Gute Pflege heißt, den Menschen und seine Biografie verstehen

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30. September 2023
Individuelle Pflege stellt den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Ganz besonders wird das sichtbar, wenn es um die Pflege von Menschen mit Behinderungen im Alter geht. Denn neben Professionalität und Empathie ist hier im Pflegealltag auch ganz oft Flexibilität gefordert.

Gemeinsames Zuhause

Im Altenwohn- und Pflegeheim Haus Elim treffen gleich zwei Bereiche des Pflegeberufes aufeinander: Die Betreuung von Menschen im Alter mit Behinderungen.
46 Bewohner:innen zwischen 40 und 90 Jahren leben aktuell im Haus Elim, manche von ihnen schon seit Jahrzehnten. „Für sie ist das Haus Elim ihr Zuhause, wir Pflegekräfte sind tägliche Besucher:innen, an die sie sich gewöhnt haben“ erzählt die Pflegedienstleitung Waltraud Mentil, von den Bewohner:innen liebevoll als „Die Chefin“ bezeichnet.

Struktur im Tagesplan gibt Sicherheit 

Eine Besonderheit im Haus Elim ist auch die Zusammensetzung des Teams, denn neben den Pflegekräften sind täglich auch vier Pädagog:innen im Einsatz, die den Alltag und die gemeinsamen Aktivitäten gestalten. Die Tagesstruktur gibt den Bewohner:innen Sicherheit. „Und Langeweile darf bei uns nicht aufkommen“ erklärt Waltraud Mentil, die seit 2013 für die Leitung im Haus Elim verantwortlich ist. So setzen die Pädagog:innen in jedem Monat einen besonderen Aktivitätenschwerpunkt, um auch damit die individuellen Interessen der Bewohner:innen bestmöglich abzubilden. Jeder kann, niemand muss, dabei an den Gruppenaktivitäten teilnehmen.

Biografiearbeit hilft beim Verstehen

Um überhaupt mehr über die persönlichen Vorlieben der Menschen im Haus Elim zu erfahren, bedarf es oft Detektivarbeit, denn rund die Hälfte der Bewohner:innen ist nonverbal, kann sich also nicht über Sprache mitteilen. „Biografiearbeit ist aber ein wichtiger Faktor im Pflegeberuf“ erklärt Waltraud Mentil. „Den biografischen Hintergrund eines Menschen zu kennen, hilft uns dabei, sein Verhalten zu verstehen. Bei Menschen mit Behinderungen ist das oft essenziell. Im Haus Elim müssen wir dabei sehr oft auf die Schilderungen von Angehörigen zurückgreifen, da die Menschen selbst uns ja nichts aus ihrer Vergangenheit erzählen können. Wenn das nicht möglich ist, dann verlassen wir uns auf die Erfahrungen im Team. Schließlich leben wir ja in gewisser Weise mit den Bewohner:innen zusammen und lernen uns dabei auch gegenseitig besser kennen. Zum Glück haben wir im Team eine große Stabilität, das hilft dabei sehr.“ Wie wichtig dieses Verständnis für die individuelle Biografie ist, erklärt Waltraud Mentil an einem Beispiel. „Regelmäßig laden wir Musiker aus dem Ort ins Haus Elim ein, die hier aufspielen. Für einen unserer Bewohner muss Musik ein so wichtiger Teil seines Lebens gewesen sein, dass man ihn damit dann sogar aus einer depressiven Stimmung holen kann.“

Biografiearbeit ist ein wichtiger Faktor im Pflegeberuf. Den biografischen Hintergrund eines Menschen zu kennen, hilft uns dabei, sein Verhalten zu verstehen.

Waltraud Mentil, Pflegedienstleitung Haus Elim

"Hier sind alle wie Familie für mich"

„Wir haben hier ganz viel Programm“ erzählt auch Andreas G., der seit rund sechs Jahren im Haus Elim lebt. „Im Monatsplan sehe ich, was ansteht, da such ich mir dann immer was aus. Am liebsten bin ich beim Kochen und Backen dabei, das habe ich auch schon mit meiner Mama immer gern gemacht. Im Sommer wird auch gegrillt, das ist eine Gaude“ strahlt er. Heuer feiert er seinen 60. Geburtstag, natürlich gibt es auch eine Feier. „Mit meinen Freund:innen im Haus und den Betreuer:innen, die sind alle wie Familie für mich.“

Im Haus Elim sind alle wie eine Familie für mich. Ein paar können reden, ein paar nicht, das ist halt so.

Andreas G., Bewohner im Haus Elim
Eine Pflegemitarbeiterin und ein älterer Mann halten einander die Hände und lachen gemeinsam.
Wahlfreiheit und Autonomie im Alter. / © Robert Kneschke – Stock.adobe.com

Wie möchten Sie alt werden?

Wir gehen auf den Menschen und seine Bedürfnisse ein und begleiten ihn individuell. Gute Pflege heißt für uns, Bedürfnisse zu erkennen und individuell zu antworten. Mobil oder stationär ist nicht die Frage - sondern wie möchten Sie alt werden?

Ein Leben im Alter muss individuell sein, so auch die Dienstleistungen, die Menschen benötigen.

Frau Mayer sucht eine Tagesbetreuung, um hier tagsüber gut begleitet zu werden – sie lebt mit Demenz. Herr Müller sehnt sich nach Gesellschaft zuhause, neben der Mobilen Hilfe, die vorbeikommt, um die Grundpflege zu machen.

Der Ausbau von bedarfsgerechten Pflege- und Betreuungsangeboten ist ein wichtiger Schritt und sollte Teil der Pflegereform sein – ein gesamthafter Blick, der bis dato fehlt.

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Ihre Ansprechperson zu dieser Story

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit