Sisterhood - Wo Frauen gestärkt werden

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08. März 2023
Stark sein muss man bei MaBa nicht. Hier kann man einfach nur mal sein. So wie man ist. Ohne Druck, ohne Erwartung, ohne Deutschkurs, ohne Verpflichtungen. Starksein müssen diese Frauen sowieso ständig im Alltag.

Die Zielgruppe von MaBa sind armutsgefährdete Frauen mit ihren Kindern, vielen von ihnen sind Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, Iran oder kommen aus Westafrika. Das Leben auf der Flucht ist schwierig, doch auch der Alltag in Österreich kann zur Herausforderung werden, vor allem, wenn man die Sprache noch nicht beherrscht. Es beginnt bei Behördenwegen, der Wohnungssuche oder das Einschreiben für einen Schulplatz, geht über das Erlernen von kulturellen Gepflogenheiten, Kontakte-Knüpfen, Förderungsansuchen bis hin zum Nostrifizieren von Zeugnissen oder dem Wiedereinstieg in den Beruf. Daneben Kinder, Haushalt und die gesamte Familienorganisation.

Hier im 15. Bezirk in der Nobilegasse ist kurz Pause von all diesen Anforderungen. Gemeinsam mit anderen Weggefährtinnen sitzt man im „offenen Wohnzimmer“ zusammen, trinkt Kaffee, fasst Vertrauen, unterstützt sich und tauscht sich aus über Erziehungsfragen, Eheprobleme, Kochrezepte oder Schwimmkurse aus. Jedes Thema, jede Frau ist willkommen. Die Einrichtungsleiterin Teresa Bodner erzählt, dass gerade ein reges Interesse an Sexualität, Partnerschaft, Verhütung und Zyklus besteht. Denn viele der Frauen, die zu MaBa kommen, sind schwanger oder haben ein Baby.

Gemeinsam mit dem Hebammenzentrum organisieren wir deshalb einen Kurs, bei dem genau solche Fragen gestellt werden dürfen und beantwortet werden. Vielen Frauen fehlt schlicht der richtige deutsche Begriff für ihre Körperteile, wenn sie mit der Frauenärztin sprechen.

Teresa Bodner, Einrichtungsleiterin MaBa

MaBa steht für Mama-Baby-Sozialraum. Es ist ein geschützter sozialer Raum, wo Vertrauen, Wohlbefinden und Sisterhood im Vordergrund stehen. Auch räumlich fühlt „frau“ sich hier geschützt. Männer haben keinen Zutritt. Eine Kamera am Eingang gibt den Frauen zusätzliche Sicherheit. Für viele ist MaBa auch der Ort, wo sie - abgesehen von Zuhause - mal ihren Hidschab abnehmen, ihre Babys stillen und über heikle Themen reden können.

Was genau hier passiert, liegt immer an den Frauen selbst. Sie kreieren ihren eigenen Space, sie bestimmen das „Programm“. Manchmal ist es nur ein Raum des Verschnaufens, des Ankommens und des Plauderns. Dann wieder werden Feste gefeiert, wird gemeinsam getanzt, gekocht oder wird Kindern rechnen gelernt.

Ort der Teilhabe und Partizipation.

Jede Frau kann und darf sich einbringen. Denn bei MaBa hat die Stärkung des Frauseins durch Selbstermächtigung einen besonders hohen Stellenwert. Jede darf mitbestimmen, gestalten und ihre Talente präsentieren. Das beginnt schon beim Einrichten der Gemeinschaftsräume. „Die MaBa-Nutzerinnen haben die Möbel, die Wandfarbe, die Teppiche und sogar das Geschirr selbst ausgewählt. Es ist schließlich ihr Raum, sie müssen sich hier wohlfühlen“, erzählt Teresa, die mit ihrem Team schon sehr geschult darin ist, die Bedürfnisse ihrer MaBa-Frauen wahrzunehmen. Sie nehmen sich viel Zeit, hinzuhören, was gerade gebraucht wird.

Die Kaffeemaschine ist sozialer Treffpunkt, ein Hotspot für gegenseitigen Austausch und Vernetzung. So nebenbei beim „Kaffee-runter-lassen“ werden hier neue Ideen geboren und Projekte initiiert. Wie neulich, als das Stichwort „Café auf Lait“ fiel und Teresa ganz nebenbei von einer MaBa-Nutzerin erfuhr, dass sie Französisch studiert hat. „Das war die Geburtsstunde für unseren Französisch-Nachhilfe-Kurs“, freut sich die Einrichtungsleiterin. Egal welche Fähigkeit, welche Kompetenz, bei MaBa sind alle Talente willkommen. „Eine unserer Frauen ist fünffache Mutter und behauptet, dass sie nichts kann. Blödsinn, sagen wir, du bist Expertin für Kinder und Erziehung, du kannst so viel!“.

Jede Frau hat ihre Superpower.

Bei MaBa geht es vor allem auch darum, Frauen wieder in ihre Kraft zu bringen und ihren Selbstwert zu stärken. Durch die Fluchterfahrung und die damit verbundenen Traumata haben viele den Glauben an sich selbst verloren. Oder es werden ihre Ausbildungen in Österreich nicht anerkannt und sie finden sehr schwer zurück ins Arbeitsleben.

Am 8. März, dem Weltfrauentag, haben sich die MaBa-Nutzerinnen entschlossen, einen Laufsteg für sich selbst zu gestalten, bei dem jede Frau ihre Bühne bekommt, sich schön anzieht kann (vielleicht mit einem traditionellen Kleid aus der Heimat), sich stark fühlt und für kurze Zeit im Rampenlicht steht.

Viele der freiwilligen Helferinnen sind ehemalige MaBa-Nutzerinnen, die sich nun selbst engagieren und für andere als Vorbild fungieren. Zara arbeitet sogar mittlerweile als fixe Mitarbeiterin bei MaBa und leitet Gruppen. „Jede kann etwas Besonderes, jeder kann etwas aus sich machen. Wir wollen die Frauen darin bestärken!“, so das Credo bei MaBa.