Ein neues Modell für die Organisation von Pflege - fachliche Vision, qualitative Haltung, konkrete innovative Finanzierungslogik. Damit der Mensch im Mittelpunkt steht - ohne Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Kosten.

Die Herausforderungen

Demographischer Wandel
Im Jahr 2030 wird die Generation der Babyboomer pflegebedürftig sein. Die Folge: die volkswirtschaftlichen Kosten für die Langzeitpflege werden sich verdoppeln.
Familienstrukturen verändern sich
Familien werden kleiner, Mobilität nimmt zu, Generationenbeziehungen verändern sich. Das Modell der privaten Pflege innerhalb der Familie (meist von Frauen geleistet), kommt immer mehr unter Druck.
Der Mangel an Fachkräften
Der Mangel an Fachkräften wird in den nächsten Jahren drastisch wachsen. Prognosen zeigen, dass in Österreich bis zum Jahr 2030 24.000 Pflegekräfte fehlen werden.
Ansprüche verändern sich
Der Wille nach umfassender Selbstbestimmung im Alter löst das vorherrschende Bild von Abhängigkeit zunehmend ab

Starre Säulen und zersplitterte Kompetenzen

In der Praxis gibt es drei relativ starre Versorgungssäulen in der Pflege:

  • mobile  Dienste
  • teilstationäre Tagesbetreuung
  • stationäre Versorgung in Altenheimen

Auch wenn sich diese drei Versorgungssäulen getrennt voneinander entwickeln, gefördert oder ausgebaut werden - es gibt nur eingeschränkte Durchlässigkeit .
Die Netto-Gesamtausgaben sind unterschiedlich - die Anzahl der Leistungsbezieher*innen unterscheidet sich enorm - die monatlichen Kosten der öffentlichen Hand varrieren stark.

Die Zersplitterung der Kompetenzen im Pflegebereich ist enorm: sowohl Bund, Länder, Gemeinden und Städte finanzieren und steuern im Bereich der Langzeitpflege:

  • die Kosten einzelner Angebote werden nach unterschiedlichen Schlüsseln zwischen Land und Kommunen geteilt
  • die öffentlichen Budgets wachsen langsamer als es aufgrund der Demografie nötig wäre 
  • es wird oft weder das von den Kund*innen gewünschte, noch das volkswirtschaftlich nachhaltigste Angebot zur Verfügung gestellt, sondern jenes, das das Budget des Kostenträgers am wenigsten belastet
  • Personalengpässe erschweren eine wirklich bedarfsorientierte Versorgung

Für eine Person kann es einerseits ökonomisch günstiger sein, in ein Altenheim zu ziehen, als den Pflegebedarf durch eine umfassende Betreuung zuhause zu decken. Andererseits können pflegebedürftige Menschen oft weder das Angebot noch den Anbieter frei auswählen.

Für diesen Paradigmenwechsel braucht es einen konkreten Vorschlag: Das Modell SING - Seniorenarbeit Innovativ Gestalten stellt den Mensch in den Mittelpunkt.

Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich

Was braucht es?

Die Überwindung alter Logiken und die Orientierung an drei konkreten Leitprinzipien. Aufzubauen ist hierfür eine neue Finanzierungslogik, die es uns ermöglicht, sich zu einer personenzentrierten Begleitung im Alter hinzuentwickeln.

Pflegebedürftige Personen übernehmen Mitverantwortung für die Gestaltung ihres Pflegesettings.

Ich will selbst entscheiden, wie ich mein Leben führe.

Sie machen dies durch:

  • transparente Information
  • individuelle Beratung
  • entsprechende Ressourcen

Das Wissen über die eigene Situation mitentscheiden zu können, hat eine zentrale Bedeutung. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, eine klare Meinung über die persönliche Lebensführung zu besitzen und auch, wie er gepflegt und betreut werden möchte.

Es braucht bei Eintritt in die Pflegebedürftigkeit schnelle, umfassende und kompetente Unterstützung  - im Sozialsystem der Zukunft stehen "Pflegelots*innen", sprich kompetente Vertrauenspersonen, Personen mit Pflegebedarf und Angehörigen zur Seite.

Jede Person soll im Alter leben können, wo und wie es ihrem Willen entspricht.

Derzeit bestimmt das System das Angebot - künftig soll der Mensch das Angebot bestimmen - die Pflegelots*in unterstützt dabei, den persönlichen Willen möglichst genau zu definieren und kümmert sich um die Koordination lokal verfügbarer Dienstleistungen.

Der Schlüssel für den Abschied vom Schema F ist höhere Flexibilität und mehr Individualität.

Dazu brauche ich Unterstützung, die sich flexibel und individuell an meine Bedürfnisse anpasst.

Soziale Bedarfe variieren - von Region zu Region, von Ort zu Ort, von Mensch zu Mensch. Künftig soll man nicht nur mehr aus wenigen starren Angebotskategorien wählen können, sondern es entstehen immer genau dort und dann jene Dienstleistungen, die die Kund*innen brauchen.

Im Sozialsystem der Zukunft werden nicht zentral normierte Angebote Jahre im Voraus geplant, sondern alle Akteur*innen implementieren kleinräumig und schnell innovative Dienstleistungen - eng vernetzt mit Angehörigen und freiwillig Engagierten.

Der Welfaremix wird so bunt wie die Bedürfnisse der Menschen.

Derzeit ist man auf die fixe Angebotsstruktur angewiesen, die keine anderen Möglichkeiten als die Bestehenden zulassen - künftig bestimmen flexible, lokale Angebote den "Markt" - neu gewonnenes Know-how für Angehörige über bestehende, teils individuelle Möglichkeiten führen zu Entlastung der Familienstrukturen. 

Sozialraumorientierung heißt nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern die Räder so zu justieren, dass sie noch besser ineinandergreifen.

Ich wünsche mir, dass mich nach wie vor Menschen aus meinem Umfeld begleiten und Teil meines Lebens bleiben.

In einem innovativen Sozialsystem ziehen Profis und Angehörige an einem Strang und knüpfen gemeinsam ein tragfähiges Netz - im Fokus: persönliche Ressourcen werden aktiviert, pflegende Angehörige erhalten professionelle Unterstützung, Freiwillige werden einbezogen und Profis steuern Expertise und passgenaue Dienstleistung bei.

Alle Partner arbeiten effizient zusammen, um die Ziele der Personen mit Pflegebedarf zu verwirklichen.

Derzeit verpuffen viele Sozialraumressourcen - kombiniert man jedoch alle Ressourcen aktiv, können Personen mit Pflegebedarf länger in ihrem gewohnten sozialen Umfeld bleiben.

Wenn es gelingt, diese drei Leitprinzipien umzusetzen, profitieren künftig immer mehr Menschen von einem qualitätsvollen Leben im Alter. Und Anbieterorganisationen können gemeinsam mit Angehörigen, Freiwilligen, Behörden und Kostenträgern die Seniorenarbeit innovativ gestalten. 
#Selbstbestimmung #WahlfreiheitimAlter

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SING - Seniorenarbeit Innovativ Gestalten

Ein konkreter Vorschlag für eine neue Finanzierungs- und Bereitstellungslogik der Pflege entwickelt um ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu begleiten.
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Modell SING

Ein neues Modell für die Organisation der Pflege

Fachliche Vision, qualitative Haltung, konkrete Finanzierungslogik.