16.000 Stunden wertvolle Zeit …
- Story
Unsere Aufgabe ist keine leichte, aber eine schöne und erfüllende. Wir dürfen für Menschen am Ende ihres Lebens und ihre Angehörigen da sein. - Das hört man oft von Ehrenamtlichen, die sich in der Hospizbegleitung engagieren.
Tod, Verlust und Leben
Ulrike Neff, seit kurzem pädagogische Leitung der Hospizbewegung Diakonie, kennt beides, Tod und Verlust aber auch den Weg zurück in ein lebenswertes Leben. „Ich musste schon ganz früh in der Kindheit mit dem Tod meines Bruders und dann mit dem meiner Mutter fertig werden. Diese Ohnmacht und Sorgen waren für mich kaum zu ertragen. Später kam zu diesem Trauma noch die Diagnose meines Vaters dazu: Krebs! Unheilbar! Da hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen.
Gemeinsam Lachen und Weinen
Doch es gab Rettung und das war mein großes Glück: Ich habe eine Dame aus der Hospizbegleitung kennengelernt, die mir dabei geholfen hat, das bevorstehende Sterben meines Vaters anzunehmen. So konnte ich mit ihm die verbleibende Zeit nutzen. Wir haben gemeinsam gelacht und geweint, Unausgesprochenes gesagt und wundervolle Momente erlebt. Endlich war ich soweit, meine eigene Kindheitsgeschichte neu zu schreiben was überaus heilsam war “, erzählt sie. So sei Ulrike Neff auch selbst zur Hospizbegleitung gekommen.
Lasst uns einen neuen Zugang zu dem letzten Abschnitt vor dem Ende des Lebens finden. Ein bewusster Umgang, ein „Sich-Einlassen“ auf diesen Abschluss, kann das Leben völlig verändern.
Zu ihrem Team gehören rund 150 Ehrenamtliche die kärntenweit ca. 16.000 Stunden pro Jahr unterwegs sind. „Viele von ihnen waren selbst vom Sterben eines nahestehenden Menschen betroffen, andere kommen aus dem Pflegebereich und wollen Angehörigen eine professionelle Stütze sein“, spricht Ulrike Neff über die Beweggründe, sich als ehrenamtliche Hospizbegleiter:in in den dafür angebotenen Kursen und Lehrgängen ausbilden zu lassen.
Empathie und Zuhören
Man müsse aber schon Voraussetzungen mitbringen, so die pädagogische Leitung. „Die wichtigsten sind Empathie, mentale Stärke, die Fähigkeit zuhören und dabei auch schmerzhafte Gefühle aushalten zu können“, sagt Ulrike Neff. „Unsere Ehrenamtlichen in Kärnten erleben einen großen Bedarf an ihren angebotenen Leistungen, da sie ein vielfältiges Spektrum abdecken – wie das Begleiten von Menschen in ihrem Zuhause, in Pflegeinrichtungen und in Krankenhäusern“, erzählt sie. Und auch davon, dass man sich für das Koordinieren von Teams in den einzelnen Bezirken hauptamtliche Mitarbeiter:innen wünsche. „Derzeit ist es so, dass viele administrative Tätigkeiten bei den Ehrenamtlichen-Teamleitungen hängen bleiben und damit wertvolle Ressourcen nicht genutzt werden können.“
Ein neuer Zugang zum Ende des Lebens
Einen großen Wunsch habe Ulrike Neff: „Lasst uns einen neuen Zugang zu dem letzten Abschnitt vor dem Ende des Lebens finden. Ein bewusster Umgang, ein „Sich-Einlassen“ auf diesen Abschluss, kann das Leben völlig verändern. Ich weiß das aus meiner persönlichen Erfahrung. Abschied nehmen ist eine Chance das Leben zu würdigen und es damit „rund“ und wertvoll zu machen. Jeder Mensch hat in seinem Leben etwas bewirkt und allein durch sein „Da-Sein“ das Wunder des Lebens mitgestaltet. Sowohl für den, der diese Leben verlässt, als auch für die Menschen, die weiter im Leben stehen, ist das Abschied nehmen ein Prozess, den wir würdigen, feiern und als Abschluss und Neubeginn aktiv gestalten können, um das Leben voller und großartiger zu machen.“