Eltern, die ihren eigenen Medienkonsum im Griff haben und wissen, was ihnen wichtig ist, strahlen Stabilität aus. Sie können das, was ihnen wichtig ist, in liebevoller Weise auch gegen Widerstand und trotz Konflikten konsequent vermitteln und umsetzen.

Warum ein bewusster Umgang mit dem Handy für Kinder so wichtig ist

In vielen Familien gehört das Smartphone zum Alltag – auch bei sehr kleinen Kindern. Doch der übermäßige Medienkonsum kann die gesunde Entwicklung stark beeinträchtigen. Schon Ein- bis Zweijährige sitzen oft stundenlang vor dem Bildschirm. Die Folgen zeigen sich immer häufiger in Entwicklungsverzögerungen, Sprachproblemen und sozialem Rückzug.

Was passiert im kindlichen Gehirn?

Digitale Medien lösen durch ihre schnellen Bildwechsel und Reize eine Reizüberflutung aus. Das Gehirn kleiner Kinder kann diese Menge an Informationen noch nicht verarbeiten. Die Folge sind:

  • Sprachverzögerungen
  • Konzentrationsschwächen
  • Aufmerksamkeitsprobleme
  • Mangelnde emotionale Bindung
  • Soziale Unsicherheit
  • Erhöhter Stresspegel, Unruhe und Rückzug

Eltern handeln oft aus Überforderung

Nutzen Sie das Handy auch immer wieder als „digitale Beruhigung“? 
Geben Sie Ihrem kleinen Kind das Smartphone, nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil Ihnen Zeit und Energie fehlen? 

Achten Sie gut auf sich und schauen Sie, wie Sie wieder zu mehr Zeit und Energie kommen können. Gerade Kleinkinder brauchen echte Nähe, Sprache, Bewegung und gemeinsame Erlebnisse, um sich gut entwickeln zu können. Durch miteinander sprechen, Blickkontakt, körperliche Nähe, Spielen und draußen die Welt entdecken entsteht echte Begegnung und Bindung und damit auch emotionale Sicherheit. Kein Kind braucht ein Tablet. Aber jedes Kind braucht einen Menschen, der es mag und sich ihm zuwendet.  

Christine Hartl-Leibetseder, Psychologin und Psychotherapeutin

Kinder orientieren sich stark an ihren Eltern. Achten Sie daher darauf, wie oft und in welchen Situationen Sie selbst digitale Medien nutzen. Wenn Eltern oft aufs Handy schauen, sendet das die Botschaft, dass dies wichtiger ist als das unmittelbare Miteinander. Überdenken Sie Ihr eigenes Medienverhalten kritisch und seien Sie ein positives Vorbild.

Definieren Sie fixe Zeiten, in denen die Nutzung von Handy, Tablet und Co. erlaubt ist. Es kann sinnvoll sein, klare Regeln für medienfreie Zonen und Zeiten aufzustellen, z. B. kein Handy während der Mahlzeiten oder nach einer bestimmten Uhrzeit abends. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran.

Eine bewusste Medienauszeit ist wichtig für die physische und psychische Gesundheit. Kinder und Erwachsene brauchen regelmäßige Offline-Zeiten, um sich zu erholen und wieder mehr im Moment zu leben. Einen wertvollen Ausgleich bieten Aktivitäten im Freien, Sport oder Spiele.

Legen Sie fest, wo die Handys liegen, und schaffen Sie bewusst handyfreie Zeiten, z. B. zum Spielen, Vorlesen und Plaudern. Legen Sie das Handy auf einen "Handyparkplatz". Das zeigt ihrem Kind: JETZT bist DU dran. 

Schulen und der Alltag erfordern zunehmend digitale Kompetenzen. Unterstützen Sie Ihr Kind darin, sinnvolle und produktive Wege der Mediennutzung zu entdecken, z. B. beim Lernen mit digitalen Tools, der kreativen Nutzung von Apps oder dem sicheren Surfen im Internet. Erklären Sie, wie man Quellen kritisch hinterfragt und welche Gefahren das Internet birgt (z. B. Cybermobbing oder Datenschutzprobleme).

Sprechen Sie frühzeitig über Themen wie Cybermobbing, Datenschutz und die Glaubwürdigkeit von Online-Inhalten. Es ist wichtig, dass Kinder wissen, dass sie sich bei Problemen an Sie wenden können. Regelmäßige Gespräche über diese Risiken stärken das Vertrauen und die Fähigkeit, Gefahren selbst zu erkennen.

Die intensive Mediennutzung kann dazu führen, dass persönliche Kontakte in den Hintergrund treten. Fördern Sie deshalb bewusst Begegnungen, gemeinsame Aktivitäten oder Familienrituale, die frei von Bildschirmen stattfinden. Diese Zeit stärkt das Gefühl der Zusammengehörigkeit und hilft Kindern, ihre sozialen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Nutzen Sie digitale Geräte aktiv mit ihren Kindern anstatt sie strikt zu verbieten. Zeigen Sie Interesse an den Inhalten, die Ihr Kind konsumiert, und sprechen Sie über deren Bedeutung. So fördern Sie ein Bewusstsein für Medieninhalte und deren Wirkung.