Von der Grafikerin zur Behindertenbegleiterin

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17. Februar 2021
Katharina hat umgesattelt und sich für den Sozialbereich entschieden.

Warum hast du dich für eine Ausbildung mit der Diakonie entscheiden?

Ich habe 2015 nach der Matura ein freiwilliges soziales Jahr 2015 gemacht und das hat mir damals schon sehr gut gefallen, ich war mir aber unsicher, welchen Ausbildungsweg ich einschlagen sollte, da ich viele Interesse habe. Ich habe mich dann für eine Ausbildung zur Grafikerin entschieden und relativ schnell bemerkt, dass mir der Sozialbereich abgeht, ich wieder mit Menschen arbeiten will und u.a. nicht tagtäglich vor dem Computer sitzen möchte.

Das freiwillige soziale Jahr mit der Diakonie hat dich nicht mehr losgelassen?

Die verschiedenen Einrichtungen, Mitarbeiter*innen, Schule und Lehrkräfte haben mir auch damals sehr zugesagt. Man wird wertgeschätzt und es herrscht ein respektvoller, empathischer Umgang miteinander. Außerdem habe ich viele Bekannte, die ebenfalls diese Ausbildung hier gemacht haben oder/und hier arbeiten und habe sehr viele positive Eindrücke vermittelt bekommen.

Wie konntest du in den Sozialbereich einsteigen?

Aufgrund von privaten Problemen in meinem vorherigen Berufsfeld und meinem damit einhergehenden Veränderungswunsch hat mir das AMS eine Förderzusage gegeben. Ich hatte das Glück, die Voraussetzungen für die Teilnahme an einer Implacementstiftung zu erfüllen. Da ich bereits u.a. eine eigene Wohnung und damit einhergehende Fixkosten habe, wäre es finanziell ohne dieses Modell sehr schwierig, wenn nicht sogar unleistbar geworden, eine neue Ausbildung zu machen.

Die Stiftung bietet eine persönliche Beratung und Begleitung und Unterstützung während der gesamten Ausbildungsdauer. Man bekommt umfassende Informationen zur Ausbildung, erstellt gemeinsam einen Bildungsplan (wann gehe ich zur Schule, wann arbeite ich, wo arbeite ich, etc.) und erhält einen Zuschuss von monatlich 200 Euro, ein Schulungsarbeitslosengeld durch das AMS während der Ausbildungsdauer und auch die Ausbildungskosten werden vom Land Oberösterreich übernommen.

Wie sieht dein Schul- und Arbeitsalltag aktuell aus?

Aktuell befinde ich mich, was die Schule betrifft, im Home-Office. Wir haben Online-Unterricht, das funktioniert ganz gut. Trotzdem freuen wir uns schon wieder darauf, gemeinsam  in der Klasse zu sitzen und wieder "persönlich" am Unterricht teilnehmen zu können.

Mein Arbeitsalltag: ich arbeite in der `Macherei´, eine von vier Werkstätten der Kunstwerkstatt des Diakoniewerks in Gallneukirchen. Das Tolle ist, dass ich hier sowohl meiner Herzenstätigkeit – nämlich der Arbeit mit Menschen nachgehen, als auch meine Grafikerskills einbauen kann!

Wie schaut das konkret aus?

Gemeinsam mit meinem Kollegen und den Mitarbeiter*innen mit Behinderung begleite ich die gesamte logistische Abwicklung des Online-Shops – wie die Bearbeitung der eingehenden Bestellungen, die Verpackung der Waren und den Versand sowie die Verwaltung des Lagerbestands. Zu den Aufgaben der Macherei zählen auch die Produktfotografie, Botengänge im Sozialraum, Dienstleistungen für interne und externe Partner und die Unterstützung der Gruppen im Haus. Auch in der Werkstätte freuen wir uns schon sehr auf "corona-befreite" Zeiten: ohne Masken, ohne Abstand, mit mehr Nähe und Möglichkeiten, auch was zu unternehmen.

Wie gefällt dir die Ausbildung mit der Diakonie?

Ich liebe die Abwechslung zwischen Theorie (Schule) und Praxis (Arbeit)! Es war definitiv die richtige Entscheidung, diese Ausbildung zu machen. Ich fühle mich glücklich, ausgeglichen und angekommen.

Was macht dir an der Arbeit mit Menschen mit Behinderung Spaß?

Was mir besonders an dieser Arbeit gefällt ist es, Menschen mit Behinderung dort unterstützen und fördern zu können, wo sie es brauchen. Es sind Menschen wie du und ich, denen teilweise einfach nur das Werkzeug fehlt, um am alltäglichen Leben teilzunehmen. Ich sehe mich in meiner Arbeit mehr als "persönliche Assistentin" als als "Behindertenbetreuerin" – ich möchte dort unterstützen, wo Ressourcen "fehlen" und wo meine Hilfe als Ausgleich (z.B. wegen eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit) dient.

Ich empfinde die Arbeit mit Menschen mit Behinderung als eine enorme gegenseitige Bereicherung, man lernt und wächst miteinander. Außerdem hat Zwischenmenschlichkeit nichts mit Können oder Leistung zu tun, ich möchte mit meiner Arbeit einen kleinen, aber wichtigen Teil zur Inklusion und zum Abbau von Ab- und Ausgrenzung beitragen.

Denn jeder Mensch hat seinen Wert und seinen Platz in der Gesellschaft – jeder hat seine Stärken und Schwächen. Es geht darum, gemeinsam unsere Stärken zu nutzen und unsere Schwächen zu akzeptieren und Hilfe anzunehmen, wo wir sie benötigen.

Was ist für dich das Besondere an der Diakonie?

Was ich an der Diakonie bzw. am Diakoniewerk toll finde ist, dass die verschiedenen Abteilungen eng miteinander zusammenarbeiten. Die Produkte z.B. werden in den verschiedenen Werkstätten des Diakoniewerks von Menschen mit Behinderung produziert, über den Online-Shop vertrieben und gemeinsam versandbereit gemacht. Auch mit externen Produzenten oder Künstlerinnen und Künstlern arbeiten wir zusammen, was das Konzept der Inklusion (anstatt von Abkapselung) wieder begünstigt.

Wie sehen deine weiteren Pläne aus?

Ich möchte meine Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin in der Behindertenbegleitung abschließen und danach dann gleich noch das Diplom machen. Außerdem spiele ich mit dem Gedanken auch noch die Ergänzungsausbildung "Sozialpsychiatrie" zu machen. Aber alles Schritt für Schritt – wer weiß, was noch alles kommt :)

Alle Schulstandorte der Diakonie auf einen Blick:

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