Nach dem Erdbeben
Die Stadt Antakya in der Türkei wirkt wie leergefegt. Mehr als die Hälfte der Einwohner:innen hat die Stadt verlassen. Wer geblieben ist, lebt in Zelten. So auch Gülden Helvaci. In ihrer Hand ein roter Korb voller Wäsche, die sie in eine Waschmaschine stopft. Auf dem umgebauten LKW-Anhänger stehen fünf Waschmaschinen und drei Trockner, zwei große Tanks mit Wasser und ein Generator, der den mobilen Waschsalon mit der nötigen Energie versorgt. Die fahrenden Waschmaschinen gehören zu den Hilfsmaßnahmen, welche Support to Life, der lokale Partner der Diakonie Katastrophenhilfe, in der Region leistet. Die Menschen melden telefonisch den Bedarf an, der Salon kommt hin und kann genutzt werden. Er steht jeden Tag woanders, um Menschen zumindest die Möglichkeit zu geben, ihre Wäsche zu waschen.
Während des Waschgangs kommen zwei Frauen ins Gespräch. „Ich hatte geahnt, dass etwas kommt“, sagt Vildan. Deshalb sei sie in der Nacht der Katastrophe wach gewesen und sie war schnell mit ihrem Mann im Freien. „Ich schaute nach links und ein Haus brach zusammen. Ich schaute nach rechts und ein weiteres Haus stürzte ein“, erinnert sie sich.
Sofort fing sie an, Menschen aus dem Schutt zu retten. „Eine junge Frau kam aus den Trümmern. Ich habe sie auf den Arm genommen. Wir stiegen ins Auto, um ins Krankenhaus zu fahren. Doch die Straßen waren aufgrund des Erdbebens versperrt. Ich habe sie in meinen Armen verloren“, erzählt Vilcan. „Sie war erst kürzlich Anwältin geworden und war die Nachbarin meiner Tochter.“ Diese lebte im obersten Stock eines Gebäudes, dass die unteren Etagen und die Bewohner unter sich begrub. „Meine Tochter überlebte, hatte aber eine Verletzung an der Wirbelsäule. Es dauerte fünf Tage, bis wir außerhalb der Stadt eine Behandlung für sie fanden“, erzählt Vildan. Das Überleben der Tochter war Glück im Unglück. 70 Angehörige hat die Familie durch die Katastrophe verloren.
Zuhause durch zweites Beben komplett zerstört
„In den ersten Tagen blieben wir in unserem eigenen Auto“, berichtet Gülden, denn ihr Haus ist beim zweiten Beben völlig zerstört worden. Sie und ihre Familie mussten einige Tage im Auto ausharren: „Es war sehr schwierig. Es gab Frost, der Ventilator im Auto funktionierte nicht, ich versuchte, meine Enkelin mit Decken zu wärmen.“
Eine Perspektive? Die gibt es derzeit nicht, sagen beide. Der Mann von Gülden arbeitete früher als Getränkelieferant, den Job hatte er kurz vor dem Beben aufgegeben. Sie haben kein Einkommen, sind vollkommen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Drei Mal täglich stellen sie sich für eine warme Mahlzeit einer nahegelegenen Ausgabestelle an, die vielerorts das Bild prägen. Über die Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe haben sie dank Spenden Hygienekits erhalten. „Gestern waren wir noch reich, heute sind wir arm. Aber Gott sei Dank sind wir noch am Leben“, sagt Gülden.
Dank Spenden konnte STL, unsere Partnerorganisation, in der Türkei Zeltcamps aufbauen, Wassertanks und WCs installieren. Die mobilen Waschsalons ermöglichen den Menschen, wenigstens die Wäsche zu waschen und so ein Stück Normalität in dieser schwierigen Zeit zu bewahren. Spenden werden dort eingesetzt, wo es gerade am dringendsten ist. Bitte Spenden Sie für die Menschen in der Türkei, die durch das Erdbeben ihr Zuhause verloren haben und ihr Leben neu anfangen müssen!
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