AMIKE-Telefon: Zuhören gegen die Verzweiflung

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11. März 2022
Die Nothilfe in der Ukraine läuft auf Hochtouren, um die Geflüchteten vor Kälte und Hunger zu schützen und mit dem Nötigsten zu versorgen. Das AMIKE-Telefon, ein österreichweites mehrsprachiges Angebot der Diakonie, bietet psychologische Unterstützung an.

Zuhören gegen die Verzweiflung. Das Leid der Vertriebenen, aber auch ihrer Angehörigen in Österreich und hier ansässiger Menschen ukrainischer oder russischer Herkunft ist unvorstellbar. - Viele wissen nicht wohin mit ihren Sorgen. Hier hilft das AMIKE-Telefon, ein österreichweites mehrsprachiges Angebot der Diakonie.

Menschen brauchen auch emotionale Zuflucht. Wir sind für alle da, die vom Krieg erschüttert sind. Im Gespräch mit AMIKE gibt es einen sicheren Raum für Verzweiflung und Angst. Wir helfen dabei die Kraft zu finden, trotz allem weiterzumachen.

Ilse Haslinger, Einrichtungsleiterin der Interkulturellen Psychosozialen Akuthilfe der Diakonie.

Seit Beginn des Ukrainekriegs suchen immer mehr Betroffene Hilfe: 

  • Angehörige auf der Flucht. Ein ukrainisch-österreichisches Paar ist krank vor Sorge um die Tochter und die beiden Enkelkinder, die sich gerade auf der Flucht zu ihnen befinden. Ihren Vater mussten die Kinder zurücklassen, er ist einberufen worden. Die beiden Anrufer:innen wissen nicht, wo ihre Angehörigen gerade sind und wie es ihnen geht. 
  • Mobbing in der Schule. Eine österreichische Schülerin ruft verzweifelt bei AMIKE an, ihr Vater ist Russe, die Mutter Österreicherin. Das Mädchen wird plötzlich in der Schule als Halbrussin ausgegrenzt. Sie versteht nicht, warum die Schulkolleg:innen nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen und will nur noch von der Mutter abgeholt werden. 
  • Familie im Kriegsgebiet. „In so einem Zustand war ich noch nie in meinem Leben“, sagt eine Anruferin, die sich in Panik an AMIKE wendet. Als gebürtige Ukrainerin lebt sie mit ihrem Mann und den beiden hier geborenen Kindern seit über 10 Jahren in Österreich. Seit dem Ausbruch des Krieges hat sie unendliche Angst um ihre alleinstehende Mutter und um ihre Schwester. Beide sind in der Kriegsregion zuhause, jedoch auf unterschiedlichen Seiten: Die Mutter unweit der ukrainisch-polnischen Grenze, wo nur 60 km entfernt Bomben auf Wohngebiete fallen – und die Schwester mit ihrer Familie in Moskau, wo sie mit ihrem ukrainischen Pass um ihr Leben fürchten muss und dem 18-jährigen Sohn der Militärdienst droht.  
  • Gestrandet in der Ukraine. Zwei iranische Studenten sind hoffnungslos in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, gestrandet. Sie können weder vor noch zurück: Flüge sind gestrichen und sie erhalten kein Transitvisum mehr. In einer U-Bahn-Station nahe dem Flughafen sitzen sie verzweifelt in der Falle und wenden sich über einen Wiener Kollegen hilfesuchend an AMIKE. 
  • Eine Frage der Solidarität. Zwei ukrainische Studenten sind schon seit Beginn der Ukrainekrise von einem inneren Kampf zerrissen: Sollen sie in Wien in Sicherheit bleiben oder ihr Heimatland solidarisch verteidigen? Darauf können nur sie selbst eine Antwort finden, aber AMIKE hilft, die Panik zu überwinden, um zu einer Entscheidung zu gelangen. 

Die krisenerfahrenen AMIKE-Berater:innen hören zu, beruhigen und machen Mut. Die Hilfesuchenden erhalten bei akuten psychischen Belastungen emotionale Nothilfe: anonym, kostenlos und mehrsprachig.

AMIKE-Telefon: +43 (0)1-343 01 01 

AMIKE - Telefon Sozialmedizinische Beratung
Bezirke: Ganz Österreich
Beratungssituation im Austria Center Vienna: Zwei Frauen und ein Bub werden von zwei Mitarbeiterinnen der Diakonie beraten.
© Roberta Rastl-Kircher
Hilfe für Ukraine Flüchtlinge in Österreich

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