klassen ein bisschen für Ausgleich zu sorgen. Ich bin so etwas wie ein Sonderpädagoge, allerdings nur eine pädagogische Assistenz. Ich bin in manchen Klassen eingeteilt, manchmal mehr, manchmal weniger, mit einem fixen Stundenplan. Mittlerweile weiß ich schon, welche Schüler mehr Aufmerksamkeit brauchen und dann schaue ich, ob sie im Unterricht Unterstützung benötigen oder ob der Lehrer etwas Spezielles vorhat und dann mache ich das mit ihnen.

Man stellt sich als Schüler vor, dass das Leben angenehmer wird, wenn es keine Hausübungen und Schularbeiten mehr gibt, weil man nicht mehr geprüft wird, und dieser Aspekt ist auch wirklich einfacher geworden. Aber was anstrengender geworden ist, sind die mentale und physische Anstrengung.

Es ist weniger ein Erlebnis. Wir haben ein Mädchen mit Trisomie 21, mit dem ich sehr oft etwas mache. Ich hatte mit Kindern, die das Down-Syndrom haben, vorher noch nie etwas zu tun, deswegen war das ganze Kennenlernen in Person für mich ganz neu. Das ist auch das Größte, das in mir sitzen bleiben wird; das Kennenlernen, das Verstehen, eigentlich alles mit diesem Mädchen, weil es sehr interessant ist, mit diesem Kind zu arbeiten. Einerseits tut es sich schwer, zu kommunizieren, was es meint, aber andererseits ist es so ehrlich, dass es wirklich angenehm ist, sich zu unterhalten und gemeinsam zu lernen. Das war nicht nur eine Situation, das passiert immer wieder.

Nach dem FSJ werde ich ein Lehramtsstudium in Wien beginnen für Englisch und Inklusion.

Eine junge Frau und ein älterer Mann kochen gemeinsam.
Unterstützung, wo sie gebraucht wird.

Freiwilliges Sozialjahr

Für alle ab 17 Jährigen: Im Freiwilligen Sozialjahr der Diakonie kannst du wertvolle Erfahrungen sammeln und die Arbeitswelt sozialer Berufe kennenlernen. 

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